Euro am Sonntag-Service

Bargeldloses Zahlen: Gute Karten

03.04.16 19:26 Uhr

Bargeldloses Zahlen: Gute Karten | finanzen.net

Die Vielfalt an Kreditkarten ist immens. €uro am Sonntag hat die besten Angebote herausgefunden - und zeigt, was wirklich wichtig ist.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Kreditkarten werden bei den Deutschen immer beliebter. Allein zwischen 2010 und 2014 stieg die Zahl der ausgegebenen Plastikkarten bundesweit von 25,3 auf 31,1 Millionen. Doch gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Emittenten. Das zeigt ein Test, den €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) gemacht hat.



Grundsätzlich sind drei Arten von Kreditkarten zu unterscheiden: Prepaid, Standard/Premium und Teilzahlung (der Erst- und der Letztplatzierte jeder Kategorie, die in den Tabellen unten aufgeführt sind, werden im Folgenden porträtiert).

Prepaid-Karten

Der Kunde lädt eine Karte mit Guthaben auf und kann dann über diesen Betrag verfügen. Eine Überziehung ist nicht möglich. Manche Banken locken mit einer Verzin­sung des Guthabens.

Vorteile dieser Kartenart: volle Kostenkontrolle; Ausstellung auch an Minderjährige möglich; Ausgabe meistens auch an Kunden mit schlechter Bonität; Zugang zu sämtlichen Akzeptanzstellen von Visa oder Mastercard. Nachteile: Verwendung ist auf den aufgeladenen Betrag begrenzt; Aufladen der Karte oft umständlich.


Fidor SmartCard: Die beste Prepaid-Karte im Test punktet insbesondere dadurch, dass es weder eine minimale noch eine maximale Aufladesumme gibt und keine Jahresgebühr fällig wird. Auch Abheben von Bargeld und Bezahlen sind kostenlos möglich (nach mehr als zwei Bargeldabhebungen im Monat wird allerdings eine Gebühr von zwei Euro je Vorgang fällig), Guthaben werden verzinst. Zudem kann man mit ihr als einer der wenigen Karten kontaktlos bezahlen.

Eine Besonderheit ist, dass die Fidor SmartCard zugleich Kredit- und EC-Karte ist. Zudem ist das Girokonto zugleich auch das Kartenkonto, sodass die Karte nicht mehr zusätzlich aufgeladen werden muss. An das Konto ist allerdings eine Bonitätsprüfung geknüpft, was bei keiner anderen Prepaid-Karte aus diesem Test notwendig ist. In der Kategorie "Kundenservice" belegt die Karte mit einem "befriedigend" einen der letzten Plätze. Punkte gingen zum einen durch die unübersichtliche Website verloren, zum anderen insbesondere durch den Service über die Hotline. Die Anrufer verbrachten durchschnittlich fast drei Minuten in der Warteschleife und wurden dann nur teilweise freundlich, kompetent und hilfsbereit beraten.


Prepaid Mastercard/Viabuy: An der schlechtesten Karte im Prepaid-­Vergleich stören vor allem die Gebühren. Es ist ein Kartenkonto bei Viabuy nötig. Für die Aufladung der Karte gibt es keine fixen Grenzen, und auch kontaktloses Bezahlen ist auf Wunsch verfügbar. Die Gebühr für Ausstellung und Versand beträgt 89,70 Euro - ein Posten, der bei keiner anderen Karte im Test erhoben wird. In den ersten drei Jahren ist die Karte kostenlos, anschließend beträgt die Jahresgebühr 29,90 Euro. Die Kündigungsfrist beträgt drei Jahre, anschließend jeweils ein Jahr. Eine frühere Kündigung ist nur innerhalb des ersten Jahres gegen zehn Euro möglich.

Zudem wird bei dieser Karte als einziger Karte im Test nach einem Jahr eine sogenannte Inaktivitätsgebühr von 9,95 Euro je Monat fällig, in dem keine Aufladung oder Bezahlung stattfindet. Im "Kundenservice" gibt es mit "ungenügend" ebenfalls den letzten Platz. Die liegt insbesondere am kompletten Fehlen eines Services per Telefon.

Standard-/Premium-Karten Bei diesem am weitesten verbreiteten Kartentyp werden die Umsätze eines Abrechnungszeitraums - meist ein Monat - gesammelt und üblicherweise von einem Referenzkonto per Lastschrift abgebucht. Die Bank gewährt dabei bis zum nächsten Abrechnungstermin einen zinsfreien Kredit. Dieser hat jedoch ein Limit, das nur in Ausnahmefällen überschritten werden darf. Das Limit orientiert sich an der Bonität des Kunden. Die Standardkarten gibt es in verschiedenen Ausführungen. Das Standardprodukt hat eine relativ günstige oder gar keine Jahresgebühr und bietet dafür weniger. Die Premiumversion hat meist eine höhere Jahresgebühr und bietet Zusatzleistungen, beispielsweise Versicherungen für die Reise. Allerdings gibt es auch Premiumprodukte ohne Jahresgebühr.

Vorteile: erheblich mehr weltweite Akzeptanzstellen als bei EC-/Maestro-Karten; komfortables Einkaufen; vergleichsweise sicheres Bezahlen im Internet. Nachteile: böses Erwachen am Monatsende möglich; teilweise hohe Jahresgebühren; Ausgabe nur an Kunden mit positiver Schufa-Auskunft.

ICS Visa World Card: Der Testsieger bei Standardkarten zeichnet sich durch umfangreiche Leistungen und Verzicht auf Jahresgebühren aus. Es ist kein eigenes Girokonto nötig, Selbstständige erhalten dieselben Konditionen wie alle anderen Kunden. Die Karte ist auch für Überweisungen nutzbar, ohne dass Gebühren entstehen. Eine Partnerkarte ist gratis - eher ungewöhnlich in der Branche. Zudem gibt es eine 24-Stunden-Notfall-Hotline, und der Kunde muss bei Kreditkartenmissbrauch keinen einzigen Euro selbst zahlen.

Negativ ins Gewicht fallen die vergleichsweise hohen Gebühren für Barabhebungen in Deutschland (vier Prozent des Umsatzes, mindestens fünf Euro). Im Ausland geht es allerdings günstiger (Fremdwährung Europa 1,85 Prozent des Umsatzes, Rest der Welt zwei Prozent). Beim "Kundenservice" punktet der Anbieter mit kurzen Warteschleifen am Telefon sowie hoher Freundlichkeit, Kompetenz und Hilfsbereitschaft.

Rote Mastercard: Die schlechteste Standardkarte hat nur einen geringen Leistungsumfang: Sie ist für Selbstständige und Freiberufler nicht erhältlich; sie bietet kein kontaktloses Bezahlen, keine Partnerkarte, keine Notfall-Hotline und keine App für Smartphones. Der maximale Verfügungsrahmen ist mit 4000 Euro gering, die maximale Haftungsgrenze bei Missbrauch ist mit 150 Euro recht hoch. Positiv fällt auf, dass es keine Jahresgebühr gibt und die Auslandsgebühr nur 1,5 Prozent des Umsatzes beträgt. Zudem ist auch der Kundenservice "sehr gut".

ICS Visa World Card Gold: Die Gewinnerkarte unter den Premium-Angeboten ist ohne zusätzliche Eröffnung eines Girokontos erhältlich, für Selbstständige verfügbar, für kontaktloses Bezahlen gerüstet und mit einer kostenlosen Partnerkarte kombinierbar. Inklusive ist zudem eine Reisekrankenversicherung ohne Höchstsumme bei einer möglichen Auszahlung. Jedoch fehlt die bei vielen Premiumkarten vorhandene Reiserücktrittsversicherung.

LBB Goldkarten-Doppel: Die Letztplatzierte bei Premiumkarten bietet eine Kombination aus Visa- und Mastercard. Minuspunkte: Die Karte ist nicht für Überweisungen nutzbar. Auch ist die Jahresgebühr von 99 Euro relativ hoch, was auf die umfangreichen Versicherungen zurückzuführen ist. So sind Reiserücktritts- und Reiseunfallpolicen eingeschlossen - für Trips, die zu mindestens 50 Prozent mit der Karte bezahlt wurden.

Teilzahlungskarten

Hier kann der Kunde die in einem Abrechnungszeitraum gesammelten Umsätze in Raten zurückzahlen und weitere Umsätze tätigen, bis sein Limit erschöpft ist. Theoretisch ist es auch möglich, den Kreditrahmen einmalig voll auszuschöpfen und anschließend abzuzahlen. Allerdings warnen Verbraucherschützer vor solchen Karten. Auch DKI-Projektmanager Dominic Dauphin sagt: "Kunden können in eine Schuldenfalle geraten und müssen oft hohe Zinssätze zahlen." In den meisten Fällen liegen die Zinskondi­tionen über jenen von Dispo- und Konsumentenkrediten. Bei praktisch allen Karten kann der Kunde wählen, ob er die monatlichen Umsätze komplett zurückzahlt oder die hohen Zinsen in Kauf nimmt.

Die Vorteile: flexible Rückzahlung; der Kunde hat die Option auf einen echten Kredit; Nachteile: oft hohe Zinsen; Gefahr, in eine Schuldenfalle zu geraten; Karte nur bei einwandfreier Bonität erhältlich. Übrigens: Auch in diesem Segment gibt es Standard- und Premiumkarten:

ICS Visa World Card: Die Gewinnerin bei den Standard­karten hat eine Teilzahlungsfunktion eingebaut und ist angesichts ihrer sonstigen Vorteile auch die Nummer 1 in dieser Kategorie. Der effektive Jahreszins beträgt 15,9 Prozent, was etwas über dem Durchschnitt aller Anbieter liegt.

Airberlin Visa Card Basic: Bei der Letztplatzierten unter den Standardkarten mit Teilzahlungsfunktion beträgt die Jahresgebühr stattliche 49,90 Euro. Zudem sollte man Barabhebungen besser unterlassen: In Deutschland und in der Eurozone kostet das drei Prozent des Umsatzes, aber mindestens 7,50 Euro, was im Vergleich recht teuer ist. Außerhalb der Eurozone werden lediglich 1,99 Prozent des Umsatzes fällig.

ICS Visa World Card Gold: Die Siegerin bei Premiumkarten hat eine Teilzahlungsfunktion eingebaut und ist angesichts ihrer sonstigen Vorteile auch die Nummer 1 in der Premiumkategorie. Der effektive Jahreszins beträgt 15,9 Prozent, was etwas über dem Durchschnitt liegt.

LBB Goldkarten-Doppel: Bei der Tabellenletzten bei Premiumkarten ist eine Teilzahlungsfunktion eingebaut. Der Zinssatz bei Überziehung beträgt 16,8 Prozent, was der zweithöchste Wert in dieser Vergleichsklasse ist. Zudem müssen zehn Prozent des Betrags, mindestens jedoch 50 Euro, monatlich zurückgezahlt werden. Das ist vergleichsweise viel.

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