Unternehmen denken um - gehören Dienstreisen der Vergangenheit an?
Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Lockdown hat Dienstreisen weltweit unmöglich gemacht, Unternehmen wurden gezwungen auf Alternativen in Form von Videokonferenzen und Telefonaten umzusteigen. Aktuelle Studien belegen, dass Dienstreisen auch in Zukunft möglicherweise stark reduziert werden.
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Dienstreisen - ein veraltetes Modell?
Vor der Corona-Pandemie gehörten nationale sowie internationale Dienstreisen für viele Arbeitnehmer genauso zum Arbeitsalltag wie die tägliche Mittagspause. Dann kam das Virus und Reisen jeglicher Art wurden quasi unmöglich. Die Dienstreise wurde also gezwungenermaßen durch Videokonferenzen und Gruppentelefonate ersetzt.
Die Mobilitätseinschränkung hat vielen Konzernen vor Augen geführt, dass das ständige Jetsetten womöglich nicht mehr zeitgemäß ist. Dienstreisen kosten nicht nur viel Zeit und Geld, sondern verschlechtern ebenso die CO2-Bilanz eines Unternehmens.
Die durch das Virus entstandenen Umstände haben aufgezeigt, dass die heutigen Technologien es durchaus ermöglichen, global zu agieren, ohne das heimische Büro verlassen zu müssen. Gegenüber dem Handelsblatt kommentierte eine Sprecherin der Post die Situation folgendermaßen: "Die Pandemie hat hier als Katalysator fungiert und der virtuellen Zusammenarbeit einen weiteren Schub gegeben."
Unternehmen denken um
So scheint es nur als logische Folge, dass Unternehmen auch in Zukunft vermehrt auf Dienstreisen verzichten werden. Wie eine Studie des ifo-Instituts ermittelte, planen demnach 57 Prozent der deutschen Unternehmen auch langfristig, Dienstreisen so weit wie möglich einzuschränken. Besonders Konzerne der Pharmaindustrie sowie Unternehmensberater und IT-Dienstleister sind bestrebt auch nach der Pandemie deutlich weniger zu reisen, dies gaben 80 Prozent der Unternehmen jener Sektoren an.
Weniger einschränken wollen sich hingegen Groß- und Einzelhändler. Hier gaben lediglich 46 beziehungsweise 31 Prozent der befragten Unternehmen an, Dienstreisen auch in Zukunft zu reduzieren. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine vergleichbare Studie des Fraunhofer Instituts. Von über 500 befragten Unternehmen werden 90 Prozent zumindest darüber nachdenken, ob etwaige Dienstreisen nicht durch Videokonferenzen ersetzt werden könnten.
Hohes Sparpotenzial
Der nun womöglich eingeläutete Wandel könnte die deutsche Wirtschaft signifikant ankurbeln, wie eine schon 2018 veröffentlichte Studie vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) herausstellte. Das Sparpotenzial liegt hierbei in Milliardenhöhe. Rund 8,3 Milliarden Euro könnten deutsche Unternehmen jährlich einsparen, wenn die Dienstreise durch die Videokonferenz ersetzt werden würde.
Wie ein Sprecher von Rheinmetall dem Handelsblatt mitteilte, wirkt das "enorme Sparpotential" als Motivationsschub die nun etablierte Technologie vermehrt zu nutzen. Denn das Unternehmen habe während der Pandemie die Reisekosten auf 20 Prozent des vorherigen Niveaus senken können.
Dennoch wird die Dienstreise nie zu 100 Prozent durch Videokonferenzen ersetzt werden können, "Persönlicher Kontakt bleibt auch nach der Corona-Krise in der Arbeitswelt wichtig […]", äußert sich Przemyslaw Brandt, Fachreferent des ifo-Instituts, gegenüber der WELT.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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