Im Land der Überversicherten: Notwendig oder überflüssig?
Ob Kfz-, Haftpflicht-, Hausrat- oder Zahnzusatzversicherung, die Deutschen sind abgesichert wie nie zuvor. Im Jahr 2022 lag der Bestand an abgeschlossenen Versicherungsverträgen hierzulande bei 472,9 Millionen. Doch welche Versicherungen braucht man wirklich?
Steigende Zahl der Versicherungsverträge: Trotzdem gibt es Lücken
Die Anzahl der abgeschlossenen Versicherungsverträge in Deutschland hat sich laut einer Studie von Statista seit 1980 drastisch erhöht. Damals gab es etwa 232 Millionen Verträge, während es heute mit 472,9 Millionen mehr als doppelt so viele sind. Die Gründe für diesen Anstieg können vielfältig sein, sei es aufgrund gesetzlicher Vorschriften, dem Wunsch nach finanzieller Absicherung oder der Sorge um die eigene Gesundheit. Dennoch stellt sich die Frage, ob alle diese Versicherungen wirklich notwendig sind.
Laut einem Online-Artikel der Wirtschaftszeitung Capital gehören zu den am häufigsten abgeschlossenen Versicherungen in Deutschland die private Haftpflichtversicherung, die Kfz-Versicherung, Hausrats- und Rechtsschutzversicherungen, private Unfallversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen sowie Risikolebensversicherungen. Überraschenderweise zeigte eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts (Destatis) aus dem Jahr 2018, dass die Deutschen besorgniserregende Versicherungslücken haben. Jedem zweiten Haushalt fehlt dem Bericht zu Folge eine Rechtsschutzversicherung und nur jeder vierte deutsche Haushalt hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Überblick behalten: Welche Versicherungen überflüssig sind
Einige Versicherungen können in bestimmten Fällen überflüssig sein. Dies trifft oft zu, wenn die Versicherungspolice bereits andere Versicherungen oder Schutzmechanismen abdeckt. Solche Versicherungen sollten nach Möglichkeit schnell beendet werden. Ein typisches Beispiel, so das Portal Finanztip, sei der Abschluss einer Verkehrsrechtsschutzversicherung. Denn sobald Autofahrer Mitglied in einem Automobilclub sind, verfügen sie bereits über einen solchen Schutz. Des Weiteren denken auch frisch verheiratete oft nicht daran, ihre Versicherungen zusammenzulegen, wie der Beitrag ergänzt. Das betrifft beispielsweise die Privathaftpflicht- oder die Hausratversicherung. Eine Übersicht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) gibt Aufschluss über Versicherungen, die Verbrauchern nur unnötige Kosten verursachen. Dazu gehören beispielsweise Handy- oder Brillenversicherungen, bei denen die Prämie in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt ist, da die versicherten Gegenstände oft einen vergleichsweise geringen Wert haben. Ebenfalls als überflüssig gelten Restschuldversicherungen. Laut einem Artikel des MDR wurden derartige Verträge in Großbritannien sogar rückabgewickelt, da sie als unnötig angesehen wurden und die Kunden ihr Geld zurückerhielten.
Weitere Versicherungen: Pflichten und Empfehlungen
In Deutschland gibt es allerdings auch Versicherungen, die verpflichtend sind - dazu gehören die Kranken- und Haftpflichtversicherung, die für jeden Bürger vorgeschrieben sind. Daneben gibt es empfehlenswerte Versicherungen, wie in dem Beitrag von mdr.de erklärt wird. Hierzu zählen die Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung und die Wohngebäudeversicherung für Hausbesitzer.
Im Falle einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Unfall sehen sich viele Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Dies kann jeden treffen, aber nicht alle sind sich der möglichen Folgen und Vorsorgemaßnahmen bewusst. Die Verbraucherzentrale betont, worauf es bei einer guten Berufsunfähigkeitsversicherung ankommt. Die Rente sollte gezahlt werden, wenn der zuletzt ausgeübte Beruf nicht mehr zu mindestens 50 Prozent ausgeübt werden kann. Der Vertrag sollte keine Überprüfung vorsehen, bei der im Ernstfall untersucht wird, ob die versicherte Person einer anderen Tätigkeit nachgehen kann.
Weitere wichtige Punkte sind, dass die Berufsunfähigkeit anerkannt wird, wenn die versicherte Person sechs Monate lang zu mehr als 50 Prozent berufsunfähig ist. Zudem sollte die Versicherung rückwirkend ab dem ersten Tag eines sechsmonatigen Zeitraums zahlen und bei verspäteter Meldung mindestens drei Jahre rückwirkende Rente gewähren. Die Möglichkeit zur Beitragsstundung während der Leistungsprüfung auf Wunsch ist ebenfalls entscheidend. Der Versicherer sollte auf die Kündigung des Vertrags oder die Erhöhung der Beiträge bei nicht verschuldetem Verschweigen von Vorerkrankungen verzichten. Der Versicherungsvertrag sollte weltweit gelten und im Falle einer befristeten Anerkennung des Berufsunfähigkeitsanspruchs keine Rückzahlung der bereits gewährten Renten verlangen, sofern der Anspruch nicht gerechtfertigt war.
Die Risikolebensversicherung dient dazu, die Hinterbliebenen im Todesfall finanziell abzusichern. Im Falle des Todes des Versicherten zahlt die Versicherung eine zuvor festgelegte Summe aus. Dieses Geld kann dann zur Deckung laufender Kosten wie Hypotheken oder zur Finanzierung der Ausbildung der Kinder verwendet werden. Die Wohngebäudeversicherung auf der anderen Seite ist ein wichtiger Schutz für Hausbesitzer, da sie Schäden am Gebäude selbst abdeckt, die durch verschiedene Ereignisse wie Feuer, Sturm oder Wasser verursacht werden. Laut dem Capital-Artikel kann auch sie durchaus empfehlenswert sein.
Redaktion finanzen.net
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