Euro am Sonntag-Meinung

Immobilien: Warum die Randlagen wieder gefragt sind

03.12.16 15:00 Uhr

Immobilien: Warum die Randlagen wieder gefragt sind | finanzen.net

Mehr als ein Jahrzehnt lang galt es als hip, mitten in den Städten zu wohnen. Doch das ändert sich gerade - nicht nur aus finanziellen Gründen.

von Michael Stüber, Gastautor von Euro am Sonntag

Vom Speckgürtel ins Zentrum und zurück: Das Muster, nach dem unsere Städte wachsen, ist einmal mehr im Wandel. Wuchsen unsere Städte früher vorwiegend nach außen, kehrte sich der Trend bald um und die Bevölkerung trieb es zurück in die Zentren. Dank deren Nachverdichtung entwickelten sich die Innenstadtlagen schnell zum eigentlichen Gravitationszentrum des kulturellen Lebens und einer modernen Infrastruktur.



Die Randlagen verfielen währenddessen in einen langen Dornröschenschlaf. Doch vor allem junge Menschen mit Familie wollen oder können sich die hohen Mieten und Preise in den Städten nicht mehr leisten. Die Zukunft gehört wieder den Randlagen.

Der Grund ist die wachsende Nachfrage nach innerstädtischem Wohnraum, der die Immobilienpreise in den Metropolzentren weiter rasant steigen lässt. Die Hoffnungen liegen im Neubau. Doch der bleibt weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Bereits jetzt fehlen mehr als 400.000 Wohnungen, die meisten in den Städten - und zwar jedes Jahr bis 2020. Insbesondere für junge Menschen und ihre Familien bleibt kaum noch Platz, um den Traum einer innerstädtischen Wohnung zu verwirklichen.

Reihenhäuser als idealer und
bezahlbarer Mittelweg

Dieser bekommt ohnehin immer mehr Konkurrenz von ungewohnter Seite. Seit einigen Jahren erkennen immer mehr Menschen die Vorzüge des stadtnahen Wohnens im Grünen. Vor allem bei jungen Familien mit geregeltem Einkommen trifft das im Vergleich zu zentralen Lagen kostengünstige Wohnen zwischen Urbanität und Natur wieder den Nerv der Zeit. Was mehr als ein Jahrzehnt lang als spießig galt - ein Haus für die Familie mit eigenem Garten und Parkplatz -, ist inzwischen wieder in Mode gekommen.


Für viele Zuzügler bieten Reihenhäuser einen idealen Mittelweg zwischen einer innerstädtischen Geschosswohnung und einem freistehenden Familienhaus. Reihenhäuser kombinieren beispielsweise die Vorzüge eines stressfreien und - im Vergleich zur Stadtlage - erschwinglichen Wohnens im Grünen, ohne dass die Bewohner auf das Leben in einer größeren Gemeinschaft oder auf eine urbane Infrastruktur verzichten müssen.

Dass die Randlagen zu den großen Gewinnern der verstärkten Urbanisierung gehören, zeigte jüngst eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, für die Bevölkerungsdaten aller Gemeinden in Deutschland sowie weitere sozioökonomische Kennzahlen ausgewertet wurden.

Randlagen der Großstädte
wachsen am schnellsten

Das Ergebnis ist eindeutig: Nicht Berlin, Stuttgart oder München, sondern Teltow (plus 14,9 Prozent) bei Berlin, Remseck (plus 8,8 Prozent) bei Stuttgart sowie Dachau (plus acht Prozent) bei München sind die am schnellsten wachsenden Gebiete in Deutschland.


Einige Projektentwickler haben bereits auf die Wiederentdeckung der Randlagen reagiert. Aufgrund der standardisierten und massenweisen Bauweise bieten Reihenhäuser günstigen Wohnraum bei im Vergleich zu Geschosswohnungen höherer Wohnfläche und können trotzdem hohe Energiestandards einhalten. Die Zeiten, als eher spießig anmutende Reihenhaussiedlungen jeden individuellen Charme vermissen ließen und verkehrstechnisch isoliert waren, sind jedoch vorbei.

Wer den Wünschen junger Menschen gerecht werden möchte, muss bei der Planung auf eine Balance zwischen dem Wohnen im Grünen einerseits und urbanem Flair mit bester Anbindung an die Stadt andererseits sorgen.

Dabei müssen keineswegs Abstriche bei der Lage gemacht werden. Zum einen befinden sich Projekte in den städtischen Randlagen in unmittelbarer Nähe zu den Ballungsgebieten und werden daher grundsätzlich von der positiven Entwicklung in den Metropolen profitieren. Zum anderen gelingt es klug durchdachten Reihenhausprojekten immer mehr, nicht nur ein gehobenes Wohnklima nach innen hin zu erschaffen, sondern gleichzeitig den gesamten Stadtteil aufzuwerten.

Kurzvita

Michael Stüber, Vorstand
CD Deutsche Eigenheim

Seit 2014 ist Stüber Vorstandsmitglied der CD Deutsche Eigenheim. Der Diplom-Ökonom und Immobilienökonom war unter anderem bei der Hannover Leasing für das deutsche Immobilien-Bestandsgeschäft verantwortlich.
Die CD Deutsche Eigenheim AG entwickelt und realisiert seit über 25 Jahren umfangreiche Wohnungsbauprojekte. Das Unternehmen ist fokussiert auf die Entwicklung bezugsfertiger Häuser zur Miete oder zum Kauf.

Bildquellen: ponsulak / Shutterstock.com, CD Deutsche Eigenheim AG