Dividendenaktien: Gibt es eine Quellensteuerfalle bei Shell-Aktien?

von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag

Ich habe Aktien des Mineralöl- und Erdgas-Konzerns Royal Dutch Shell mit internationaler Wertpapierkennnummer "GB" im Depot und meiner Bank einen Freistellungsauftrag für Kapitalerträge (801 Euro) erteilt. So weit mir bekannt ist, wird auf Dividenden britischer Unternehmen keine ausländische Quellensteuer einbehalten. Dennoch wurden mir bei der Gutschrift 15 Prozent Quellensteuer abgezogen. Ein Fehler der Bank?

€uro am Sonntag: Bei den Papieren von Royal Dutch Shell ist der Unterschied zwischen A-Aktien (ISIN: GB00B03MLX29) und B-Aktien (ISIN: GB00B03MM408) wichtig. Die zwei Aktienklassen gibt es seit 2005. Damals fusionierte die niederländische Royal Dutch Petroleum Company mit der britischen Shell Transport and Trading. Die Royal Dutch Shell plc ist zwar eine Aktiengesellschaft englischen Rechts. Der steuerliche Firmensitz und die Hauptverwaltung sind aber in Den Haag angesiedelt. Aktien der Klasse A fallen unter das niederländische Steuerregime, Dividenden werden mit einem Quellensteuerabzug von 15 Prozent belegt. Papiere der Klasse B werden dagegen nach britischem Steuerrecht behandelt, Ausschüttungen sind vom Quellensteuerabzug befreit.

Da die niederländische Quellensteuer von 15 Prozent voll auf die deutsche Kapitalertragsteuer (25 Prozent) anrechenbar ist, sind die steuerlichen Folgen bei der Dividendenzahlung grundsätzlich bei beiden Aktienklassen gleich. Unterschiede ergeben sich, wenn wie in Ihrem Fall der Anleger den Höchstbetrag eines von ihm erteilten Freistellungsauftrags zuvor nicht ausgeschöpft hat. In solchen Fällen kann eine Anrechnung der gezahlten Quellensteuer auf spätere und über dem Freibetrag liegende Dividendenerträge leider nicht erfolgen. Daher sollten Sie aus steuerlicher Sicht Shell-B-Aktien vorziehen. Allerdings sind diese Papiere meist teurer als die A-Aktien.




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