Coronavirus-Epidemie bedroht Chinas Honig-Produktion
Die Coronavirus-Epidemie bedroht die Honigproduktion beim weltgrößten Hersteller China.
Wegen der drastischen Reisebeschränkungen können viele Imker nicht zu ihren Bienenstöcken. "Ich bin wirklich besorgt", sagt Jue, ein Imker aus der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. Er besitzt etwa 300 Bienenstöcke, die sich in Holzkisten mehr als 300 Kilometer entfernt von seinem aktuellen Aufenthaltsort befinden. "Wenn alle meine Bienen sterben, verliere ich mein gesamtes Jahreseinkommen", klagt der 55-Jährige. Die Bienen könnten die Blütephase der Pflanzen aufgrund von virusbedingten Reiseeinschränkungen der Imker verpassen.
Etwa 300.000 Imker gibt es in China. In ihren Bienenstöcken werden etwa 500.000 Tonnen Honig jährlich hergestellt. Das entspricht etwa einem Viertel der Weltproduktion. Mehr als mehr als 100.000 Tonnen werden in europäische Länder und in die Vereinigten Staaten exportiert. Aber die Aussichten für die Produktion sind in diesem Jahr düster.
Normalerweise würde Imker Jue seine Bienenvölker jetzt pflegen, um sie auf die Bestäubung der Aprikosen im März vorzubereiten, bevor es im Frühjahr zu den Birnenplantagen in Korla - der zweitgrößten Stadt von Xinjiang - weitergeht und dann im Mai der Nektar der berühmten roten Datteln gesammelt wird. Jue sagt jedoch, dass er bereits drei Wochen in Verzug sei.
"JUNGE LEUTE WOLLEN DIESE ARBEIT NICHT MACHEN"
Wie Jue kämpft auch die Imkerin Zhang Miaoyan aus Jinhua in der Provinz Zhejiang südlich von Shanghai darum, ihre 120 Bienenvölker zu erreichen, die seit mehr als 20 Tagen hungern. "Wir Imker sagen immer, dass wir uns in einem bittersüßen Geschäft befinden", sagt Zhang. "Aber in diesem Jahr ist wahrscheinlich alles bitter." Die Honigproduktion in der Volksrepublik leidet bereits unter den Folgen des Klimawandels, fehlendem Imker-Nachwuchs und dem übermäßigen Einsatz von Pestiziden.
Jue, ein Imker mit 30 Jahren Erfahrung, verdient in guten Jahren rund 60.000 bis 70.000 Yuan, was 7860 bis 9170 Euro entspricht. Die Arbeit ist hart, oft muss er im Zelt an kargen Orten schlafen. "Keiner der jungen Leute will diese Arbeit machen", betont Jue.
Peking hat die Kommunalverwaltungen aufgefordert, die Unterbrechungen beim Transport von Tierfutter und Vieh auf ein Minimum zu reduzieren. Auch die Bienen wurden in den Anweisungen erwähnt. Angesichts der Schwere des Virusausbruchs - bei dem bisher rund 2700 Menschen getötet und etwa 80.000 infiziert wurden - kommt die Umsetzung aber nur langsam voran. Jue versucht immer noch, sich mit den Behörden vor Ort abzusprechen, um seine Bienen zu retten. Zhang dagegen hat schon am Wochenende grünes Licht für die Rettung ihrer Bienenstöcke erhalten. Aber es könnte zu spät sein. "Die beste Blütezeit geht jetzt vorbei", sagt Zhang. "Wenn man sie einmal verpasst hat, kann man nur noch auf das nächste Jahr warten."
- von Hallie Gu und Shivani Singh
Peking (Reuters)
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