Bankentest: Riester ist für alle da
Wer Vermögen aufbauen will und sich in einer Bankfiliale beraten lässt, kommt an den verschiedenen Varianten der Riester-Rente kaum vorbei. Dabei könnten die Berater viel mehr bieten.
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von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Tim Behrens (Name geändert) ist im Berufsleben angekommen. Nach seinem Bachelorabschluss arbeitet er nun als Grafiker. Mit seiner 80-Prozent-Stelle verdient er im Monat 1.500 Euro netto. Das ist nicht üppig, aber genug, dass nach den laufenden monatlichen Kosten für Miete, Versicherungen, Handy, Essen, Ausgehen und anderen Ausgaben noch gut 100 Euro übrig bleiben. Die will er beiseite legen, um später darauf zugreifen zu können. Doch wie stellt er das an? Aus den Nachrichten weiß er, Zinsen gibt es faktisch keine mehr und in Windräder oder Teakholzplantagen, die acht Prozent und mehr versprechen, will er auch nicht investieren, seitdem seine Eltern mit einem Anbieter aus Norddeutschland über 15.000 Euro verloren haben. Was also tun? Ein Gespräch bei einer Bank?
Alexander Menke (Name geändert) geht es ähnlich wie Tim Behrens, doch er ist zwölf Jahre älter, verdient gut 1.000 Euro mehr, ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Vielleicht bin ich schon zu spät dran, um endlich mit dem Sparen zu beginnen", sagt er. Nach dem Motto: Lieber spät als nie, will er jeden Monat 150 Euro beiseite legen. Auch er weiß, dass Sparbücher und Festgeldkonten kaum mehr abwerfen. Er würde es gern mit Aktien und Fonds versuchen. Da er sich selbst als Anfänger bezeichnet, sucht er den Rat einer Bank.
Die beiden Männer waren Vorbilder für die Musterkunden unseres diesjährigen Tests zum Vermögensaufbau. Gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) hat €uro am Sonntag untersucht, was Banken ihren Kunden anbieten, wenn diese regelmäßig Geld sparen wollen, um später von dem angesammelten Kapital zehren zu können. Dazu wurden Testkäufer mit den Geschichten von Tim Behrens und Alexander Menke in die Filialen von zwölf Banken in elf Städten geschickt. Sie sollten sich ausschließlich darüber unterhalten, wie man Vermögen aufbauen kann. Essenzielle Versicherungen wie Privathaftpflicht, Berufsunfähigkeitspolice und im Fall des Familienvaters eine Risikolebensversicherung hatten unsere Testkunden bereits abgeschlossen. Insgesamt gab es über 500 Kundenkontakte. Neben bundesweit tätigen Großbanken waren auch sechs große Regionalbanken im Test (siehe Tabellen).
Im Mittelpunkt der Untersuchung stand das Beratungsgespräch. Hier ging es darum, ob der Berater die finanzielle Situation des Testkunden erfasst, ihm erklärt, welche Möglichkeiten des Vermögensaufbaus es gibt, wie die einzelnen Produkte auf dem Weg dahin funktionieren und welche Chancen und Risiken sie bergen. Die Ergebnisse des Gesprächs schlugen in der Gesamtwertung des Tests mit 50 Prozent zu Buche.
Mit 30 Prozent flossen die empfohlenen Produkte in die Bewertung ein. Hierbei wurde zunächst die Zentrale der jeweiligen Bank angeschrieben und um Vorschläge gebeten, mit welchen Produkten die beiden Musterkunden Vermögen aufbauen können. Darüber hinaus wurden auch in den Beratungsgesprächen vor Ort Produktvorschläge erfragt. Dabei gab es zwei Ausnahmen: Die Zentralen der Berliner Volksbank und die der Postbank wollten keine Produkte empfehlen, daher stützt sich die Bewertung dieser beiden Institute lediglich auf die Empfehlungen, welche die Testkäufer vor Ort bekamen.
Vermögensaufbau Gesamtwertung (pdf)
Die übrigen 20 Prozent der Punkte konnten die Banken mit ihrem Service sammeln. Dazu zählte etwa, wie schnell allgemeine Anfragen unserer beider Musterkunden beantwortet wurden und wie umfangreich das Angebot sowie die Informationen zum Vermögensaufbau auf den Internetseiten der untersuchten Banken waren.
Die drei ersten Plätze
Unterm Strich konnte sich die Volksbank Mittelhessen mit 96,5 von 100 möglichen Punkten durchsetzen. Ihr folgten die Commerzbank und die Sparda-Bank West. Diese drei Institute schafften es, die Note "sehr gut" zu bekommen. Die Berater der Volksbank Mittelhessen und der Commerzbank punkteten, indem sie die finanzielle Situation der Kunden analysierten und sie ausführlich nach ihren Wünschen und Zielen in der Zukunft befragten sowie die passenden Produkte anboten. "Das klingt nach dem, was man gemeinhin von einer Beratung in einer Bank erwartet, doch der Vergleich mit anderen Banken, vor allem solchen im unteren Notenspektrum, zeigt, dass solche Fragen längst nicht selbstverständlich sind", sagt Jörn Hüsgen, Geschäftsführer des DKI und Leiter der Studie.Bei der Commerzbank hakte es etwas bei den empfohlenen Produkten und beim Service. E-Mails wurden nur ausweichend beantwortet, und in der Telefonhotline tauchten mehr Fragen auf, als beantwortet wurden. Die Sparda-Bank West kam auf Platz 3. Ihre Berater sammelten in allen Belangen emsig Punkte, verloren allerdings wichtige Zähler beim Service, sodass sie über den dritten Rang nicht hinauskamen.
Im Vorjahr hatte auch die Deutsche Bank eine Eins. In diesem Jahr erreicht die größte deutsche Bank nur die Note "gut". Das lag vor allem an den Gesprächen mit den Testern, die sich als Familienväter beraten ließen. "Diese Kunden bekamen zwar gute Produkte empfohlen, aber sie wurden kaum über die Chancen und Risiken aufgeklärt", so Hüsgen.
Beratung Gesamt (pdf)
Die Ratschläge der Banken
Da beide Kundentypen jung sind, erhielten Banken, die kapitalmarktnähere Produkte vorschlugen, mehr Punkte. Hintergrund: Ein Fonds mag zwar mitunter schwankende Renditen erwirtschaften, wer allerdings sein Geld über Jahrzehnte anlegt, kann eventuelle Verluste leicht aussitzen. Zudem wurde sowohl bei den Tests vor Ort als auch bei den Fragen an die Zentralen klar gemacht, dass kapitalmarktnahe Produkte angesichts der aktuell äußerst niedrigen Zinsen erwünscht seien.Die am häufigsten empfohlenen Produkte waren Fondssparpläne. Dabei handelt es sich in der Regel um Produkte, bei denen sich Aktien und festverzinsliche Wertpapiere ungefähr die Waage halten. Viele Fonds kommen zudem als Riester-geförderte Sparpläne daher. Diese lohnen sich besonders für den zweiten Musterkunden, den Familienvater. Er erhält, da er verheiratet ist und zwei Kinder hat, bis zu 924 Euro vom Staat, sofern er mit dem Vertrag 2.100 Euro pro Jahr anspart.
Der erste Musterkunde kommt als Single auf gerade einmal 154 Euro Förderung. Zudem sind die Fondssparpläne à la Riester so konstruiert, dass der Sparer am Ende der Laufzeit mindestens sein eingezahltes Kapital wieder zurückbekommt. Das ist einerseits beruhigend, andererseits kostet diese Garantie Rendite, denn der Fondsverwalter muss in der Regel einen Teil des Gelds festverzinslich anlegen - was derzeit alles andere als lukrativ ist.
Berufseinsteiger (pdf)
Neben den Fonds, die gut 85 Prozent der Empfehlungen ausmachten, boten einige Banken (HypoVereinsbank, Berliner Volksbank und die Sparda-Bank Hessen) auch Riester-Rentenversicherungen mit Garantiezins an. Diese bekamen weniger Punkte, da sie zwar einen sicheren Zins bieten, aber in der Regel mehr kosten als ein Fonds - und jungen Anlegern, wie unseren Testkunden, wenig Chancen auf Gewinne bieten. Gleiches gilt für Banksparpläne, die zwar aus Kostensicht empfehlenswert sind, aber sich angesichts der niedrigen Zinsen kaum lohnen: Der Einstiegszins der angebotenen Sparpläne bewegte sich zwischen 0,15 und 0,2 Prozent. Der Sparer wird wohl mehrere Jahre Geduld haben müssen, bis der Zinssatz wenigstens eine Eins vor dem Komma hat.
Ebenfalls nur wenige Punkte gab es für Bausparverträge. Einerseits wegen der niedrigen Zinsen und vergleichsweise hohen Kosten, zudem wurde von den Testern und in den Kundenprofilen erklärt, dass ein Eigenheim für sie nicht oder noch nicht zur Debatte steht.
Apropos Kosten: "Der Test zeigt wieder einmal deutlich, dass Kunden, die sich in einer Filiale beraten lassen, den zunächst kostenlosen Rat durch Verkaufsprovisionen und Verwaltungsgebühren zahlen", so Hüsgen. Bei den empfohlenen Fonds fällt im Durchschnitt ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozent und eine Verwaltungsgebühr von mindestens 1,5 Prozent an. Ungleich günstiger sind Sparpläne auf börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Hier zahlen Anleger laufende Gebühren von durchschnittlich 0,5 Prozent.
Familie (pdf)
Aus Sicht von Verbraucherschützern und Finanzplanern gelten sie auch als gewinnträchtigere Alternative zum aktiv verwalteten Fonds. Anders als Fonds, deren Anlageentscheidungen Menschen treffen, investieren Indexfonds stur in bestimmte Wertpapiere oder Indizes und fahren so auf Sicht von Jahrzehnten höhere Gewinne ein als das Gros der Fondsmanager.
Stallgeruch
"Es fällt insgesamt leicht, eine Bank an ihren Anlagevorschlägen zu erkennen", so DKI-Chef Hüsgen. Die Institute bieten in erster Linie Produkte aus dem eigenen Konzern oder Verbund an. So offerierten Volksbanken und Sparda-Banken in der Regel Fonds von Union Investment. Sparkassen setzten auf Deka-Fonds. Auch die Großbanken präsentierten Anlageideen aus dem hauseigenen Portfolio. Ausnahme: Targobank und Sparda-Bank Hessen boten Fonds des unabhängigen Vermögensverwalters Flossbach von Storch an.Produktempfehlungen (pdf)
Unterm Strich machten bei den Empfehlungen die BBBank und die Deutsche Bank den besten Eindruck. Beide rieten den Musterkunden zu verschiedenen, darunter sehr aktienlastigen Fonds und auch solche ohne Förderung. Im Falle des Familienvaters standen Riester-Fonds sinnvollerweise auf dem Programm, beim Berufseinsteiger gibt es Alternativen. Positiv ist auch, dass im Vergleich zum Test im Vorjahr deutlich weniger Rentenversicherungen offeriert wurden. Die Institute und ihre Berater trauen sich wieder mehr. Für die Kunden muss das nicht schlecht sein.
Kundenservice (pdf)
Tipps für den Termin in der Bank
Wer sich bei einer Bankfiliale beraten lässt, spürt oft einen großen Unterschied zwischen der Kompetenz des Beraters und dem eigenen Wissen. Um diese Lücke zumindest teilweise zu schließen, finden Bankkunden hier einige Ratschläge.
■ Es lohnt sich erst dann Geld anzulegen, wenn die wichtigsten Risiken abgesichert sind. Jeder braucht eine Privathaftpflichtversicherung. Wer von seinem Arbeitseinkommen lebt, benötigt eine Berufsunfähigkeitspolice. Wer eine Familie zu versorgen hat, sollte zudem eine Risikolebensversicherung abschließen.
■ Wer Schulden hat, sollte diese zuerst tilgen, bevor er ans Anlegen denkt.
■ Um die passenden Produkte empfohlen zu bekommen, sollte man wissen, wie lange man sein Geld anlegen will und ob es täglich verfügbar sein soll oder erst zum Ende der Laufzeit.
■ Fachbegriffe aus der Finanzwelt gehören gewiss nicht zur Allgemeinbildung. Wer beim Nachfragen den Eindruck gewinnt, dass der Berater selbst nicht versteht, worüber er spricht, sollte die Bank wechseln.
■ Während auf den Informationsblättern zu Produkten inzwischen auf Risiken hingewiesen wird, sollten Kunden bei den Möglichkeiten, ihr Produkt wieder zu verkaufen, genauer hinhören.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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