Bausparen: Welche Angebote jetzt wirklich attraktiv sind
Kunden mit hoch verzinsten Altverträgen werden zum Wechseln gedrängt, neue Kunden bekommen kaum noch Zinsen. Welche Angebote sich lohnen und wo getrickst wird.
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von N. Fallenbeck und M. Hinterberger, Euro am Sonntag
So langsam geht’s mir auf die Nerven", beklagt sich Maximilian Specht. Der Münchner, der seinen echten Namen nicht nennen will, bekommt regelmäßig Post von seiner Bausparkasse. Immer wieder bietet ihm die LBS Bayern an, seinen Bauspartarif umzustellen. Die Werbebotschaft der Bausparkasse: Mit dem neuen Tarif koste das Darlehen nur 2,2 Prozent Zinsen. Bislang wären 3,5 Prozent fällig gewesen.
Die Nachteile findet Specht erst im Kleingedruckten: Sein Guthabenzins wird von 1,0 Prozent auf 0,25 Prozent sinken, obendrein werden im neuen Tarif 9,60 Euro pro Jahr für die Kontoführung fällig, hinzu kommt ein einmaliger Umstellungsausgleich von 392,56 Euro. Hier wurde Specht stutzig: "Bei einem Zins von einem viertel Prozent brauche ich Jahre, bis sich das amortisiert hat", sagt er.
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg spricht in solchen Fällen von "Tarifumwandlungsbetrug". Für €uro am Sonntag hat er anhand eines Vertrags der Wüstenrot Bausparkasse ausgerechnet, wie allein der Tarifumwandlungsbeitrag die Kosten in die Höhe treibt. "Würde man die Kosten und geringeren Erträge auf den Darlehenszins draufschlagen, würde der Kredit in unserem Beispiel statt 1,74 rund 8,4 Prozent kosten", so Nauhauser. Sein Fazit: Wechseln lohnt sich meist nicht.
Teure Altverträge
Wie Maximilian Specht geht es Hunderttausenden Bausparern, die schon vor Jahren zu hohe Sparzinsen abgeschlossen haben. Sie sind den Bausparkassen zu teuer geworden. Diese leben davon, dass sie Geld günstig vom Sparer einsammeln und teurer an Darlehensnehmer weitergeben.
Im Zinstief aber passiert Folgendes: Es kommen viele Neukunden, die sich niedrige Darlehenszinsen für die Zukunft sichern wollen. Um diese niedrigen Zinsen garantieren zu können, müssen auch die Guthabenzinsen sinken, sonst drohen der Bausparkasse Verluste. Dazu kommt, dass viele Altbausparer ihre hoch verzinsten Verträge als Sparbuchersatz sehen und nicht im Traum daran denken, zu bauen. In diesem Fall gehen den Bausparkassen die Darlehenszinsen durch die Lappen.
Trotz niedriger Guthabenzinsen ist Bausparen bei den Deutschen äußerst beliebt. Der Verband der Privaten Bausparkassen, dem die zwölf privaten Institute angehören, meldete, dass im vergangenen Jahr fast 2,3 Millionen neue Verträge abgeschlossen wurden. Das sind 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt haben die Deutschen den zwölf privaten und zehn Landesbausparkassen rund 800 Milliarden Euro anvertraut.
Um ihre Verträge an den Kunden zu bringen, setzen die Bausparkassen auf ihre eigenen Geschäftsstellen und auf Banken. Eine Stichprobe in der Münchner Innenstadt zeigt: Sparkasse und Deutsche Bank platzieren ihre Broschüren zum Bausparen direkt am Eingang der Filialen und locken zudem mit speziellen Angeboten für junge Kunden.
Auch bei der Postbank finden Interessenten im Eingangsbereich schnell ein Heft zum Thema. Mitarbeiter der HypoVereinsbank geben Informationsmaterial zwar erst auf Nachfrage heraus, dafür aber mit kurzer Beratung. Denn für den Abschluss eines Bausparvertrags winken Banken und ihren Beratern Provisionen. Je nach Bausparsumme sind da ein paar Hunderter drin. Eine Ausnahme im Test ist die Commerzbank. Broschüren zum Mitnehmen gibt es keine. Nach einigen Minuten Warten kann der Mitarbeiter dann aber doch noch einen ausgedruckten Flyer mit den wichtigsten Daten finden.
"Die Verkaufsstory funktioniert", meint Verbraucherschützer Nauhauser. Im Immobilienboom sprechen die Bausparkassen vor allem Menschen an, denen noch das Eigenkapital fehlt. Einige Verträge bieten Darlehenszinsen von 0,99 Prozent, herkömmliche Darlehen mit zehn Jahren Laufzeit kosten knapp unter zwei Prozent. Die Sparzinsen liegen aber in der Regel unter einem halben Prozent. Dazu kommt: Ein Bauspardarlehen deckt selten die komplette Finanzierung ab.
"Wer 50.000 Euro günstig übers Bausparen bekommt und die fehlenden 100 000 Euro in zehn Jahren für fünf Prozent finanzieren muss, hat keine Zinssicherheit, und den gesamten Kaufpreis per Bausparvertrag zu finanzieren ist utopisch", sagt Nauhauser. Aus seiner Sicht kommt Bausparen nur für Menschen infrage, die für ein gewisses Maß an Sicherheit bei den Darlehenszinsen auf Rendite zu verzichten bereit sind: "Wer nur sparen will, findet anderswo bessere Produkte mit geringeren Kosten und höheren Erträgen."
Falsche Anreize
"Bausparen lohnt sich für alle, die kleinere Beträge regelmäßig und sicher ansparen wollen", sagt Bankbetriebswirt Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance. Doch nicht immer sei ein solcher Vertrag sinnvoll. "Wer jetzt eine Immobilie bauen oder kaufen will, ist mit einem Bausparer schlecht beraten."
Max Herbst von der FMH-Finanzberatung sieht Bausparen nicht so kritisch. "Man muss einen Bausparer nur richtig nutzen", sagt er. Seiner Ansicht nach lassen sich Bausparkunden derzeit von falschen Anreizen locken. So sollte man lieber jetzt einen Vertrag mit einem hohen Guthabenzins und einem im Vergleich auch hohen Darlehenszins nehmen. "Sind in sieben bis zehn Jahren die Zinsen wieder hoch, freut man sich über niedrige Darlehenszinsen. Sind die Zinsen in zehn Jahren immer noch niedrig, hatte man wenigsten einen hohen Guthabenzins."
Das aktuell beste Angebot biete, so Herbst, die Bausparkasse des Versicherers Debeka mit 1,25 Prozent. Das mag zwar mickrig klingen, aber wer sich den Zinsverfall des vergangenen Jahres bei Tages- und Festgeld anschaut, kann erahnen, dass die heute schon passablen 1,25 Prozent in ein bis zwei Jahren vielleicht ein Spitzenzins sind.
Was ein Tarifwechsel kostet
Beispiel auf Basis des Tarifs "Leo Run" der Wüstenrot Bausparkasse, der in den Tarif B Variante F
umgestellt werden soll.
Voraussetzung: Ein Kunde zahlt jedes Jahr 750 Euro in seinen Bausparvertrag ein. Das bringt ihm zwei Prozent Zinsen und drei Prozent Bonus, der separat angespart wird. Er bekommt im Jahr 2012 das
Angebot, seinen Tarif zu wechseln. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat errechnet, inwieweit sich das Bauspardarlehen durch den Tarifumwandlungsbetrag und den entgangenen Bonuszins verteuert. Die Darlehensgebühr, die bei beiden Tarifen fällig geworden wäre, wurde ebenfalls eingerechnet.
Unterm Strich würde ein Darlehen über rund 11.500 Euro den Wechsler fast 6.500 Euro kosten.
Gutgeschriebene Zinsen (1999 - 2012) 2.776,42 €
Anspruch Bonuszinsen 3 % (das Anderthalbfache der gutgeschriebenen Zinsen) 4.164,62 €
Bausparsumme 25.564,59 €
Bauspardarlehenszins nominell (nach Umwandlung) 1,6 %
Bauspardarlehen Betrag 11.542,48 €
Kosten:
Darlehensgebühr 2 % des Bauspardarlehens 230,85 €
Kosten Tarifumwandlung (3/4 der gutgeschriebenen Zinsen) 2.082,31 €
Verlorene Bonuszinsen (Anspruch auf Bonus entfällt beim Tarifwechsel) 4.164,62 €
Summe der Kosten 6.477,78 €
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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