DKB am Zug?

180-Grad-Wende der Traditionsinstitute: Sparkassen planen offenbar eigene Online-Bank

26.04.19 17:35 Uhr

180-Grad-Wende der Traditionsinstitute: Sparkassen planen offenbar eigene Online-Bank | finanzen.net

Internetbanken ohne Filialen übernehmen mehr und mehr Marktanteile. Das ruft nun auch die Verantwortlichen bei den kommunalen Sparkassen auf den Plan - sie erwägen einen Bruch mit ihrer eigenen Tradition.

Einem Pressebericht zufolge ziehen die deutschen Sparkassen die Gründung einer eigenen Online-Bank in Betracht. Damit könnten sie eine Abwanderung von Kunden zu den am Markt bereits etablierten Direktbanken und Fintechs möglicherweise eindämmen.

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Besinnung auf Kundenklientel

Der Bundesobmann der deutschen Sparkassen, Walter Strohmaier, erklärte gegenüber dem "Handelsblatt": "Eine Onlinebank mag der Idee der Sparkassen von vor 200 Jahren widersprechen, aber die Welt hat sich verändert." Dies bestätigen auch andere Sparkassen-Manager, die das Blatt mit den Worten zitiert: "Wir erreichen eine bestimmte Kundenklientel mit unserem traditionellen Geschäftsmodell nicht".

Tatsächlich haben Direktbanken wie ING durch den Verzicht auf Filialen insbesondere Kostenvorteile, die sie an ihre Kunden weitergeben können. Eine eigene Onlinebank der Sparkassen könnte diesen Kundenkreis, der seine Bankgeschäfte vorrangig online abwickelt und keine persönliche Vorort-Betreuung benötigt, ebenfalls bedienen.

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Dabei haben die Traditionsinstitute möglicherweise die Lösung sogar bereits im Haus. Strohmaier hält die DKB für geeignet, als gemeinsame Onlinebank für die Sparkassen zu dienen, er könne sich dies vorstellen, so der Bundesobmann gegenüber dem "Handelsblatt". Die Tochter der Bayerischen Landesbank gehört zur Sparkassen Finanz-Gruppe. Allerdings sei der grundsätzliche Prozess zur Onlinebank noch ganz am Anfang, so Strohmaier weiter.

Geschäftsmodelle unterscheiden sich

Neben den Onlinebanken wie Comdirect oder ING, die sich von etablierten Traditionsinstituten wie den Sparkassen insbesondere durch die fehlenden Filialen und günstigere Konditionen abheben, treiben Smartphone-Banken wie N26 die Online-Affinität ihrer Kunden noch einen Schritt weiter. Bei N26 werden die Bankgeschäfte übers Smartphone abgewickelt, das Fintech ist daher eine Art "mobile Bank". Doch das Institut ist kürzlich in die Schlagzeilen geraten. Die Finanzaufsicht BaFin hatte bei der Berliner Smartphone-Bank weitreichende Mängel festgestellt und Nachbesserungen gefordert. Dabei ging es insbesondere um Missstände bei der Personalausstattung sowie beim Management von ausgelagerten Aufgaben und bei der Technik. Darüber hinaus berichteten NDR und die Süddeutsche Zeitung über fast 4.000 Fälle, die in Zusammenhang mit Betrug durch illegale Kontoeröffnungen und -nutzungen stehen sollen. N26 reagiert mit einem Pressestatement und erklärte: "Sowohl traditionelle Banken als auch Challenger Banken sind regelmäßig Angriffen von Betrügern ausgesetzt, auch wir können das nicht verhindern. Aber natürlich tun wir alles, damit unsere Sicherheitsstandards jederzeit auf dem aktuellsten Stand sind, prüfen stets, wo Optimierungsbedarf besteht, und leiten gegebenenfalls notwendige Schritte ein."

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Auch die Sparkassen sind in den letzten Jahren verstärkt ins Online-Geschäft vorgestoßen, sind in diesem Bereich aber insbesondere wegen ihrer regionalen Aufteilung immer wieder auf Probleme gestoßen. Eine überregionale Onlinebank könnte an ähnlichen Hindernissen scheitern, denn ein solches bundesweites Institut würde in direkte Konkurrenz zu den regionalen Instituten treten.

Redaktion finanzen.net

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