Großer Tariftest

Private Krankenversicherung - Doktors Liebling

23.01.11 06:00 Uhr

Für Beamte lohnt sich die private Absicherung besonders. Im großen Tarifcheck erfahren Sie: Welche Anbieter für wen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

von Ehrhard Drengemann, Euro am Sonntag

Die schwarz-gelbe Regierungskoalition hatte Großes vor: eine Gesundheitsreform. An dieser Mammutaufgabe haben sich vor dem derzeitigen Bundesgesundheitsminister Phillip Rösler (FDP) schon viele seiner Vorgänger versucht. Alle sind mit ihren Reformvorhaben des kranken Systems mehr oder weniger gescheitert. Nicht zuletzt am Widerstand der boomenden Gesundheitsbranche. Auch von Röslers vollmundigen Ankündigungen blieb nur die alte Leier übrig: mehr Geld ins System durch steigende Beiträge vor allem für die Versicherten – und ein paar kosmetische Sparbemühungen, die jedoch im Ungefähren bleiben.

Ganz konkrete Erfolge kann jedoch die private Assekuranz vermelden. Ihre gute Lobbyarbeit zeigt Wirkung. Die erst vor Kurzem unter schwarz-roter Ägide eingeführte dreijährige Wartezeit für einen Systemwechsel wurde wieder auf ein Jahr reduziert. Außerdem sorgt die neu eingeführte Krankenversicherungspflicht für alle Bundesbürger auch bei Beamten für zwangsläufige Aktivitäten.


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Diese Gruppe kann zwischen den gesetzlichen Kassen (GKV) und den privaten Krankenversicherern wählen. Kassenpatienten werden Staatsdiener nur in Ausnahmefällen. Die gesetzliche Versicherung lohnt sich bei vielen Kindern, denn kleine Privatpatienten müssen einzeln versichert werden, bei der Kasse sind sie bei den Eltern mit im Vertrag. Die private Krankenversicherung (PKV) bietet dagegen Gesundheitsvorsorge im maßgeschneiderten Paket – die sogenannten Restkostentarife. Auffällig ist dabei: Die Versicherer berücksichtigen offensichtlich eine vorherrschende Vollkaskomentalität der Kundschaft. Tarife mit Selbstbeteiligung sind selten – ganz im Gegensatz zum übrigen Vollversicherungsmarkt, wo die Versicherer gern im Fachjargon als Großscha­dentarife bezeichnete Angebote mit Selbstbeteiligungen von 1000 Euro und mehr verkaufen.

Die Suche nach dem passenden Tarif gestaltet sich alles andere als leicht. Für €uro am Sonntag Grund genug, die verschiedenen Offerten auf Herz und Nieren zu prüfen.

Bei der Suche nach der richtigen Police sollten die grundsätzlichen Vorteile der privaten Angebote besonders im Fokus stehen. „Der Kunde kann sich sein Leistungspaket frei zusammenstellen und sich so den Zugang zu neuester Medizin und Spezialisten sichern“, sagt Gerd Güssler, Chef des auf Krankenversicherungsvergleiche spezialisierten Softwarehauses KVpro (kvpro.de). Die Unterschiede von Angebot zu Angebot spiegeln sich weniger im Preis als vielmehr im Kleingedruckten des Versicherungsvertrags wider. Expertenrat ist sinnvoll, wie er auch für das Leistungsrating herangezogen wurde.

Hierbei kommen 26 für die Restkostenpolicen wesentlichen Leistungspunkte auf den Prüfstand. „Gute Vergleichsprogramme von qualifizierten Maklern helfen weiter“, meint Experte Güssler. Ganz gleich, ob der Patient Wert auf hohe Erstattungsgrenzen bei Sehhilfen oder Heil- und Hilfsmitteln legt, beim Zahnersatz keine unliebsamen Kostenüberraschungen erleiden will oder auch den Rat von teuren ärztlichen Spezialisten ohne Kostenrisiko einholen will.

Die Gleichung „gut ist gleich teuer“ und „preiswert ist gleich schlecht“ stimmt allerdings nicht. Eine gute Leistung muss nicht übermäßig teuer sein – das zeigen die Ergebnisse des €uro-am-Sonntag-Ratings eindeutig. Im Gegensatz zu den normalen Angeboten der Privaten, die mittlerweile zwischen Kompakt-, Quoten-, Einsteiger- und Normal- und Leistungstarifen unterscheiden, beruhen Beihilfeofferten in der Regel auf klassischen Normaltarifen. Dennoch ergibt dies keinen Leistungseinheitsbrei, sondern eine bunte Vielfalt, dank derer Versicherte ihre individuelle Lebenssituationen oder -planungen mitberücksichtigen können. So ist die Beitragsfreiheit bei Elternschaft für alle wichtig, die eine Familie gründen wollen. Eine hohe Erstattung bei Psychotherapie ist dagegen immer wichtig – denn solche Erkrankungen werden immer teuer.

Das gesamte Schulnotenspek­trum von 1 bis 6 findet sich im Gesamtergebnis wieder. Aus Platzgründen hat die Redaktion in den Tabellen nur die besten 25 Tarife abgedruckt. Wollte ein Anbieter eine Topbewertung im Preis-Leistungs-Verhältnis erreichen, musste er schon einen leistungsstarken Tarif zu günstigen Prämien anbieten. Auch der Unterschied zwischen Männern und Frauen wurde in der Bewertung deutlich. Dabei wurde das generell höhere Preisniveau bereits in die Bewertung eingearbeitet.

Im Überblick: Beihilfe-Tarife - Angebote für beamtete Staatsdiener (PDF)

Künftig steigende Beiträge blieben außen vor: Es gibt keine seriösen Parameter für eine verlässliche Vorhersage. Ein Anhaltspunkt dafür, dass die Prämien eher langsam steigen, kann die Geschäftspolitik des Unternehmens sein: Versicherer mit einem besonders schnellen Tarifwandel sind eher anfällig für sogenannte Tarifvergreisungen. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu „normalen“ PKV-Kunden muss sich die Beamtenklientel wohl auch nur eingeschränkt Sorgen um die Nachhaltigkeit des Systems machen. „Da greift die Bestandsschutzgarantie. Das bislang erreichte Leistungsniveau bei der Beihilfe und bei Restkostenabsicherung wird erhalten bleiben.

Allerdings ist dies fraglich bei künftigen Ansprüchen“, sagt Karl-Heinz Reimer, Chef des Ver­sicherungsportals FSS-online (fss-­online.de): Einen Verfassungsbruch, den ­Politiker ansonsten gern riskieren, werden sie bei ihrer treuesten Klientel kaum wagen. Kein Wunder, sitzen die Gesetzesköche doch im selben Boot wie die Kellner.

Tabelle der Beihilfe-Tarife: Angebote für beamtete Staatsdiener (pdf)

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