Deutscher Fiskus erhält Zugang zu Offshore-Steuerdaten
Die deutschen Steuerbehörden bekommen Zugriff auf umfangreiche Daten aus Steueroasen, die ihnen die USA, Australien und Großbritannien zur Verfügung stellen.
Das Bundesfinanzministerium teilte mit, die zuständigen Behörden der USA, Australiens und Großbritanniens seien in dieser Woche auf die Bundesregierung zugekommen mit dem Angebot, "Deutschland an circa 400 Gigabyte Daten aus Steueroasen (...) teilhaben zu lassen". Unter anderem handele es sich um Daten aus den Britischen Jungferninseln, Singapur und den Cook-Inseln. "Die Bundesregierung hat das Angebot die Daten zu bekommen, positiv angenommen", erklärte das Ministerium.
Die konkrete Datenauswertung werde bei den zuständigen Bundesländern stattfinden. Das Bundeszentralamt für Steuern werde sie besonders bei der technisch aufwändigen Phase der Aufbereitung der Daten unterstützen. "Besonders wichtig scheint in diesem Fall zu sein, dass es nun mit Hilfe der Datensätze und der weiteren internationalen Zusammenarbeit in der Aufbereitung der oft sehr komplexen Strategien und Modelle möglich sein wird, diese aufzudecken und dementsprechend zu bekämpfen", erklärte das Finanzministerium.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) handelt es sich bei den nun bereitgestellten Daten in weiten Teilen um die sogenannten Offshore-Leaks-Dateien, über die internationale Medien berichtet hatten.
Anfang April hatten Medien weltweit enthüllt, wie Kapital in geheimen Kanälen über Briefkastenfirmen und so genannte Trusts in Steuerparadiese verschoben wird. Aus Deutschland waren die SZ und der Norddeutsche Rundfunk an dieser Recherche beteiligt. Nach Angaben des Blattes sind in den anonym bereitgestellten Unterlagen 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern aufgelistet, darunter auch hunderte Deutsche. Beide Medien hatten die Forderung der Bundesregierung abgelehnt, ihr die Datensätze zu übergeben.
(BERLIN) Dow Jones Newswires