Sparplan statt Sparbuch: Für Kinder ein Vermögen aufbauen
Wer ertragreich für den Nachwuchs anlegen will, bringt es mit Sparkonten nicht mehr weit - wohl aber mit Sparplänen. Wie es geht.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Quizfrage: Was haben Martin Luther und Indira Gandhi mit dem Weltspartag zu tun? Beide Persönlichkeiten sind der Grund dafür, dass der Weltspartag in Deutschland und Indien nicht am letzten Tag im Oktober begangen wird, sondern einen Tag respektive Arbeitstag zuvor.
Denn am 31. Oktober ist in Deutschland Reformationstag - dieses Jahr sogar ein bundesweiter Feiertag -, und in Indien gedenkt man des Todes der früheren Premierministerin. Immerhin gibt es den Weltspartag in diesen Ländern noch. In den USA wurde er schon längst von Halloween verdrängt.
Auch hierzulande geht die Bedeutung des Weltspartags zurück. Zum einen suchen in Zeiten des Onlinebankings immer weniger Menschen eine Bankfiliale auf. Zum anderen verlockt das Zinsniveau nicht unbedingt zum klassischen Sparen. Das betrifft auch jene Kunden, auf die die Aktionen an diesem Tag ausgerichtet sind: die Kinder. Ihnen soll gezeigt werden, dass es sinnvoll ist, sein Geld nicht immer sofort auszugeben, sondern auf ein langfristiges Ziel hin zu sparen. Dafür erhalten sie bei vielen Banken kleine Geschenke, wenn sie ihr Sparschwein in die Filiale bringen.
Doch ein Plüschtier oder Malstifte können nicht wirklich darüber hinwegtrösten, dass es auf Spareinlagen nur noch Mickerzinsen gibt. Wo eine höhere Prozentzahl lockt, ist der Anlagebetrag in der Regel stark begrenzt. Beispiel Mäusekonto der Hamburger Sparkasse: Drei Prozent Zinsen pro Jahr zahlt das Institut für Sparer bis zum Alter von 14 Jahren. Doch dieser Zinssatz gilt nur bis zu einer Summe von 500 Euro. Alles, was darüber hinausgeht, wird nur noch mit 0,03 Prozent per annum verzinst. Befinden sich zum Beispiel 5.000 Euro auf dem Mäusekonto, beträgt die jährliche Rendite nur noch 0,39 Prozent. Das wiegt nicht einmal die derzeitige Inflationsrate auf, die im September bei 1,8 Prozent lag.
Um es klarzustellen: Angebote wie das Mäusekonto sind keine schlechte Sache. Denn kleine Geldgeschenke von Verwandten oder später das Taschengeld können dort sinnvoll angelegt werden. Zudem lernen die Knirpse frühzeitig den Umgang mit einem Konto. Denn ab sieben Jahren können sie eine Bankkarte erhalten und Verfügungen im Taschengeldumfang selbst tätigen, sofern die Eltern ihre Zustimmung geben.
Doch eines bieten Konten dieser Art nicht: eine Möglichkeit, Geld bis zur Volljährigkeit des Kindes rentabel anzulegen. Zumindest, wenn man eine höhere Summe ansparen will. Ebenso nüchtern sollten Eltern die speziellen Angebote der Assekuranzen betrachten. "Ein Versicherungsvertreter rät in erster Linie zur sogenannten Ausbildungsversicherung, einer Sonderform der Lebensversicherung", sagt Davor Horvat, Vorstand der Honarfinanz AG. Die Produkte werben damit, Kinder gegen alle möglichen Risiken abzusichern: gegen Unfall, Schul- oder Berufsunfähigkeit. Zudem sollen sie Kapital für die Ausbildung anhäufen. "Doch leider sind diese Verträge unflexibel und wegen vergleichsweise hoher Kosten wenig renditeträchtig", so Horvat.
Eltern, die ernsthaft Kapital für ihren Nachwuchs aufbauen wollen, brauchen eine günstigere und flexible Lösung - und die Entschlossenheit, möglichst früh nach der Geburt des Kindes mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Denn dann bleibt genügend Zeit, auch in riskantere, aber renditestärkere Anlageklassen wie Aktien zu investieren. Wer 16, 17 oder 18 Jahre vor sich hat, kann durchaus etwas mehr wagen. Denn über diesen langen Zeitraum ist es sehr unwahrscheinlich, mit einem breit gestreuten Aktieninvestment im Minus zu landen.
Nach zwölf Jahren im Plus
So zeigt die Statistik des Deutschen Aktieninstituts: Ein Indexfonds auf die 30 DAX-Werte hätte Anlegern in den vergangenen 50 Jahren noch nie einen Verlust beschert, sofern sie ihn länger als zwölf Jahre hielten. Dabei ist es völlig egal, wann der Ein- und der Ausstieg erfolgten. Wer DAX-Titeln mindestens 15 Jahre treu blieb, konnte in den zurückliegenden 50 Jahren bis zu 15,4 Prozent Rendite per annum erzielen, mindestens aber 2,3 Prozent jährlich. Mit diesem "schlechtesten" Ergebnis wäre zumindest die aktuelle Inflationsrate mehr als kompensiert.
Das zeigt: Über einen langen Anlagezeitraum zahlen sich breit gestreute Aktieninvestments eigentlich immer aus. Und dieser Zeitraum steht Eltern zur Verfügung, wenn sie ihrem Kind früh genug einen Sparplan einrichten. Dazu müssen sie zunächst ein Depot eröffnen.
Grundsätzliche Frage dabei: Soll es auf den Namen der Eltern oder des Kindes laufen? Beides hat Vor- und Nachteile. Wird das Depot im Namen des Kindes eröffnet, können Eltern dessen Steuerfreibeträge bei der Anlage ausnutzen (siehe Investor-Info). Andererseits können sie nichts dagegen tun, wenn der Nachwuchs das Ersparte verprassen will, sobald er 18 ist und allein über das Depot verfügen darf.
Geben Eltern ihrem Kind den nötigen Vertrauensvorschuss und eröffnen ein Depot auf seinen Namen, müssen sie ein wenig Papierkram erledigen. Meist brauchen sie eine Geburtsurkunde und die Steueridentifikationsnummer des Kindes, Kopien ihrer Personalausweise und - bei Alleinerziehenden - einen Sorgerechtsnachweis. Ein Mindestalter für die Eröffnung eines Kinderdepots gibt es nicht. Bis zur Volljährigkeit haben die Eltern die Verfügungsberechtigung.
Frei schalten und walten dürfen sie darin allerdings nicht. Denn schließlich soll das Vermögen des Kindes langfristig erhalten und vermehrt werden. Allzu spekulativ dürfen Eltern bei der Geldanlage also nicht vorgehen. Viele Anbieter schließen Optionsscheine oder ähnliche Anlageformen aus, andere bereits Auslandsaktien. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich vorher schlauzumachen.
Kostenlos-Depots vorziehen
Und wo sollten Eltern nun ein Kinderdepot einrichten? Am besten dort, wo die Depotführung kostenlos ist. Das ist bei vielen Direktbanken der Fall. Aber auch Fondsvermittler im Internet bieten Zugang zu kostenlosen Kinderdepots, die von Depotbanken wie Ebase oder FFB verwaltet werden. Fondsvermittler sind häufig die beste Wahl, wenn es um den Kauf von aktiv gemanagten Fonds geht. Denn sie bieten Tausende Portfolios ohne Ausgabeaufschlag an. Dadurch lässt sich langfristig die Rendite deutlich steigern.
Noch günstiger ist meist ein Sparplan auf börsennotierte Indexfonds (ETFs). Mit ihnen kann man eins zu eins an der Wertentwicklung von Börsenbarometern wie dem Euro Stoxx 50 oder DAX partizipieren. ETFs kommen generell ohne Ausgabeaufschlag daher, und ihre Verwaltungsvergütung ist wesentlich günstiger als bei aktiven Fonds. Finanzexperte Horvat sieht in Indexfonds sogar die "ideale Lösung", um sinnvoll für Kinder anzulegen.
Investor-Info
Kinderdepots und Steuern
Freibeträge nutzen
Für Kinder wie für Erwachsene gelten bestimmte Steuerbefreiungen. Das sind der Grundfreibetrag für die Einkommensteuer (8.820 Euro im Jahr 2017), der Sparerfreibetrag von 801 Euro und der Sonderausgaben-Pauschbetrag von 36 Euro. Addiert ergibt das 9.657 Euro. Diesen Betrag kann das Kind aus Kapitalerträgen - Zinsen, Dividenden, realisierte Kursgewinne - jährlich steuerfrei einnehmen, wenn es keine anderen Einkünfte hat. Es kann sich für Eltern, deren Freibeträge ausgeschöpft sind, also lohnen, frühzeitig Vermögen an den Nachwuchs zu übertragen. Doch Vorsicht in puncto Krankenversicherung! Ist das Kind in einer Familienversicherung kostenfrei mitversichert, darf es keine höheren Kapitalerträge als 425 Euro im Monat bzw. 5.100 Euro im Jahr haben. Wird diese Grenze überschritten, muss das Kind freiwillig gesetzlich oder privat versichert werden und es werden entsprechende Beiträge fällig.
Kostenlose Kinderdepots
Zugang über Fondsvermittler
Über Fondsvermittler im Internet wie AVL, Fondsdiscount oder FondsSuperMarkt lassen sich bei Depotbanken Kinderdepots einrichten, die bis zur Volljährigkeit kostenlos sind. Zudem lassen sich oft mehrere Tausend Fonds ohne Ausgabeaufschlag besparen. Ein Sparplan ist zum Beispiel beim Ebase Depot 4kids bereits mit monatlichen Raten ab zehn Euro möglich. Zudem können zusätzliche Einmalanlagen vorgenommen werden. Auch ETF-Sparpläne sind möglich. Hierbei fallen Transaktionskosten an, die im Beispiel von Ebase bei durchschnittlich 0,41 Prozent des gehandelten Volumens liegen.
Sparplan-Investments
Auf breite Streuung achten
Aktieninvestments sind prädestiniert für Anlagezeiträume von 15 Jahren und mehr. Wichtig ist nur, dass sie breit gestreut sind. Denn so können Kursverluste bei einzelnen Aktien durch Kursgewinne bei anderen ausgeglichen werden. Das senkt das Risiko. Vor allem Fonds und ETFs bieten sich für eine diversifizierte Anlage an. Wer es unkompliziert möchte, legt seinem Nachwuchs als Basisinvestment einen ETF auf den Weltaktienindex MSCI World ins Depot (zum Beispiel iShares Core MSCI World; ISIN: IE 00B 4L5 Y98 3). Ein solcher ETF bildet die Wertentwicklung von mehr als 1600 Aktien aus 23 Industrieländern ab. Wäre doch extrem unwahrscheinlich, dass die Welt in den kommenden 18 Jahren kein Wachstum mehr erlebt, oder?
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