Vom Diesel zum E-Auto

Vom Verbrenner zum Elektroauto: Startup baut Diesel für 8.500 Euro zum E-Auto um

15.08.19 19:06 Uhr

Vom Verbrenner zum Elektroauto: Startup baut Diesel für 8.500 Euro zum E-Auto um | finanzen.net

Einen Verbrenner in ein sauberes Elektroauto verwandeln klingt unmöglich? Ist es nicht. Das beweist das französische Startup Transition-One, das bereits einen ersten Prototypen präsentieren kann. Für unter 8.500 Euro soll die Auto-Verwandlung machbar sein. Was kann ein auf Elektro umgerüstetes Dieselfahrzeug?

Was bei Transition-One das Geschäftsmodell ist, klingt für viele zunächst einmal unglaubwürdig. Einen alten Diesel nehmen und für relativ kleines Geld in einen nachgerüsteten Stromer umzuwandeln, ist allerdings keine schlechte Idee. Denn neben dem als umweltfreundlicher geltenden Antrieb könnte durch Umrüstung statt Elektroauto-Neukauf auch die Lebenszeit des alten Diesels verlängert und damit die Klimafreundlichkeit erhöht werden. Doch wie funktioniert die Umrüstung von Alt auf Öko?

Prototyp: Renault Twingo mit 180 Kilometern Reichweite

Transition-One selbst gibt an, verschiedene Modell umrüsten zu können. Hierunter fallen der Citroen C1, der Peugeot 107, der Fiat 500, der Toyota Aygo, der Renault Twingo II und der VW Polo. Präsentiert hat das Startup dies bereits an einem Renault Twingo, Baujahr 2009. Diesen konnten die französischen Auto-Aufrüster zu einem E-Auto mit einer Reichweite von 180 Kilometer umrüsten.

Das klingt zwar auf den ersten Blick zunächst einmal nach einer geringen Reichweite. Allerdings kommen vergleichbare E-Modelle, die im unteren Preissegment liegen, auch nicht viel weiter. So hat beispielsweise der Renault Zoe, mit 23.000 Euro eines der günstigsten E-Modelle auf dem Markt, nur eine marginal höhere Reichweite von 210 Kilometer. Dafür wiegt die verbaute Batterie mit 290 Kilogramm deutlich mehr als die E-Aufrüstungsbatterie mit 120 Kilogramm, die Transition-One aus den Regalen eines Tesla-Ersatzteilhändlers bezieht.

Strom statt Benzin oder Diesel tanken

Für einen Preis von 8.500 Euro für die Umrüstung ist die Verwandlung vom Diesel zum Elektro damit gleichzeitig auch relativ erschwinglich. Der Firmengründer selbst erklärte gegenüber Bloomberg, dass seine Zielgruppe diejenigen seien, die sich ein neues E-Fahrzeug zu einem Preis von 20.000 Euro aufwärts nicht leisten könnten.

Durch Subventionen in Frankreich ist es im Heimatland der Startup-Gründer sogar möglich, die Umrüstung für 5.000 Euro vorzunehmen. Dabei wird übrigens der Tank ausgebaut, an dessen Stelle kommen zwei Elektromotoren. Ein weiterer E-Motor befindet sich unter der Motorhaube, Ganghebel und Getriebe verbleiben im Fahrzeug. Das umgerüstete E-Auto wird ganz klassisch betankt: Den Stecker für das Ladekabel verbaut das französische Startup-Unternehmen unter dem früheren Tankdeckel.

Straßenzulassung steht noch aus

Was nun etwas klingt wie ein modernes Märchen, hat allerdings auch seine Schattenseiten. Zunächst einmal gibt es für auf Stromer umgerüstete Elektrofahrzeuge derzeit noch keine Straßenzulassung. Auf öffentlichen Straßen damit fahren darf man bis dato damit also noch nicht. Transition-One rechnet aber damit, bis Ende dieses Jahres die Zulassung für solche Fahrzeuge von den französischen und europäischen Behörden zu bekommen. Vorbestellen kann man die umgerüsteten Wagen ab September.

Auch gibt es vielerlei Sicherheitsbedenken: Ohne Pre-Tests ist nicht geklärt, wie sich solche Fahrzeuge bei Unfällen verhalten, wie sich die elektrische Verkabelung verhält oder ob es Probleme mit den verbauten Akkus geben könnte. Skeptiker bezweifeln außerdem die Sinnhaftigkeit eines solchen Umbaus. So zitiert Bloomberg beispielsweise Markus Lienkamp von der Technischen Uni München mit der Aussage: "Technisch kann man einen Einkaufswagen in ein E-Auto umwandeln. Die Frage ist: Macht das Sinn? Mein Ratschlag wäre, den Verbrennungsmotor solange wie möglich zu fahren und dann ein Elektroauto zu kaufen". Finanziell mache dies mehr Sinn. Wie das unabhängig vom finanziellen Aspekt für die Umwelt aussieht, sollte allerdings auch bedacht werden.

Redaktion finanzen.net

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