Pflegetagegeld-Versicherung: Notwendigkeit oder Geldverschwendung?
Die eigene Pflegebedürftigkeit ist oftmals kaum vorauszusehen. Um sich für den Fall der Fälle abzusichern, scheint eine private Zusatzversicherung sinnvoll zu sein. Doch lohnt sich das wirklich?
Private Zusatzversicherung
Bereits fünf Millionen Menschen in Deutschland sind auf die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung angewiesen, wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt. Neben älteren Menschen seien insbesondere Frauen betroffen, da sie eine höhere Lebenserwartung haben und im Alter mit höherer Wahrscheinlichkeit alleinstehend sind. Die Zahl der Pflegebedürftigen soll sogar noch weiter ansteigen.
Im Falle eines festgestellten Pflegegrades greift die gesetzliche Pflegeversicherung, diese übernimmt einen Teil der Pflegekosten. Da sowohl eine stationäre als auch eine ambulante Pflege mit erheblichen Beträgen einhergeht, scheint eine private Zusatzversicherung eine gute Ergänzung zu sein. Durch die Pflegetagegeld-Versicherung wird eine zuvor vereinbarte Summe täglich oder monatlich ausbezahlt. Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten erklärt, dass die Leistung jedoch unabhängig von den entstandenen Pflegekosten ist. Zudem sei es Versicherten möglich, selbstständig über die Ausgabe der Zuwendung zu entscheiden; es lassen sich dementsprechend auch Einkäufe mit dem Geld bezahlen.
Viele Faktoren zu bedenken
Ob sich eine Pflegetagegeld-Versicherung lohnt, ist im Vorhinein schwer zu antizipieren. Sollte man sich jedoch für das Abschließen der Zusatzversicherung entscheiden, so gibt es einige wichtige Aspekte, die beachtet werden sollten. Grundsätzlich sollte sich laut Verbraucherzentrale die Frage gestellt werden, welche Mittel für das Eintreten eines Pflegegrads zur Verfügung stehen. Ist die Familie in der Lage die Pflege zu übernehmen? Gibt es andere finanzielle Ressourcen, welche genutzt werden können? Wie hoch wird die Rente vermutlich ausfallen? Wird man sich für eine ambulante Betreuung oder eine stationäre Unterbringung entscheiden? Alle diese Aspekte bestimmen außerdem, wie hoch der Versicherungsbeitrag sein wird. Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen weist darauf hin, dass wahrheitsgemäße Angaben entscheidend sind, da die Versicherung sonst den Vertrag kündigen kann. Als Konsequenz geht das gesamte eingezahlte Geld verloren. Den Beitrag durch Unwahrheiten zu mindern, ist also nicht zu empfehlen.
Entscheidet man sich nach Abwägung doch für eine Pflegetagegeld-Versicherung, so sollte man genaustens auf die Vertragsbedingungen achten, um einen guten Tarif zu erwischen.
Vorsicht vor steigenden Beträgen
Hubloher rät jedoch vom Abschließen einer solchen Police ab. Eine gute Altersvorsorge schließe eine Pflegevorsorge mit ein, weshalb die Zusatzversicherung nicht notwendig sei. Zudem hätten sich Verbraucher gemeldet, deren Versicherungssummen in weniger als zehn Jahren um das Doppelte gestiegen seien. Kündigt man die Versicherung daraufhin, ist das gesamte Geld weg und man hat all die Jahre umsonst einbezahlt. Problematisch beim Abschluss der Police sind bestehende Vorerkrankungen, da sie zur Ablehnung oder unverhältnismäßigen Beiträgen führen. "Jemand mit Herzerkrankungen oder Arthrose wird nicht genommen oder bekommt einen hohen Risikozuschlag", erklärt Hubloher. "Um es salopp zu formulieren: Brennende Häuser versichert man nicht."
Bevor man sich also für eine Pflegetagegeld-Versicherung entscheidet, sollte man prüfen, ob ausreichend Vermögen vorhanden ist und wie groß die private beziehungsweise gesetzliche Rente ausfällt.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: RTimages / Shutterstock.com