Euro am Sonntag

Handwerkerservice der Versicherer: Längere Gewährleistungsfristen

15.04.17 03:00 Uhr

Handwerkerservice der Versicherer: Längere Gewährleistungsfristen | finanzen.net

Nach Schäden durch Wasser, Brand oder Unwetter ist schnelle Hilfe wichtig. Versicherer, die da sofort reagieren, sind gern gesehen. Das Angebot ist aber nicht ohne Tücken.

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von Uwe Schmidt-Kasparek, Euro am Sonntag

Inka S. aus Braunschweig ist voll des Lobes für das Team des Allianz Handwerker Service. Nach einem Wasserschaden wurde der Kundin schnell und umfassend geholfen. "Kaum, dass ich das Gespräch über die Schadensmeldung mit Ihnen geführt hatte, meldete sich auch schon eine Firma bei mir zur Terminvereinbarung. Auch der Sanitärbetrieb kam umgehend. Ich bin mit den von Ihnen beauftragten Handwerkern sehr zufrieden!", so der Dankesbrief, den die Allianz auf ihrer Homepage veröffentlicht hat.



Frau S. ist kein Einzelfall. So haben die Kunden dem HUK-Coburg Handwerkerservice die Durchschnittsnote 1,4 gegeben, 96 Prozent würden das Angebot weiterempfehlen. "Mit dem AXA Schadenservice 360° Haus bietet AXA ein Leistungspaket, mit dem wir Kunden schnell und auch bei örtlichem Handwerkermangel zuverlässig einen qualifizierten Handwerker zur Seite stellen können", wirbt die AXA-Versicherung.

Teilweise geben die Versicherer sogar längere Gewährleistungsfristen. Üblicherweise gewähren Handwerksbetriebe eine Garantie von zwei Jahren, während AXA grundsätzlich sechs und die Allianz sowie die Provinzial Rheinland fünf Jahre bieten. Bei der Alten Leipziger wird der Handwerker zwar vom Versicherer ausgewählt, aber vom Kunden beauftragt. Die Versicherten zahlen zunächst nichts, denn die Rechnung geht an den Versicherer.

Die Nachfrage boomt

"Der Leidensdruck der Betroffenen ist hoch, wenn das Haus unter Wasser steht", weiß Andreas Slizyk, Rechtsanwalt und Repräsentant der unabhängigen Maier Brand & Wasser Schaden­management GmbH (MBS) aus Inning. Dann sei jeder Hausbesitzer froh, so ­Slizyk, wenn die Assekuranz einen ­Experten empfiehlt.

Seit Gründung des Allianz Handwerker Service im Jahr 1999 wurden bereits 500 000 Schäden über das Handwerker-Netzwerk der Versicherung abgewickelt. Mit steigender Tendenz. Allein für das vergangene Jahr schätzt der Versicherer die Zahl der erledigten Fälle auf 65.000. Der Allianz-Service kooperiert beim Angebot von Handwerkern mit der Versicherungskammer Bayern, der Ammerländer Versicherung und der ­Zurich.



Die Hilfsbereitschaft der Assekuranzen ist allerdings nicht ohne Hintergedanken: Zum einen wollen die Versicherer sparen. Beispielsweise rund zehn Prozent pro Glas- oder Leitungswasserschaden, wie Mondial verspricht. Zum anderen möchten sie gern etwas über ihre Kundschaft wissen und nutzen dafür scheinbar immer öfter ihre Handwerker zur Informationsbeschaffung.

Offiziell wird dies energisch dementiert. So habe der Handwerker-Service keinerlei Einfluss auf die Kundenbeziehung, betonen gleichermaßen AXA, Alte Leipziger oder Provinzial Rheinland, während die Allianz mit der Frage erst gar nichts anfangen kann. Später stellt das Unternehmen klar: "Wir stellen grundsätzlich keine entsprechenden Anforderungen an Handwerksbetriebe", so ein Sprecher. Dabei hat unlängst Jochen Tenbieg, oberster Schadenschef der Allianz SE Holding, auf einer Fachkonferenz deutlich gemacht, dass in "strukturierte Daten" heute nicht nur die Angaben der Schadensmitarbeiter einfließen, sondern auch die der Schadensdienstleister.

Was erzählt der Handwerker weiter?
Was das im Klartext heißt, sagen Dienstleister nur hinter vorgehaltener Hand: "Wir haben auch Verträge, bei ­denen wir dem Versicherer mitteilen, wie das Rohrsystem, das Haus und das Inventar aussehen. Damit die Assekuranz weiß, ob es goldene Hähne gibt oder nur eine Einrichtung von Ikea." So könne der Versicherer den Schaden besser beurteilen.

Assekuranzen, die von ihrem Handwerker umfassend in Kenntnis gesetzt wurden, können angesichts drohender Schäden höhere Prämien und Selbstbeteiligungen fordern oder bestimmte Risiken gleich ganz ausschließen. "Sanierung der Bestände ist neben dem Underwriting (Vertragsabschluss, d. Red.) ein wesentlicher Treiber für konkurrenzfähige Tarife. Untertarifierte Altverträge sind nach Schäden neu zu ordnen und gegebenenfalls zum Ablauf zu kündigen", heißt es in einer internen Mitteilung eines großen rheinischen Versicherers, die €uro am Sonntag vorliegt.

Schon Ende 2015 bestätigten in einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) fast 89 Prozent der Vermittler, dass ihr Versicherer derzeit die Gebäudeversicherung nach oben anpasst. Überwiegend seien Kunden betroffen, die mit Schäden "auffällig" werden. Nach dem dritten Schaden zeigen laut BVK fast 90 Prozent der Assekuranzen ihren Versicherten die rote Karte und verlangen eine deutlich höhere Prämie oder Selbstbeteiligung. Solche roten Karten könnten künftig immer öfter nach einem Besuch des Handwerkers der Versicherung gezogen werden, auch wenn ein solcher Zusammenhang von den Kunden gar nicht realisiert werden dürfte.

Kleine Schäden selbst beheben

Verbraucherschützer empfehlen daher, kleinere Schäden selbst zu übernehmen. "Am besten nur Schadensfälle melden, die finanziell wehtun", rät Bian­ca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). Die Versicherer würden am längeren Hebel sitzen. Eigentümer, die eine Änderungskündigung, also ein teureres Angebot der Assekuranz, ablehnen, geraten vielfach in einen regelrechten ­Notstand. Denn eine Wohngebäudeversicherung ist unerlässlich, weil Unwetter und Feuer zu einem Totalschaden führen können. Zudem gewähren Banken ohne eine gültige Wohngebäude­police keinen Kredit.

Vor allem bei Leitungswasserschäden sollte man nicht den Handwerker der Versicherung, sondern den Klempner vor Ort vorziehen. Das ist zwar nicht die schnellste, vielleicht aber die bessere Lösung für Verbraucher. Der unabhängige Sanierer MBS etwa gibt einer Ver­sicherung keine Daten weiter, die über den eigentlichen Schaden hinausgehen. "Wir sind keine Sachverständigen, sondern reparieren nur das Rohr", so Andreas Slizyk.

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