200.000 Dollar für jeden

Chef verkauft Startup - Mitarbeiter bekommen 27 Millionen Dollar vom Erlös

30.07.15 15:00 Uhr

Chef verkauft Startup - Mitarbeiter bekommen 27 Millionen Dollar vom Erlös | finanzen.net

Fast 600 Millionen Dollar hat Delivery Hero für seinen türkischen Konkurrenten Yemeksepeti auf den Tisch gelegt. Der Chef des aufgekauften Konzerns steckt das Geld aber nicht allein in die eigene Tasche, sondern beteiligt seine Mitarbeiter am Erfolg.

In der Startup-Welt sind millionenschwere Übernahmen keine Seltenheit. Doch die fast 600 Millionen Dollar, die die Lieferdienstplattform Delivery Hero für den Kauf des türkischen Marktführers Yemeksepeti auf den Tisch gelegt hat, ließen selbst erfolgsverwöhnte Markt-Experten aufhorchen. Für den Bereich Online-Essenslieferdienste war dies ein unglaublicher Megadeal. Das fand offenbar auch der Chef des aufgekauften Unternehmens - und gab einen Teil des Erlöses an seine Mitarbeiter weiter - und zwar an jeden einzelnen.

27 Millionen Dollar für die Angestellten

Wie die türkische Tageszeitung Hürriyet berichtet, hat der CEO von Yemeksepeti, Nevzat Aydın, seine 114 Mitarbeiter am Verkaufserlös beteiligt. 27 Millionen US-Dollar gingen direkt an die Angestellten, jeder Mitarbeiter bekam 200.000 Dollar ausbezahlt, so das Blatt weiter.
Eine entsprechend verpflichtende Vereinbarung habe es nicht gegeben, so Aydın gegenüber Hürriyet. Man habe aber das Geld mit den Angestellten geteilt, "weil wir den Erfolg zusammen erreicht haben", betonte der CEO.

Mitarbeiter waren überwältigt

Auf die Frage, wie die Angestellten auf den unerwarteten Geldregen reagiert haben, erklärte Aydın: "Manche Mitarbeiter weinten, manche schrien, manche haben Dankesbriefe geschrieben". Natürlich sei dies sehr emotional gewesen, denn schließlich wirke sich eine derart hohe Zahlung (rund 14 Jahresgehälter eines durchschnittlichen Angestellten) auch auf das Leben der Menschen aus. Mit ihren Monatsgehältern zwischen 3.000 und 5.000 türkischen Lira - rund 1.800 Dollar - hätten sie sich viele Dinge nicht leisten können, die nun sofort möglich sind. "Es war eine gute Sache. Ich wünschte, ich hätte ihnen mehr geben können", so der CEO weiter.

Vom Außenseiter zum Marktführer

Nevzat Aydın hatte Yemeksepeti im Jahr 2000 als einer von vier Gründern aus der Taufe gehoben. 80.000 Dollar hatte das Gründer-Quartett damals zur Verfügung und anfangs war der Erfolg keinesfalls sicher. "Viele Leute haben gesagt, wir seien verrückt", so der CEO. Doch das Startup wurde ein Erfolg - jeden Tag werden rund 100.000 Essensbestellungen über die Plattform getätigt - Yemeksepeti ist mit Abstand Marktführer in der Türkei.

Zahlreiche Übernahmeofferten

Immer wieder habe es in den vergangenen 15 Jahren Übernahmeangebote gegeben, berichtet Aydın. Der erste Interessent habe drei Millionen Dollar geboten, zwischenzeitlich waren die Offerten auf 300 und 500 Millionen Dollar nach oben gegangen. Doch das Management lehnte eine Übernahme immer ab - bis zum Mai diesen Jahres, als Delivery Hero knapp 600 Millionen Dollar auf den Tisch legte. "Wenn wir ein weiteres Jahr gewartet hätten, wäre die Summe noch höher gewesen", ist sich Aydın sicher. "Du musst "Nein" sagen können und solltest keine Angst haben", erklärt der CEO seine Strategie.

Redaktion finanzen.net

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