Altersvorsorge: Betriebsrenten in der Krise
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Die deutschen Pensionskassen stecken offenbar noch tiefer in der Krise als vermutet. Niedrigzinsen und alternde Gesellschaft setzen der Branche zu.
von Martin Reim, €uro am Sonntag
Die Finanzaufsicht Bafin hat erstmals zwei Branchenvertretern das Neugeschäft untersagt - der Pensionskasse der Caritas und ihrem Schwesterunternehmen, der Kölner Pensionskasse. Beide haben jeweils knapp 30.000 Mitglieder.
Die Pensionskasse der Caritas habe nicht genügend Solvabilitätskapital, erklärte die Bafin. Sie hat also nicht genügend Eigenkapital, um die Ansprüche ihrer Mitglieder in jedem Fall langfristig zu befriedigen.
Die Vorgänge sind bemerkenswert, weil Pensionskassen zu den wichtigsten Trägern von Betriebsrenten gehören. Die Branche steckt in schweren Turbulenzen. Im Mai hatte der Leiter der Bafin-Versicherungssparte, Frank Grund, erklärt, dass etwa ein Drittel der rund 140 Anbieter unter verschärfter Beobachtung stehe. Hintergrund der Probleme sind zum einen die niedrigen Marktzinsen, die die Renditen der Kapitalanlagen drücken. Zum anderen werden durch die Alterung der Gesellschaft die Auszahlungen immer höher.
Ein Bafin-Sprecher bestätigte jetzt die Untersagung gegenüber der Pensionskasse der Caritas. Sie sei schon im Mai verhängt worden, die Widerspruchsfrist sei im Oktober abgelaufen.
Kürzungen in der Diskussion
Ein Sprecher der Kölner Pensionskasse erklärte auf Anfrage von €uro am Sonntag, die Bafin habe im September das Neugeschäft verboten - mit der gleichen Begründung wie bei der Schwestergesellschaft. Hier laufe die Widerspruchsfrist noch. Ihm sei nicht bekannt, ob die Kölner Pensionskasse Widerspruch einlegen werde. Man habe bereits das Neugeschäft eingestellt.
Mitglieder der Pensionskasse der Caritas sind ehemalige oder aktive Mitarbeiter von katholischen Organisationen sowie Ordensleute. Die Kölner Pensionskasse war für alle Branchen offen. Auf den diesjährigen Mitgliederversammlungen beider Anbieter war bereits über mögliche Kürzungen von Renten diskutiert worden.
Das Branchenversorgungswerk für das Bankgewerbe BVV, die größte deutsche Pensionskasse gemessen an den Kapitalanlagen, hatte schon Anfang 2017 seine Rentenzusagen um ein Viertel nach unten korrigiert - zwar auch für Altverträge, aber nur für Beiträge, die nach diesem Zeitpunkt eingezahlt wurden. Auch die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, nach Mitgliederzahl der Branchenführer, hat des Längeren die Verzinsung gesenkt. Dies bedeutet in manchen Fällen, dass die erwartete Rente um zwei Drittel schrumpfen könnte.
Ebenfalls unter Druck steht aktuell die Deutsche Steuerberater-Versicherung. Auch ihre Eigenmittel erfüllten nicht die aufsichtsrechtlichen Anforderungen, teilte die Pensionskasse mit. Zu Details wollte sich die Einrichtung nicht äußern.
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