Ratenkredite im Test: Das Geld fürs große Glück
Viele Deutsche sind in Kauflaune, und die Zinsen sind niedrig. Die Versuchung ist groß, sich bei der erstbesten Bank Geld zu leihen. Das kann unnötig teuer werden. Teil 1 des Tests.
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von Bernhard Bomke, Euro am Sonntag
In jeder Familie gibt es diesen einen Onkel, der allen anderen peinlich ist. Im Genderzeitalter kann dieser Onkel natürlich auch eine Tante sein. Hauptsache erhöhter Peinlichkeitsfaktor. Bei Banken kommen dafür ganz andere Familienmitglieder in Betracht. Dort treibt eine Tochter der Mutter schon mal die Schamesröte ins Gesicht. Ein konkretes Beispiel: Nennen wir die Mutter Deutsche Bank und die Tochter Postbank. Eine ausgesprochen schwierige Beziehung.
Zunächst versuchte die Deutsche Bank, ihre Tochter loszuwerden - vergeblich. Keiner wollte sie haben. Peinlich. Also blieb sie Teil der Familie. Doch es kam noch dicker. Im aktuellen Test "Bester Filial-Ratenkredit 2018" von €uro am Sonntag in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) schneidet zwar die Deutsche Bank als bester von acht Anbietern mit einem "sehr gut" ab. Doch die Postbank, die mit dem Slogan "Eine Bank fürs Leben" wirbt, landete abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Note: "mangelhaft".
Wesentlicher Grund für das schwache Abschneiden im Test, bei dem es um Ratenkredite von 5.000 bis 35.000 Euro geht, die an Privatpersonen vergeben werden und zwei bis sieben Jahre laufen, sind die Konditionen. Nicht nur bei den Kreditzinsen langt die Tochter der Deutschen Bank im Schnitt kräftiger hin als die übrigen Testteilnehmer BBBank, BW-Bank, Commerzbank, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Santander und Targobank (siehe pdf-Tabelle unten). Auch für eine Restschuldversicherung, mit der der Kreditnehmer gegen Risiken wie Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Tod abgesichert wird, kassiert die Bank deutlich mehr als andere.
Doch die Tester schauten nicht nur auf die Konditionen, die je nach Kredithöhe und -typ von 1,99 bis 9,03 Prozent effektivem Jahreszins reichten und mit einem Gewicht von 40 Prozent in die Gesamtnote einflossen. Der Blick richtete sich auch auf die Kriterien Information, Service und Kreditangebot, die mit jeweils 20 Prozent gewichtet wurden.
Getestet wurde auf verschiedenen Wegen: Das DKI schickte jeweils zwei Testkunden zu den acht Banken und ließ sie hernach die Beratungsgespräche bewerten. Das Institut sandte detaillierte Fragebögen an die Banken, um so auf der Grundlage von zehn Musterfällen die konkreten Konditionen für Ratenkredite zu ermitteln. In den Musterfällen ging es um Kunden, die zum Beispiel als Dachdecker, Bankkaufmann oder Jurist arbeiten und über ein monatliches Haushaltsnettoeinkommen von 2.010 bis 4.500 Euro verfügen. Mit Testtelefonaten und -Mails wurde die Servicequalität geprüft, die Internetseiten der Anbieter wurden analysiert und die Qualität der Social-Media-Kanäle gecheckt.
Testverlierer mit Qualitäten
Unterm Strich flossen die Eindrücke von 290 Kundenkontakten in die Bewertung ein. Für 240 Einzelkriterien vergaben die Tester Punkte. So entstanden die Rankings in den vier Disziplinen Konditionen, Kreditangebot, Information und Kundenservice, ein eigenes Ranking zum Preis-Leistungs-Verhältnis der Ratenkredit-Angebote, das nicht in die Gesamtwertung mit einfloss - und am Ende das zusammenfassende Ranking "Bester Filial-Ratenkredit 2018".
Wer in der Schlussabrechnung ganz hinten landet, kann bei genauerer Betrachtung jedoch auch seine Qualitäten haben. So gelangte die Postbank, die 13 Millionen Kunden zählt, in der Kategorie "Kreditangebot" mit der Note "sehr gut" auf Platz 2. Die Bank punktet also damit, dass ihre Kredite zu den flexibelsten gehören. Das heißt, die Kreditnehmer können die vereinbarten Raten später erhöhen oder senken und zum Beispiel Sondertilgungen vornehmen. Auch Targobank und Santander fallen als besonders flexibel auf. Auf der anderen Seite schafft die BBBank in dieser Disziplin nur ein "ausreichend". Sie verlangt von Kreditkunden, erst einmal ein Girokonto bei der Bank zu eröffnen und Genossenschaftsanteile zu erwerben.
Wie sehr es sich für Kreditnehmer lohnt, verschiedene Angebote einzuholen, zeigt ein Blick auf die Zinsbelastung, die sie über die jeweilige Laufzeit zu tragen haben. Im Test ist zum Beispiel der günstigste 5.000-Euro-Kredit 378,88 Euro günstiger als der teuerste.
Am größten fällt der Preisunterschied bei einem Kredit über 30.000 Euro aus. Hier verlangt die Targobank über eine Laufzeit von sieben Jahren mit 4.233,08 Euro am wenigsten. Die HypoVereinsbank kassiert mit 9.869,94 Euro mehr als das Doppelte.
Gewaltige Preisunterschiede
Eklatant auch die Unterschiede bei der Informationsqualität. Zwar gaben fast drei Viertel der Prüfpersonen an, ihr Bankberater habe alle Fragen "voll und ganz zu ihrer Zufriedenheit" beantwortet, doch wenn die Kunden nicht fragten, kam von den Bankberatern in vielen Fällen kaum Relevantes. So blieb in 40 Prozent der Gespräche der Zinssatz unerwähnt. Abenteuerlich wurde es häufig dann, wenn die Prüfer das Thema Restschuldversicherung ansprachen. Gut ein Drittel der Berater nannte keine Kosten dafür, und 73 Prozent hielten es nicht für nötig, darüber zu informieren, wann die Versicherung nicht greift. In dieser Kategorie schnitten Deutsche Bank und Targobank am besten ab. Die Commerzbank fiel hingegen mit der Note "ungenügend" durch.
Die Deutsche Bank wurde unter anderem deswegen Gesamtsieger, weil sich die Konditionen als günstig und die Bankberater als kompetent erwiesen. Dass die Tochter Postbank am schlechtesten abschnitt, hat umgekehrt vor allem damit zu tun, dass die Kredite bei ihr in vielen Fällen vergleichsweise teuer sind. Zudem empfanden die Tester die Arbeitsweise der Berater als lückenhaft.
Auffallend dabei: Selbst die Vorzüge des Postbank Privatkredits, etwa hinsichtlich der im Test positiv bewerteten Flexibilität, ließen die Berater vollends unerwähnt. Peinlich.
Bester Filialkredit 2018 (pdf)
Die zehn Musterfälle (pdf)
Die Ergebnisse im Detail (pdf)
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