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Steuersoftware: Diese Programme sparen Ihnen bares Geld

24.03.18 01:00 Uhr

Steuersoftware: Diese Programme sparen Ihnen bares Geld | finanzen.net

Wer für die jährliche Pflichtaufgabe des Fiskus Steuersoftware nutzt, kommt schnell und effektiv zu seiner Rückerstattung. Die neuen Programme im Test.

von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag

Finanzminister Olaf Scholz startet mit einem dicken Geldpolster ins neue Amt. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkassen haben vergangenes Jahr einen überraschend hohen Einnahmeüberschuss von 36,6 Milliarden Euro erzielt. Auch wenn man dem Bundeskassenwart nach den Turbulenzen der vergangenen Monate einen reibungslosen Start gönnt - schenken muss man ihm nichts.



Dafür muss zum 31. Mai die Steuer­erklärung 2017 beim Finanzamt eingegangen sein. Über eine Neuerung dürfen sich schon alle Steuerzahler freuen: Belege zu Werbungskosten und Sonderausgaben müssen nicht mehr eingereicht werden. Der berüchtigte Schuhkarton, in dem Rechnungen von Handwerkern, Haushaltshilfen oder IT-Fachhändlern übers Jahr gesammelt wurden, sollte dennoch nicht vorschnell entsorgt werden. Der Fiskus kann die Unterlagen nachträglich anfordern.

Papierformulare weniger gefragt

Der Gesetzgeber reagiert damit auf den Trend, dass immer mehr Bürger ihre Steuerformulare nicht mehr in Papierform einreichen. Vergangenes Jahr wurden von rund 29 Millionen Steuererklärungen bereits 22 Millionen elek­tronisch übermittelt. Es könnten noch mehr werden. Wer sich papierlos erklärt und in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, NRW, Rheinland-Pfalz oder Sachsen wohnt, hat dieses Jahr zwei Monate länger Zeit, also bis Ende Juli. Diese Länder ziehen eine Regelung vor, die bundesweit erst ab 2019 gelten soll.



Die Finanzverwaltung forciert den Abschied vom Papier zusätzlich: Das kostenlose behördliche Steuerportal elster.de wurde runderneuert. Die Dateneingabemasken sind nun noch benutzerfreundlicher gestaltet, auch den elektronischen Steuerbescheid soll man nun reibungslos abrufen können.

Konkrete Spartipps gibt es von der ­Finanzverwaltung aber auch künftig nicht. Weil Formulare nicht optimal ausgefüllt werden, bleiben jedes Jahr Hunderte Millionen Euro unnötig gezahlte Abgaben in der Staatskasse.


Gute Gründe, sich von digitalen Helfern durch die Steuererklärung lotsen zu lassen. Mit dem Einkommensteuerbescheid für 2017 gibt es im Schnitt 900 Euro zurück. Wer fürs Ausfüllen kommerzielle Steuerprogramme nutzt, kann in der Regel noch einmal rund 100 Euro mehr erstattet bekommen.

Produktcheck in vier Kategorien

Welche neuen Softwareangebote Anwendern die besten Steuerspartipps und die höchste Bequemlichkeit beim Einpflegen ihrer Daten bieten, hat €uro am Sonntag in einem Produktcheck ermittelt (Ergebnisse siehe PDF-Tabelle unten).

Am stärksten gewichtet wurde die Qualität der individuellen Steuertipps (40 Prozent). Der Nutzerkomfort beim Einpflegen der Daten wurde mit 30 Prozent bewertet. Die Qualität des meist elektronischen Handbuchs, die sachliche Richtigkeit der Berechnung und die elektronische Hilfe beim Datenabgleich mit dem späteren Steuerbescheid plus das Einlegen von Einsprüchen flossen mit je zehn Prozent in das Ergebnis ein.

Da jeder Steuerfall anders liegt und es die optimale Software für alle Anforderungen nicht gibt, wurde der Test zudem in vier Kategorien unterteilt. Die besten Produkte sind "WISO steuer: Office" (im Bereich Premium/für komplexe Steuerfälle), "WISO steuer: Sparbuch" (für Standardfälle), "Quick- Steuer" (für einfach liegende Fälle) und "WISO steuer: Web" (für Online-Steuer- erklärungen direkt im Internet).

Gesamtfazit des Tests: Die großen Hersteller fahren bei ihren Angeboten für die Steuererklärung am PC und als rein internetbasierte Lösung unterschiedliche Strategien. Buhl Data, mit den Produktreihen "WISO steuer" und "tax" der Marktführer in Deutschland, macht keinen Unterschied mehr: Die Nutzer können ihre Daten sowohl am PC und auf dem Tablet als auch im Internet einpflegen, indem sie auf ihre Steuer­daten via E-Mail und Passwort zugreifen. "Wir beseitigen so bisher vorhandene Medienbrüche und machen die ­digitalen Schnittstellen optimal nutzbar", erklärt Peter Schmitz, Geschäftsführer von Buhl Tax Service.

Die Akademische Arbeitsgemeinschaft (AG) bietet ihr Flaggschiffprodukt "SteuerSparErklärung" dagegen nur in der Offlinevariante an - als CD oder zum Download via Internet. "Aus Kundenbefragungen wissen wir, dass unsere Stammnutzer ihre Steuererklärung bevorzugt am PC erledigen", sagt Verlagsleiter Hubert Haarmann. Eine synchrone Onlinevariante der "SteuerSparErklärung" würde sich derzeit nicht rechnen. Eine reine Online-Erklärung ist von diesem Anbieter nur in der "STEUEReasy"-Reihe verfügbar, die vor allem für einfach liegende Fälle konzipiert ist.

Dabei profitiert die Akademische AG auch von ihrer Kooperation mit Kon­kurrent Haufe Lexware, für dessen Vorzeigeprodukte "Taxman" und "QuickSteuer" sie seit 2014 die Rechenkerne liefert. Die Haufe-Tochterfirma smartsteuer unterstützt die Akademische AG im Gegenzug bei der Weiterentwicklung ihrer Online-Angebote.

Auch Haufe Lexware setzt auf eine strikte Trennung von Desktop-Ange­boten und Onlinelösungen. "Da wir Stamm­beziehern von ,QuickSteuer‘ und ,Taxman‘ nicht vorschreiben wollen, mit welchem Medium sie ihre Steuererklärung 2017 erstellen, besteht dieses Jahr für sie einmalig die Möglichkeit, unser Onlineprogramm ,smartsteuer‘ kostenlos zu nutzen", erklärt Haufe- Lexware-Produktmanagerin Barbara Specht. Dazu muss ein Zugangscode aktiviert werden, den Kunden mit Kauf eines Boxsets oder beim Download von "Quick Steuer" und "Taxman" erhalten.

Steuer-Apps noch keine Konkurrenz

Anbieter Forium, mit seinen Produkten "Lohnsteuer kompakt" und "Steuer- Go" Pionier der kommerziellen Internet-Steuerprogramme in Deutschland, setzt dagegen weiterhin ausschließlich auf Online-Angebote. "Neu auf dem Markt kommende Smartphone-Steuer- Apps sind keine ernsthafte Konkurrenz für uns, da ihnen die inhaltliche Tiefe fehlt und Steuersparmöglichkeiten nicht ausgeschöpft werden", meint Fo­rium-Geschäftsführer Felix Bodeewes. Abzuwarten bleibt, wie sich dieses neue Marktsegment entwickelt.

Ein Ideal haben jedenfalls alle Steuersoftwareanbieter: Intelligente digitale Schnittstellen sollen es Nutzern ersparen, Daten mühsam zu suchen und abzutippen, die Angaben müssen lediglich noch per Mausklick oder Bildschirm­berührung bestätigt werden. Damit sichern sich Steuerzahler ganz automatisch die optimale Erstattung.

Automatische Steuererklärung

Am weitesten vorangeschritten ist auf diesem Feld Marktführer Buhl Data mit einem neuen Produktangebot. Über "steuer:Automatik" soll sich die Steuererklärung 2017 "fast wie von selbst" erledigen, verspricht der Hersteller. Steuersoftware, die auf das Girokonto zugreifen kann, erkennt steuerlich relevante Buchungen automatisch und ordnet diese direkt den Bereichen der Erklärung zu - ganz ohne Abtippen der Kontoauszüge. "Eine derart automatische Steuererklärung ist mit unserem Onlineprogramm ,steuer-web.de‘ bereits jetzt möglich", meint Schmitz.

Wer das Produkt nutzen will, muss sich allerdings auf das von Bundeskanzlerin Angela Merkel propagierte "Ende der Datensparsamkeit" einlassen. Das ist für Steuerpflichtige, die in der Vor-­Internetzeit aufgewachsen sind, oftmals ein Problem. Jüngere Digital Natives haben bei der Preisgabe von persönlichen Konto- und Versicherungsdaten für ihre Steuererklärung dagegen in der Regel weniger Bedenken.

In einem Punkt hilft Steuersoftware in jedem Fall beim Abgabensparen: Der Kaufpreis ist bis zur Höhe von 100 Euro jährlich von der Steuer absetzbar.

Produktcheck Steuersoftware (pdf)








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