Welche Policen im Alter notwendig sind
Nicht jede Versicherung ist auch in jedem Alter notwendig. Wer in den Ruhestand geht, kann viel Geld sparen, wenn er seine Policen gründlich durchforstet.
von Claudia Marwede-Dengg, Euro am Sonntag
Sicherheit ist den Bundesbürgern viel Geld wert. Knapp 1800 Euro gibt jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr aus, um sich gegen die Risiken des Lebens abzusichern. Doch nicht jede Versicherung ist auch in jedem Alter tatsächlich notwendig. Vor allem Rentner und Pensionäre können sparen, wenn sie ihre Policen durchforsten.
Die Krankenversicherung gehört zu den unverzichtbaren und sogar gesetzlich vorgeschriebenen Absicherungen. Privat versicherte Rentner können jedoch den Beitrag reduzieren, indem sie die nicht mehr benötigte Krankentagegeldpolice kündigen. Aber auch, indem sie in einen günstigeren Tarif ihres Versicherers wechseln. Bisher erworbene Rechte und Alterungsrückstellungen bleiben erhalten. Wird’s finanziell ganz eng, können sie in den Basistarif wechseln – jedoch gibt’s dann nur die Leistungen, die auch gesetzlich Versicherte bekommen.
Gesetzlich versicherte Ruheständler haben die Möglichkeit, ihren Versicherungsschutz durch private Krankenzusatzpolicen aufzumöbeln. Jedoch ist das nicht billig: Leistungen wie Chefarztbehandlung und Unterbringung im Zweibettzimmer kosten laut Bund der Versicherten für 65-Jährige zwischen 60 und 120 Euro pro Monat, eine Zahnzusatzversicherung für höherwertige Versorgung bei Implantaten und Inlays ist für 25 bis 30 Euro je Monat zu haben. Doch nicht jeder Baustein ist sinnvoll: Leistungen wie Übernahme der Kosten für Brille und Kontaktlinsen rechnen sich nur selten.
Eine Berufsunfähigkeitspolice wird mit dem Wechsel in den Ruhestand überflüssig. Ob dann eine Unfallversicherung sinnvoll ist oder nicht, darüber streiten Experten. Einerseits sind die meisten gesundheitlichen Einschränkungen im Alter krankheitsbedingt und resultieren nicht aus Unfällen. Andererseits ist eine Unfallpolice überlegenswert, damit man gegebenenfalls die teuren Folgen eines Unfalls schultern kann, etwa den Umbau der Wohnung oder den Kauf eines geeigneten Pkw.
Wer eine Unfallversicherung abschließt, sollte sich daher nicht darauf einlassen, ab einem bestimmten Alter immer eine Rentenleistung zu bekommen. Wichtig ist vielmehr, während der gesamten Laufzeit die Wahl zwischen Renten und Einmalzahlung zu haben. Ebenfalls wichtig: Bestehende Krankheiten oder Gebrechen sollten die Leistung bei einem Unfall nicht reduzieren, und die Versicherung sollte nicht erst bei einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent und mehr greifen. Die Kosten für eine Unfallversicherung liegen im günstigsten Fall bei 100 Euro im Jahr.
Zu den wichtigen Policen gehört die zusätzliche private Absicherung im Pflegefall: Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt in der höchsten Pflegestufe III zwischen 1400 und 1700 Euro, ein entsprechender Platz im Pflegeheim kostet dagegen mindestens 3000 Euro. Diese Lücke muss privat geschlossen werden. Die private Pflegeversicherung gibt es in drei Varianten: Die Pflegerente ist eine Kombination aus Versicherungsschutz und Sparvertrag. Die Pflegekostenpolice erstattet die durch Rechnung nachgewiesenen Kosten, die von der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht abgedeckt sind. Die flexibelste Form ist die Pflegetagegeldversicherung: Hier wird bei Vertragsabschluss ein Tagessatz vereinbart, der für jeden Tag der Pflegebedürftigkeit gezahlt wird. Generell gilt: Unbedingt darauf achten, dass die Leistung bereits ab Pflegestufe I erbracht wird. Laut Bund der Versicherten kostet eine private Pflegepolice für 65-jährige Männer mit einer Leistung von 50 Euro pro Tag in Pflegestufe III 100 Euro im Monat, eine gleichalte Frau zahlt 125 Euro.
Unverzichtbar auch ist die private Haftpflichtpolice: Der Schutz gilt weltweit. Jedoch sollte man sich vor dem Langfristurlaub im Ausland erkundigen, wie lange der Versicherungsschutz gilt. Die Privathaftpflicht tritt auch für Schäden ein, die Katzen und andere Haustiere verursachen. Ausnahme: Hunde und Pferde müssen über eine Tierhalterversicherung extra versichert werden. Ausnahme von der Ausnahme: Jäger, die auch ihren Hund über eine Jagdhaftpflichtversicherung versichert haben, können sich die Tierhalterhaftpflicht sparen.
Etwas weniger wichtig als eine Haftpflichtversicherung ist die Absicherung des Hausrats gegen Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Blitz, Vandalismus, Einbruchdiebstahl und Raub. Zum Hausrat zählen neben Möbeln und Einrichtungsgegenständen auch Geschirr, Bettwäsche, Gardinen und Elektrogeräte sowie das Fahrrad, wenn es im abgeschlossenen eigenen Keller steht. Der Versicherungswert ist meist pauschaliert nach Wohnfläche. Teure Antiquitäten, Bilder und Teppiche oder auch wertvoller Schmuck sind dadurch meist nicht abgedeckt. Hier muss die Entschädigungsgrenze angepasst werden. Wichtig: Wer sich längere Zeit nicht in seiner Wohnung aufhält, muss unbedingt zuvor den Versicherer informieren.
Geht es darum, das eigene Haus gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel zu schützen, greift die Wohngebäudeversicherung. Wer in einer Region lebt, in der mit Hochwasser, Erdrutschen, Lawinen oder Ähnlichem zu rechnen ist, sollte sich – falls möglich – mit einer Elementarschadenpolice eindecken, die oft im Verbund mit der Wohngebäudepolice angeboten wird. Ebenfalls ein Muss für Hausbesitzer: eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht sowie – bei eigenem Öltank – eine Ölschaden-/Gewässerschadenhaftpflicht.
Sparen können Senioren auch beim Auto: Wer sein Fahrzeug allein nutzt, kommt bei der obligatorischen Kfz-Haftpflichtversicherung zwischen zehn und 15 Prozent billiger weg. Wenn sich bei einem Ehepaar ein Partner entschließt, nicht mehr zu fahren, kann dieser seinen Rabatt nicht nur auf den Gatten übertragen, sondern auch auf Kinder oder Enkel. Und bei der Kaskoversicherung ermäßigt sich durch eine geringere Fahrleistung oft der Beitrag.