Von Führungsfrauen und Luxusschuhen - oder: wie überflüssig sind Frauenprodukte
Frauen sind oft recht vorsichtig, wenn es um Finanzanlagen geht.
Und Firmen mit weiblichen Führungskräften sind offenbar erfolgreicher. Da liegt es also nahe, entsprechende Anlageprodukte aufzusetzen, denn die sind genau das Richtige für meine Kundinnen, getreu dem Motto „womans best buy“ – oder macht da wer einen Denkfehler?
Von Constanze Hintze, Geschäftsführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen, Finanzdienstleistungen für Frauen
Ist es wegen oder trotz der Frauenquote? Egal – ich freue mich darüber, dass der Frauenanteil in den Führungsetagen vieler Unternehmen seit 2011 peu a peu gestiegen ist. Frauen sichern sich also ihren Einfluss und ihre Präsenz in der Wirtschaft. Und das ist gut so, denn zahlreiche Studien wissen: Frauen in Führungspositionen beflügeln den Unternehmenserfolg und den Aktienkurs. Dort, wo gemischte Teams Verantwortung tragen, sind Gewinn und Umsatz besser als bei rein männlicher Führung. Kein Wunder, dass von diesen Erfolgen auch andere profitieren wollen. Die ersten Trittbrettfahrer sind schon da...
Es gibt Anlageprodukte, die gezielt in Firmen investieren, deren Leitung eine Frau inne hat. Es Versicherungsmodelle, die maßgeschneidert für das Leben DER Frau sind. Es gibt Fonds, die in Branchen investieren, zu denen sich Frauen besonders hingezogen fühlen. Sie alle eint das Versprechen, ertragreicher, konjunkturunabhängiger und überhaupt besser zu sein, als normale Anlageprodukte. Sind das also nun die idealen Produkte für meine Kundinnen?
Ich habe meine Zweifel. Vielmehr verstärkt sich mein Eindruck, dass da wieder hart am Erschließen einer Marktnische gearbeitet wird. Frauen sind eine interessante Zielgruppe. Aber naiv sind wir nicht. Deshalb reicht es nicht, einen Damenabend in der Bankfiliale mit Modenschau und Prosecco zu veranstalten. Oder uns zu erzählen, dass wir die besseren Führungskräfte sind, um uns dann entsprechende Produkte ans Herz zu legen.
Wer Anlagen nach der Zahl der Top-Frauen auswählt, zäumt das Pferd schlicht von hinten auf. Wenn ein Unternehmen besser als andere läuft, wenn ein Geschäftsmodell solide und langfristig erfolgreich ist, dann lässt sich das ganz einfach anhand der Kennziffern feststellen.
Konzerne mit mehr Frauen in der Führungsebenen sind sehr wahrscheinlich flexibler und zukunftsorientierter aufgestellt als Firmen, in denen Damen nur Kaffee servieren und die Ablage ordnen dürfen. Also ist ohnehin davon auszugehen, dass im Portfolio gut geführter Investmentfonds die erste Gruppe häufiger vertreten sein wird. Im ersten Schritt aber nach Frauen zu suchen – damit landet man im Bereich der Esoterik. Warum dann nicht gleich nach Mondphasen oder Horoskopen investieren?
Den Frauen ist mit solchen positiven Klischees ohnehin nicht gedient – wir sind selbstbewusst genug, um uns nicht selbst naiv zu idealisieren. Männer und Frauen nähern sich heute immer mehr an – das gilt gerade für die Geschäftswelt. Ich wünsche mir übrigens nicht deshalb mehr Frauen in den Führungsetagen, weil ich uns per se für die besseren Chefs halte. Sondern schlicht, weil wir durch Leistung und Können einen Anspruch darauf haben.
Frauen sind erfolgreich, Frauen scheitern – und manche gehen gern shoppen. Aber aus Carrie Bradshaw gleich ein Anlagekonzept machen? Unternehmen aus den Bereichen Konsum und Luxus waren in den letzten Jahren sehr erfolgreich, aber das liegt nicht daran, dass Frauen ungebremst Luxusschuhe und edle Handtaschen kaufen, sondern daran, dass solche Produkte international nachgefragt und deshalb weniger von regionalen Krisen beeinträchtigt werden. Insofern – der Anlagetipp ist nicht schlecht. Nur: Das Etikett „Frau“ ist überflüssig.
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