Das Urlaubsdepot
Die Reisepläne sind gemacht, das Auto wird noch schnell fit gemacht, um an Himmelfahrt, zu Pfingsten oder im Juli/ August in den Sommerurlaub zu starten. Und Ihr Depot?
von Rolf Kazmaier, geschäftsführender Gesellschafter der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart GmbH
Haben Sie schon einen Urlaubs-Check gemacht? Wie muss ein Depot aussehen, damit ich beruhigt die schönen Tage im Jahr genießen kann?
Man denkt in der Urlaubszeit an alles, nur werden meistens die Depotanlagen sträflich vernachlässigt. Gerade in der Urlaubszeit trocknen Finanzmärkte mangels Masse etwas aus und sind für Ausschläge nach oben oder unten anfällig. Aber nicht nur die umsatzschwachen Monate neigen zu Gefahren, die Liste der Risikofaktoren ist lang. Vier einfache Tipps helfen, das Risiko im Depot im Griff zu behalten.
Der DAX hat die 10.000 Punkte Markte im Blick, sozusagen Höchststände. Man muss wohl kein Prophet sein, um wieder steigende Schwankungen an den Kapitalmärkten zu prognostizieren.
Die Liste der potenziellen Risikofaktoren ist noch immer sehr lang. Die politischen Spannungen in Syrien und Ägypten, Krimkrise, die sich strukturell verschlechternde Situation in Frankreich und einigen anderen europäischen Nachbarländern oder der Sinneswandel einiger Währungshüter - jedem von uns fallen wohl eine ganze Reihe an Risikofaktoren für die Märkte ein. Und aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass es neben den bekannten noch eine weitaus größere Anzahl unbekannter Gefahrenherde gibt. Diese sind für die Kursentwicklung immer besonders gefährlich. Schließlich erwischen sie die Börsianer meistens auf dem falschen Fuß.
Zudem haben sich die Bewertungsrelationen für Aktien und Unternehmensanleihen verteuert. Das Kernargument der letzten vier Jahre - Risikoanlagen sind gemessen an ihren historischen Bewertungsrelationen günstig - kann man so nicht mehr ganz stehen lassen. Und dadurch dürfte die "Toleranzschwelle" der Investoren kleiner werden. Auch dies spricht für steigende Volatilität.
Gleichzeitig ist die Notwendigkeit, fast könnte man Zwang dazu sagen, stärker ins Risiko zu gehen, so groß wie nie zuvor. Denn die Zinsen für Sparbuch, Tagesgeld und Co. befinden sich auf Rekordtiefs, der Erhalt der eigenen Vermögenssubstanz ist nur mit mehr Risiko im Depot möglich. Entsprechend kommt der Absicherung des Depots eine zentrale Bedeutung zu. Vier einfache Ratschläge helfen, das Risiko im Depot im Griff zu behalten.
Ratschlag 1: Struktur ist unerlässlich
Eine gut aufgestellte, über verschiedene Anlageklassen diversifizierte Struktur ist das beste Risikomanagement. Denn nur dadurch verringert man die Abhängigkeit von Einzelinvestments und derer Risiken. Die fünf Anlageklassen Aktien, Renten, Rohstoffe, Immobilien und Liquidität sollten in der Vermögensanlage berücksichtigt werden. Die genaue Aufstellung hängt von der individuellen Risikoneigung, dem Lebensalter, den Lebensumständen und dem Anlagehorizont ab.
Ratschlag 2: Absicherungen helfen
Gerade bei Aktienanlagen sollte mit Stopp Loss Limits das maximale Verlustpotenzial begrenzt, beziehungsweise vorhandene Gewinne abgesichert werden. So wird eine Aktienposition automatisch beim Unterschreiten der definierten Kursschwelle verkauft. Dabei sollte das entsprechende Kurslimit nach den individuellen Vorlieben oder Charttechniken gesetzt werden.
Ratschlag 3: Zertifikate können eine Alternative sein
Bei einer steigenden Volatilität kann es sinnvoll sein, einzelne Investments über Zertifikate darzustellen. So bieten zum Beispiel klassische Discountzertifikate einen Risikopuffer bei rückläufigen Märkten. Im Gegenzug verzichtet man auf ein wenig Aufwärtspotenzial bei stark steigenden Preisen. Im aktuellen Umfeld lohnt sich dieser "Umweg" in die Märkte durchaus.
Ratschlag 4: Aktive Absicherung mit Derivaten oder Short-Produkten
Die Königsdisziplin bei der Depotabsicherung ist die aktive Strategie mit Hilfe von Derivaten oder Short Produkten. Das sollte aber eher dem Profi überlassen werden. Mit Beherzigung dieser vier Ratschläge kann die Freude auf den Urlaub seinen Lauf nehmen.
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