Wie wurde Hedgefonds-Manager Bill Browder zu Russlands Staatsfeind Nr.1?
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Hedgefonds-Manager Bill Browder gilt als einer der schärften Kremlkritiker. Der einst größte ausländische Investor in Russland setzt mit seinen Vorwürfen gegenüber Wladimir Putin und der russischen Regierung sein Leben aufs Spiel.
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Im Jahr 1996 gründete Bill Browder zusammen mit seinem libanesischen Geschäftspartner Edmond Safra den Hedgefonds Hermitage Capital Management. Der auf den britischen Kanalinseln ansässige Fonds verwaltete im Jahr 2005 Gelder in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar. Damit galt die Fondsgesellschaft von Browder zeitweise als größter ausländischer Investor in Russland.
Das Blatt wendete sich, als dem Hedgefonds-Manager und seiner Firma 2007 durch die russischen Behörden Steuerhinterziehung und die illegale Aneignung von Gazprom-Anteilsscheinen vorgeworfen wurden. Auf Grund dieser Anklagepunkte wurde im Jahr 2008 der Anwalt Sergei Magnitski verhaftet, welcher für Hermitage Capital Management tätig war. Der plötzliche Tod von Magnitski nur ein Jahr nach seiner Inhaftierung löste internationale Kritik aus. Infolgedessen machte es sich Bill Browder zur Aufgabe, die zuständigen russischen Beamten für den Tod seines Freundes zur Rechenschaft zu ziehen.
Schwere Vorwürfe gegen den Hedgefonds-Manager
Um über die aktuelle Situation und die Spannungen zwischen ihm und der russischen Regierung zu sprechen, verabredete sich der Hedgefonds-Manager kürzlich mit Chris Newlands, einem Journalisten der financial news London. Aus Angst vor einem Mordanschlag fand das Treffen in Browders sogenannter "Sicherheitszone" statt, welche sich im Umkreis der Bank of England in London befindet. Auf Grund der ständigen Angst vor der Rache des russischen Staates schränkt Browder sein Leben massiv ein. So isst der Manager, aus der Befürchtung heraus vergiftet zu werden, beispielsweise nie zweimal im selben Restaurant. Im Gespräch mit Newlands begründet er seine Vorsicht und meint: "Die russische Regierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, mich zu ermorden, zu entführen, zu verhaften oder mich verarmen zu lassen. Ich wurde des Betrugs, der Spionage, der Steuerhinterziehung und des Mordes bezichtigt. Putin würde nichts lieber wollen, als mich ins Gefängnis zu stecken und mir beim Sterben zuzusehen."
"Es verfolgt mich jeden Tag"
Trotz dieser sehr bedenklichen Umstände möchte er nicht aufgeben, sich weiterhin für die Aufklärung des Todes von Magnitski einzusetzen. "Ich fühle mich völlig verantwortlich für Sergeis Tod. Es verfolgt mich jeden Tag. Es würde mich von innen verzehren, wenn ich aufhören würde, für Gerechtigkeit für ihn zu kämpfen. Wenn ich ihn nicht engagiert hätte, würde er heute noch leben", meint Browder.
Sanktionsliste für russische Beamte
Aufgrund des Todes von Sergei M. verabschiedete der US-Kongress im Jahr 2012 den sogenannten "Magnitski Act", welcher rund 60 russische Beamte mit Einreisesperren und anderen Sanktionen belastet. Diesen Sanktionen folgte auch das Europäische Parlament und das britische Unterhaus. Erst 2016 wurden 44 weitere russische Staatsbürger und Beamte, welche das Menschenrecht mutmaßlich verletzten, der Sanktionsliste hinzugefügt. "Der Magnitski Act ist der Grund warum mich Putin tot sehen will" meint Browder.
Putin reicher als Gates und Bezos?
Zuletzt sorgte Bill Browder mit seinen Schätzungen zu Putins Privatvermögen für Schlagzeilen. Laut dem Hedgefonds-Manager beläuft sich das Vermögen des russischen Staatspräsidenten auf rund 200 Milliarden US-Dollar. Damit wäre Wladimir Putin reicher als Microsoft-Gründer Bill Gates und Amazon-Gründer Jeff Bezos zusammen. Gerüchten zufolge kann Putin milliardenschwere Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen sein Eigen nennen. Demnach soll auch der russische Multimilliardär Roman Abramiwitsch Teile seines Wohnsitzes finanzieren. Des Weiteren wird ihm vorgeworfen, Geld, welches der russische Staat eingenommen hat, unterschlagen zu haben, um Immobilien, Aktien und Devisen zu kaufen. Ein Regierungssprecher Putins bezeichnete derartige Vorwürfe gegen den Staatspräsidenten jedoch als "reine Fiktion".
Vom Unterstützer zum Staatsfeind
Bis zum Jahr 2005 war Bill Browder ein ausgesprochener Fan der Politik von Wladimir Putin, nun aber rät der Hedgefonds-Manager in diversen Büchern, Veröffentlichungen und Interviews jedem Anleger entschieden davon ab, in Russland zu investieren. So erkennt Browder selbst: "Es war ein großer Fehler, in Russland zu investieren." In seinem 2013 veröffentlichten Buch "Red Notice: Wie ich Putins Staatsfeind Nr.1 wurde" dokumentiert Browder die komplette Angelegenheit. Browder selbst sieht sein Buch als eine Art Lebensversicherung und meint: "Es ist alles da. Wenn ich getötet werde, wirst du wissen, wer es getan hat."
Pierre Bonnet / finanzen.net
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