Alternative Investments

Hedgefonds schwimmen auf der Geldwelle

aktualisiert 12.05.11 17:09 Uhr

Die Krise scheint überstanden, das Vertrauen ist zurückgekehrt. Die Investmentvehikel verwalten heute so viel Kapital wie nie zuvor. Was das für Anleger bedeutet.

Werte in diesem Artikel

von Christoph Platt, €uro am Sonntag

Rote Seidentapeten mit floralen Ornamenten schmücken die Wände. Farblich passende Vorhänge umrahmen die raumhohen Fenster. Das Deckengemälde des englischen Architekten William Kent zeigt Szenen aus der antiken Odysseus-Sage. An den Wänden hängen goldgerahmte Meisterwerke der italienischen Maler Bassano, Bonifazio und Tintoretto.

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Leise knarrt das Parkett in der King’s Gallery unter den Füßen der Besucher. Die königliche Galerie ist einer der Prunkräume des Kensington Palace in London. Königin Vic­toria verbrachte ihre Jugend in dem Palast, Prinzessin Diana lebte hier von 1981 bis zu ihrem Tod 1997. Andere royale Würdenträger, die das Anwesen bewohnten, waren Königin Mary II. und Prinzessin Margaret.

An diesem Abend hat Man Investments, der größte Anbieter von Hedgefonds weltweit, zu einer Info-Veranstaltung in den Kensington Palace eingeladen. „Wie Sie sich denken können, speisen wir in der Hedgefondsbranche jeden Abend in einer solch edlen Umgebung“, witzelt David Waller, Kommunikationschef von Man Investments. Waller spielt mit dem gängigen Klischee: In der Hedgefondsbranche sind die Geldbeutel der Manager prall gefüllt und man schwelgt im Luxus. Bei den Gästen kommt der Scherz gut an. Waller erntet Gelächter.

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Dass der Kommunikationschef diesen Scherz machen kann, zeigt zweierlei: Die Hedgefondsbranche hat wieder Grund zu lachen. Denn die Krise ist weitgehend überstanden und die Gesellschaften verbuchen Mittelzuflüsse. Die Branche ist aber auch selbstkritisch und -ironisch genug, den zurückgekehrten Erfolg nicht überzubewerten. Diese Lektion hat sie die Finanzkrise gelehrt.


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Hedgefonds lebten bis 2008 in ­ihrer eigenen Welt. Als unregulierte Anlagevehikel unterlagen sie so gut wie keiner Kontrolle. Ihre Anlagestrategie umrissen manche Manager nur schemenhaft, Anlegergelder sammelten sie ein mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Hinweis auf die Fondsperformance – die oft außergewöhnlich gut war. Nicht wenige Manager fühlten sich als Elite der Finanzbranche, ihre Strategien schienen unerschütterlich. Schil­lernde Persönlichkeiten wie der US-Manager John Paulson, der 2007 mit seiner Wette gegen den amerikanischen Häusermarkt 3,7 Milliarden Dollar verdiente, prägten seit je die Branche.

Dann kam die Finanzkrise und traf die Branche hart. Viele Produkte verloren drastisch an Wert. Hinzu kam eine Liquiditätskrise. Viele Hedgefonds, die auch mit geliehenem Geld arbeiten, gerieten in einen Finan­zierungsengpass. Zudem sorg­­te die Tatsache, dass vereinzelt Manager als Betrüger enttarnt wurden, für Vertrauensverlust bei den Anlegern. Hedgefondsmanager wurden zu Prügelknaben in der Öffentlichkeit.

Seitdem hat sich in der Hedgefondsbranche viel getan. Ein Teil der Überheblichkeit ist verschwunden und Transparenz hinzugekommen. Niemand will mehr Geld in ein undurchsichtiges Vehikel stecken, bei dem die Gefahr besteht, dass es in einem Schneeballsystem verschwindet.

Die Zahlen zeigen, dass das Vertrauen der Anleger zurückgekehrt ist. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt fast zwei Billionen US-Dollar und liegt damit über dem Stand von vor der Krise. Im ersten Quartal flossen mehr als zehn Milliarden Dollar in Hedgefonds – ein sehr solides Ergebnis. Und ein Ende des Zuspruchs ist nicht abzusehen: „55 Prozent aller Großinvestoren wollen künftig das in Hedgefonds angelegte Vermögen aufstocken, nur zehn Prozent wollen ihr Engagement reduzieren“, berichtet Markus Sievers. Der Geschäftsführer von Apano Investments, einem Anbieter alter­nativer Anlageprodukte, zitiert aus einer Studie der Deutschen Bank.

Die Erholung beruht auf einer größeren Offenheit und darauf, dass sich die allgemeine Marktstimmung verbessert hat. Sie basiert aber vor allem auf der guten Wertentwicklung vieler Fonds. „81 Prozent aller Hedgefonds haben beim Kurs inzwischen ihr Allzeithoch überschritten“, berichtet Rudi Aberle, Hedgefondsexperte der Credit Suisse. 2010 gewannen die Fonds im Schnitt elf ­Prozent hinzu und erreichten damit das Niveau der wichtigsten Aktienmärkte. Die Schwankungen waren jedoch deutlich geringer – im Übrigen einer der großen Pluspunkte von Hedgefonds. < !-- sh_cad_10

Eine Renaissance besonderer Art erlebt die Branche durch die europäische Fondsricht­linie UCITS. Die gibt es in der aktuellen Fassung zwar schon seit 2002, doch Hedgefonds haben sie erst seit rund zwei Jahren für sich entdeckt. Indem sie sich ihr unterwerfen, können Hedgefonds, die als unreguliertes Produkt bislang nur Großanlegern zur Verfügung standen, Versionen für Privatanleger auf den Markt bringen. „Weil immer mehr Anleger regulierte Produkte fordern, ist UCITS ein starker Trend der Hedgefondsbranche“, sagt Apano-Geschäftsführer Sievers. In der gesamten Hedgefondswelt spielen UCITS-Vehikel zwar eine geringe Rolle: Mit einem Vermögen von knapp 100 Milliarden Euro machen sie nur einen Bruchteil dessen aus, was Hedgefonds weltweit verwalten. Doch die Wachstumsraten des Segments sind beachtlich: Seit Ende 2008 hat sich das verwaltete Vermögen verdreifacht, die Zahl der UCITS-Produkte auf 700 mehr als verdoppelt.

Neben dem Trend, immer mehr Strategien als UCITS-Variante anzubieten, ist eine weitere Entwicklung zu beobachten. „Die großen Fonds werden immer größer, die kleinen verlieren an Bedeutung“, sagt Credit-Suisse-Experte Aberle.

Investoren vertrauen also lieber auf bewährte Akteure als sich Nischen-Managern zuzuwenden. Das hat einerseits mit Solidität zu tun, andererseits mit der besseren Wertentwicklung: Im ersten Quartal 2011 gewannen Hedgefonds mit einem Volumen von mehr als 500 Millionen US-Dollar 2,2 Prozent hinzu, kleine Fonds kamen im Schnitt nur auf zwei Prozent. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr fort. Großen Anbietern wie Man dürfte das Lachen so bald nicht vergehen.

Investor-Info

Hedgefondsstrategien
(Fast) alles ist erlaubt
Klassische Hedgefonds sind kaum reguliert. Dadurch sind sie in ihrer Investmentstrategie weitgehend frei. Typisch für Hedgefonds ist der Einsatz von Derivaten oder Leerverkäufen. Der Name kommt vom englischen „to hedge“, was auf Deutsch „absichern“ heißt. Die Fonds verfolgen höchst unterschiedliche Strategien. Einige versuchen, Markttrends aufzuspüren (Managed Futures), andere wollen von besonderen Unternehmenssitua­tionen wie Übernahmen profitieren (Event Driven). Als „Global Macro“ werden Konzepte bezeichnet, die sich nach volkswirtschaftlichen Kriterien richten. Die Strategie „Long/Short Equity“ setzt bei einigen Aktien auf steigende, bei anderen auf fallende Kurse.

Man AHL Trend
Trendfolger mit Schwächephase
Der Man AHL Trend (ISIN: LU0424370004) basiert auf einer Strategie, die seit mehr als 20 Jahren auf ein erfolgreiches Trendfolgemodell setzt. Über liquide Instrumente wie Optionen und Futures profitiert es vom Auf und Ab bei Währungen, Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Auf lange Sicht ist die Entwicklung der Strategie atemberaubend (plus 610 Prozent seit 1996), selbst 2008 gab es ein dickes Plus. Doch in den vergangenen anderthalb Jahren schwächelt sie, und der Fondswert tendiert seitwärts. Solche Phasen gab es immer mal wieder, insofern besteht noch kein Grund zur Sorge. Der Fonds steht aber unter Beobachtung.

AC – Risk Parity 12 Fund
Auf der Suche nach Risikoprämien
Die Strategie, die dem Fonds zugrunde liegt, erweist sich seit ihrer Einführung 2004 konstant als erfolgreich. Selbst im Krisenjahr 2008 wurde ein Plus von elf Prozent verbucht. Der Fonds setzt auf ein Portfolio aus Aktien, Ren­ten, Geldmarktpapieren und Rohstoffen. Über Futures wird in die Anlageklasse investiert, die die höchste Prämie für das eingegangene Risiko bietet.