Wie gut ist die Beratung zum Vermögensaufbau? 14 Geldinstitute im Test
Wer reich werden will, ist bei den Beratern vieler Banken ganz gut aufgehoben, fanden unsere Tester heraus. Die Gewinner-Banken.
von Bernhard Bomke, Euro am Sonntag
Ein Vermögen hat man oder man hat es eben nicht: So lautet eine der vermeintlichen Lebensweisheiten des Jahres 2018. Aber ein Vermögen aufbauen? Wie soll das gehen bei den mickrigen Zinsen, ächzenden Lebensversicherungen und teuren Immobilien? Woher soll der Glaube daran kommen, wenn die Unkenrufe nach einem Crash an den Börsen zwar nicht lauter werden, aber eben doch beharrlich laut bleiben? Und woraus soll sich die Zuversicht speisen, wenn selbst vermeintlich sichere Anlagen wie die in Hochseecontainer Skepsis auslösen, seit die P & R-Blase platzte?
Viele Anleger lassen sich nicht kirre machen und belassen es nicht bei solchen Fragen. Sie finden Antworten und äußerten sie zum Beispiel in der jüngsten Fokusbefragung von AXA Deutschland zum Thema "Anlageverhalten der Deutschen". Und siehe da: Immerhin 20 Prozent nannten Aktienfonds als die beste Anlage zum Aufbau eines Vermögens. Jeder Zehnte denkt vor allem an Immobilienfonds, und sieben Prozent äußerten eine Schwäche für Aktien. Okay, nur drei Prozent der Befragten führten Zertifikate und die seit geraumer Zeit hochgejubelten ETFs (Indexfonds) an, doch zusammengerechnet gehen mithin 40 Prozent der Deutschen eher offensiv an die Sache mit dem Vermögen, das sich mehren möge, heran. Zumindest in der Theorie.
Nach Fatalismus und Schulterzucken klingt das alles nicht, sondern danach, dass eine große Zahl potenzieller Anleger auch tatsächlich anlegt oder das bald tun könnte. Und zwar zu dem Zweck, zumindest ein bisschen Reichtum aufzubauen. Grund genug für €uro am Sonntag, zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) aus Düsseldorf zu testen, was Anlagewillige erleben, wenn sie sich nicht nachts um 2 Uhr an ihren Laptop setzen und sich zum Beispiel einem unbelebten Robo-Advisor anvertrauen, sondern ganz klassisch bei einer Bank beraten lassen.
Die getesteten Banken
14 Geldinstitute wurden auf ihre Qualitäten bei der Beratung, bei den gegebenen Produktempfehlungen und beim Service gecheckt. Mit dabei die acht überregionalen Institute BBBank, Commerzbank, Deutsche Bank, GLS Bank, Hypovereinsbank, Postbank, Santander und Targobank. Hinzu kommen die regionalen Banken Frankfurter Sparkasse, Sparda-Bank Hannover, Sparda-Bank München, Sparkasse KölnBonn, Volksbank Dresden und Volksbank Stuttgart. Um es gleich vorwegzunehmen: Sowohl regionale als auch überregionale Banken fanden sich unter denen, die in der Gesamtwertung mit der Note "sehr gut" abschnitten. Anders sieht es bei den Schlusslichtern aus: Hier kommen bei manchen Prüfaspekten einzig überregionale Banken nicht über ein "mangelhaft" oder ein "ungenügend" hinaus.
Gesamtwertung (pdf)
Beratung (pdf)
Doch der Reihe nach. Die Tester entwarfen die drei typischen Lebenssituationen eines Berufseinsteigers, einer jungen Familie mit zwei Kindern und eines arrivierten Gutverdieners. Auf der Grundlage dieser drei Musterfälle organisierte das DKI je Profil und Bank zwei Beratungstermine mit dem erklärten Anliegen, ein Vermögen aufzubauen. Die Testpersonen bewerteten hernach den Umfang und die Qualität der Beratungsgespräche (siehe unten "So wurde gewertet").
Die von den Bankberatern empfohlenen Produkte flossen nach einem von €uro am Sonntag entwickelten Punkteschema in die Bewertung ein. ETFs erhielten generell die höchste Punktzahl. Gleich dahinter ordneten die Tester Aktienfonds, Mischfonds (vor allem Aktien), Dachfonds (vor allem Aktien) und Riester-Fondssparpläne ein. Schwächer, aber immer noch durchschnittlich mit Punkten ausgestattet wurden Immobilienfonds, Mischfonds (Aktien und Anleihen) und fondsbasierte Rentenversicherungen. Die Minimalpunktzahl gab es für empfohlene Banksparpläne, Lebens- und Rentenversicherungen sowie Sparbücher, die mindestens 0,8 Prozent Zinsen im Jahr abwerfen. Keinerlei Punkte gab es für Tagesgeld, Geldmarktfonds und Sparbücher, die weniger als 0,8 Prozent im Jahr bringen. Zu guter Letzt prüfte das DKI den Kundenservice der 14 Banken.
Zwölf Banken mindestens "gut"
Die gute Nachricht für Anleger, die demnächst einen Bankberater aufsuchen wollen: Zwölf der 14 Banken erreichten als Gesamtnote mindestens ein "gut". Als Testsieger und damit als bester Berater in puncto Vermögensaufbau ging die BBBank aus dem Vergleich hervor. Sie fiel den Testkunden bei den Beratungsgesprächen am positivsten auf. Die Bank punktete unter anderem damit, dass sie sich mit am gründlichsten ein Bild von der Lebenssituation der Testkunden machte, und empfahl, den zur Verfügung stehenden Betrag auf verschiedene Produkte aufzuteilen. Die Berater wirkten auf die Testpersonen "sehr kompetent". Weiterempfehlungsquote: 100 Prozent.
Der Mix der von der BBBank empfohlenen Produkte erhielt die Note "sehr gut". Die Wahl der Berater fiel vor allem auf Misch-, Dach- und Immobilienfonds. Zudem boten sie in jedem zweiten Fall die fondsbasierte Rentenversicherung UniProfiRente an. Beim Kundenservice fiel die BBBank zwar nicht dadurch auf, dass ihre Servicemitarbeiter auf Fragen via E-Mail besonders schnell reagierten, aber die Rückmeldungen wurden als besonders freundlich empfunden.
Regionale im Schnitt besser
Am schlechtesten kam die Santander Bank bei dem Vermögensaufbautest weg, und das, obwohl es die GLS Bank ist, die dadurch auffällt, dass sie in einer Einzelkategorie besonders miserabel abschnitt. Konkret: Im Ranking "Beratung junge Familie" erhielt sie nur 2,9 von 100 möglichen Punkten. Einen solch schwachen Wert misst das DKI höchst selten. Die Santander Bank bekam in dieser Kategorie als Zweitletzter immerhin noch gut 30 Punkte.
Doch insgesamt bekleckerten sich die Santander-Berater am wenigsten mit Ruhm. Nicht einmal die Hälfte von ihnen erkundigte sich nach der konkreten Lebenssituation der Testpersonen. Auf die Idee, die Rentenlücke der Kunden zu berechnen, kam keiner. In fünf von sechs Gesprächen empfahlen die Berater nur ein bestimmtes Produkt. An die Möglichkeit, den anzulegenden Betrag aufzuteilen, dachten sie nicht. In keinem der Gespräche fertigten die Santander-Berater eine Geeignetheitserklärung an, und das, obwohl ausdrücklich auch Wertpapiere empfohlen wurden.
Trotz des zur Gruppe der überregionalen Geldinstitute zählenden Testsiegers BBBank fällt auf: Regional tätige Häuser schnitten im Schnitt besser ab als die in ganz Deutschland aktiven. Regionale Banken haben hinsichtlich der Beratungsqualität und der Vielzahl der Produkte, die Berater im Blick haben sollten, also häufig mehr auf der Pfanne als Großbanken. Bemerkenswert.
Zudem gibt es bei manchen Banken gewaltige Unterschiede in der Beratungsqualität, die sich offenbar nur mit der Unterschiedlichkeit der Kundentypen erklären lassen. So bekam die Postbank für die Beratungsqualität von Berufseinsteigern die Note "sehr gut", hatte sie es hingegen mit Gutverdienern zu tun, ein "befriedigend", während die Qualität in den Gesprächen mit jungen Familien nur für ein "ausreichend" genügte. Anders bei der Commerzbank. Deren Berater bekamen von jungen Familien ein "sehr gut", während sich Gutverdiener von der Großbank nur "ausreichend" beraten fühlten. Bleibt als Trost, dass 83 Prozent der Tester die Berater generell als kompetent oder sehr kompetent erlebten. Das mit dem Vermögensaufbau könnte also womöglich wirklich klappen.
Junge Familie (pdf)
Berufseinsteiger (pdf)
Gutverdiener (pdf)
So wurde bewertet:
Um zu erfahren, welche Vorschläge die 14 Banken im Test in Sachen Vermögensaufbau machen, hat €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) drei Musterkunden (siehe Seiten 70 und 71) entwickelt. An diesen orientierten sich unsere Testkunden in ihren Beratungsgesprächen vor Ort. Bei den Terminen achteten die Tester vor allem darauf, wie der Berater auf ihre Wünsche einging, ihre finanzielle Situation erfasste, welche Vorschläge er machte und ob und wie er über die Chancen, Risiken und Gebühren der empfohlenen Produkte informierte. Dieser Part ging mit 50 Prozent in die Gesamtwertung ein.
Im zweiten Schritt wurden die empfohlenen Anlagen bewertet. Dabei war entscheidend, ob und, falls ja, wie gut die den Testkunden ans Herz gelegten Produktarten zu ihrem jeweiligen Risikoprofil und ihren geäußerten Wünschen passten. Dieser Teil zählte 30 Prozent.
Die restlichen 20 Prozent machte der Servicetest aus. Hier wurden die Internetseiten der Banken auf ihren Informationsgehalt zum Vermögensaufbau untersucht. Zudem wurde mit Testanrufen und -E-Mails die Freundlichkeit und vor allem die Sachkenntnis der Mitarbeiter getestet. Der Test umfasst in Summe 160 Einzelkriterien.
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