Euro am Sonntag

Lebensversicherte vor weiteren Verlusten

21.11.15 08:00 Uhr

Lebensversicherte vor weiteren Verlusten | finanzen.net

Altersvorsorge » Indikator der Finanzaufsicht Bafin lässt für 2016 einen Renditeabsturz auf historisches Tief erwarten.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Die Renditen von Lebensversicherungen werden 2016 voraussichtlich weiter stark fallen. Das zeigt eine interne Berechnung der Finanzaufsicht Bafin. Wie ein Sprecher gegenüber €uro am Sonntag bestätigte, ist der sogenannte Referenzzins für die Zinszusatzreserve binnen Jahresfrist von 3,15 auf 2,88 Prozent gesunken.

Dieser Referenzzins entspricht üblicherweise fast exakt jenem Wert, den die Branche im Durchschnitt ihren Neukunden zuweist. So erhalten ungeförderte private Rentenversicherungen, die 2015 neu abgeschlossen werden, durchschnitt­lich 3,16 Prozent an laufender Ver­zinsung, wie die Ratingagentur Assekurata errechnet hat. "Es würde mich nicht wundern, wenn für 2016 tatsächlich im Marktdurchschnitt 2,88 Prozent ausgeschüttet werden", sagt Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann. Das wäre ein historischer Tiefststand.

Die Bafin ermittelt den Referenzzins jeweils Ende September aus dem zehnjährigen Renditedurchschnitt diverser Staatsanleihen und hatte ihn 2015 noch nicht veröffentlicht. Heermann sagt: "Der Wert ist ein guter Gradmesser für die Branche, weil etwa 90 Prozent des Versichertengeldes in Anleihen stecken." Die Renditen an den Rentenmärkten sind auf anhaltender Talfahrt und haben auch 2015 neue Tiefststände markiert. Die Versicherer geben die laufende Verzinsung für das kommende Jahr üblicherweise im Dezember bekannt.

Für Altverträge mit Garantiezinsen von bis zu vier Prozent gibt es oft mehr als für Neuverträge. Damit die Gesellschaften die Lücke zwischen aktuellen Renditen und solch hohen Garantiezinsen füllen können, gibt es seit 2011 die Zinszusatzreserve. Sie steigt immer stärker, hat allein 2014 rund acht Milliarden Euro betragen und wird für 2015 auf zwölf bis 14 Milliarden Euro geschätzt. Der gesunkene Referenzzins für 2016 deutet auf einen deutlichen weiteren Anstieg hin.

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