Euro am Sonntag-Meinung

Bildung: Wie man sie fördert und gleichzeitig verdient

29.10.16 12:00 Uhr

Bildung: Wie man sie fördert und gleichzeitig verdient | finanzen.net

Private Anleger entdecken Studien-Finanzierung als attraktives Investment. Was Studenten die Ausbildung sichert, ermöglicht Anlegern eine attraktive Geldanlage.

von Ulf Becker, Gastautor von Euro am Sonntag

Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen", wusste schon Benjamin Franklin, einer der Väter der amerikanischen Verfassung. Heute ist Bildung weltweit der größte wirtschaftliche Sektor nach dem Gesundheitswesen. Und das Wachstum geht weiter.



Schwellenländer entdecken mehr und mehr, welches Potenzial der Superrohstoff Wissen für ihre Entwicklung bietet. Auch in Industrieländern wie Deutschland wächst der Bedarf an Akademikern. Im Studienjahr 2015/2016 sind circa 500.000 junge Menschen an deutsche Hochschulen geströmt. Denn ein Studienabschluss ist immer noch der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit. Gerade mal 2,6 Prozent der Akademiker stehen hierzulande ohne Job da.

Zusätzlich macht eine hohe Bildungsrendite ein Hochschulstudium attraktiv: Was Studenten in das Studium in­vestieren, bekommen sie durch ihre Einkommensentwicklung wieder heraus. Aber dazu muss das Geld erst einmal vorgelegt werden. Hier drückt der Schuh vor allem bei denjenigen, die aus bildungsfernen Elternhäusern stammen. Zwar ist das Bildungssystem im Trend schon durchlässiger geworden, doch während laut jüngster Studien von 100 Akademikerkindern 77 studieren, sind es bei bildungsferneren Familien nur 23.


Rund 800 Euro im Monat kostet Studieren in Deutschland - durchschnittlich. Die Eltern sind nach wie vor die wichtigste Finanzierungsquelle. Verschärft wird das Finanzierungsproblem durch rasant steigende Lebenshaltungskosten, bei denen vor allem die Mieten in den Unistädten der größte Treiber sind. Die Mieten wachsen schneller, als die Bafög-Sätze hinterherkommen. Vor allem in den großen Städten ziehen die Mietpreise für Single-Apartments und Studentenwohnungen stark an.

Wie also lässt sich ein Studium finanzieren? Dass das Bafög nicht reicht und auch von Stipendien die allerwenigsten profitieren, ist kein Geheimnis. Viele nutzen zwar Studienkredite, doch dies eher zähneknirschend, weil die inflexible Rückzahlung je nach Lebenssituation schnell zum Überschuldungsrisiko werden kann.


Junge Leute sind in der Regel unerfahrene Kreditnehmer, denen eine Verschuldung gerade angesichts der niedrigen Zinsen allzu leicht ermöglicht wird. Auch der am häufigsten genutzte Kredit, der staatlich geförderte KfW-Stu­dienkredit, unterzieht die Antragsteller keiner besonders kritischen Prüfung.

Die Studenten zahlen zurück,
sobald sie selbst Geld verdienen

Als Alternative haben sich Studienfonds etabliert, die inzwischen ihren Kinderschuhen entwachsen sind und schon die erste Generation an Akademikern durch das Studium finanziert haben. Studenten erhalten eine flexible Finanzierung und zahlen das Geld an den Fonds zurück, sobald sie in Lohn und Brot stehen. Anders als bei einem Kredit ist die Rückzahlung anteilig an das Einkommen gekoppelt.

Was die Studenten vor Überschuldung schützt und ihnen Freiheit bei der Berufswahl gibt, kann für Privatanleger eine attraktive Investitionsmöglichkeit bieten. Das betrifft einerseits die Rendite, die je nach Anbieter des Studienfonds zwischen vier und sechs Prozent liegt. Studienfonds kommen aber auch dem Wunsch vieler Anleger entgegen, ein gesellschaftlich sinnvolles Investment zu tätigen.

Beteiligen können sich Anleger in der Regel über Anleihen, die frei handelbar sind. Investoren sollten bei der Auswahl des Studienfonds aber darauf achten, dass der Emittent die Mittel aus der Anleihe zweckgebunden in die Studien­finanzierung einsetzt und auf ein ­möglichst breit diversifiziertes Portfolio an Studenten verschiedener Studienrichtungen setzt. Ein effizientes Auswahlverfahren sollte die Studenten außerdem auf ihre Eignung hin überprüfen.

Manche Anbieter unterstützen den Erfolg der Studenten zudem durch gezielte Förderprogramme für den Berufseinstieg, was die Sicherheit für den Anleger erhöht. Einen kritischen Blick sollten Anleger auch auf den sogenannten Track Record werfen: Eine Ausfallquote von unter einem Prozent konnten zum Beispiel die Studienfonds der Deutschen Bildung erreichen.

Kurzvita

Ulf Becker, Vorstandsmitglied Deutsche Bildung Becker ist seit Sommer 2011 als Senior Advisor für die Deutsche ­Bildung tätig und seit Dezember 2012 als Vorstand für den Investmentprozess und die Akquisition neuer Investoren verantwortlich. Zudem leitet er das ­Beratungsteam, das die geförderten Studenten auswählt und während der Aus- und Rückzahlungsphasen betreut. Er hat eine Lehre als Bankkaufmann bei der Deutschen Bank ab­solviert und anschließend BWL an der Universität Gießen studiert.

Bildquellen: Deutsche Bildung AG, istockphoto_stokkete