Abhilfe gegen Denkfallen

In der vergangenen Woche hatte ich ein paar typische Denkfallen vorgestellt, die bei Geldanlagen lauern.
Im zweiten Teil gehe ich auf eine weitere große Gefahr ein, die sich durchs gesamte Leben von Menschen zieht und nicht nur Investments betrifft. Dazu gibt es Tipps, wie man den Emotionen ein Schnippchen schlägt.
Problem Selbstüberschätzung
Laut RTL haben sich für die zehn Staffeln von „Deutschland sucht den Superstar“ rund 270.000 Menschen beworben. Immer wieder werden dabei echte Gesangstalente entdeckt. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer ist aber eher peinlich. Diverse Umfragen unter Autofahrern zeigen, dass sich rund 90 Prozent für überdurchschnittlich kompetent im Bezug auf ihren Fahrstil halten. Beide Beispiele stehen für die systematische Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, die den Menschen in die Wiege gelegt scheint. Alleine schon aus statistischen Gründen kann nur die Hälfte der Autofahrer besser als die anderen sein.
Besonders bitter: Auch Experten sind von dieser Selbstüberschätzung betroffen. Nicht umsonst steigen Kosten für größere Bauvorhaben wie etwa für den Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 trotz (hoffentlich) sorgfältiger Planung meist deutlich über den ursprünglich veranschlagten Preis. Und auch die Börsenprofis sind vor der „Overconfidence“ nicht gefeit. Volltreffer bei der Schätzung zu Konjunktur und Unternehmenszahlen sind selbst bei hochbezahlten Volkswirtschaftlern und Bankanalysten selten, die Abweichungen zu den Vorhersagen oft enorm. Bei dem „Kleinanleger“ macht sich die Selbstüberschätzung gerne nach einer Phase ordentlicher Gewinne breit. Dann werden kritische Berichte ignoriert. Dank des eigenen Geschicks meint man, auch in schwierigem Fahrwasser bestehen zu können.
Mit „System“ handeln
Wenn Emotionen wie Angst und Gier den langfristigen Börsenerfolg bedrohen, bleibt nur eine Lösung. Man muss die Emotionen so weit wie möglich bei der Geldanlage ausblenden und so die Denkfallen umgehen. Grundvoraussetzung ist dabei eine systematische Vorgehensweise bei den Investments. Aktien sollte man nach einem festgelegten Auswahlverfahren kaufen, das sowohl fundamentale als auch charttechnische Kriterien umfasst (wie etwa die von uns entwickelte Anlagestrategie). Ganz wichtig auch: Ein perfektes Auswahlsystem gibt es nicht. Verluste müssen einkalkuliert und akzeptiert werden. Wer sein Geld auf mehrere Positionen streut, kann solche Rückschläge problemlos verkraften.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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