Vorsicht: Warum man Hotel-Bewertungen im Internet nicht trauen sollte
Hotel-Bewertungen im Internet können hilfreich sein und das auf der offiziellen Website gezeigt Bild hilfreich ergänzen - man sollte sich jedoch nicht zu sehr auf die Bewertungen verlassen: Es gibt sogar Agenturen, die mit dem Fälschen von Hotel-Bewertungen Geld verdienen.
"Über Bewertungen arbeiten sich Verbraucher zu einer Entscheidung hin", erklärt Tatjana Halm, Leiterin des Referats für Markt und Recht bei der Verbraucherzentrale Bayern, gegenüber der Informationsplattform ntv. Dabei solle man jedoch unbedingt Vorsicht walten lassen: Die Hotelbetreiber wissen, welchen Einfluss Bewertungen auf die Wahl der Unterkunft haben können - viele versuchen, ihren Ruf mittels geschönter Bewertungen zu verbessern.
Expertin: Es gibt unzählige Wege, eine Bewertung zu fälschen
Wie viele gefälschte Hotel-Bewertungen im Netz kursieren, lässt sich laut Halm kaum einschätzen: "Auch, weil es so viele Wege zum Fälschen gibt." Teilweise würden Hotelbetreiber sogar Agenturen dafür bezahlen, besonders gute Bewertungen zu schreiben. Andere Betreiber bestechen ihre Gäste vor Ort, indem sie einen Preisnachlass oder eine Prämie im Tausch gegen eine gute Bewertung anbieten, erzählt Halm.
Bei der vom Bewertungsportal HolidayCheck gegründete Initiative gegen Bewertungsbetrug, der mittlerweile 16 Mitglieder angehören, heißt es: "In den letzten Jahren wuchs der Markt für kaufbare Fake-Bewertungen besonders stark und wurde durch sogenannte Bewertungsagenturen nicht nur internationalisiert, sondern in großem Maße professionalisiert." Abgesehen von dem ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil für manipulierende Unternehmen führe dies auch regelmäßig zu falschen Entscheidungen der Endverbraucherinnen und -verbraucher, die sich stark auf Bewertungen verlassen.
Wie können Endverbraucher mit Hotel-Bewertungen umgehen?
Gefälschte Hotel-Bewertungen zu erkennen, "können Sie vergessen", erklärt Halm. Selbst, wenn ein Hotel nach vielen schlechten Bewertungen plötzlich eine gute Bewertung erhält, beweise dies keinen Betrugsfall - es könne auch sein, dass der Betreiber gewechselt hat und die Unterkunft seither wirklich qualitativ hochwertiger wurde. Und: Auch bei Bewertungsportalen, die extrem viel Aufwand betreiben, um gefälschte Bewertungen herauszufiltern, "kann man sich nie sicher sein, ob die Bewertungen alle sauber sind". Dies bestätigt auch Georg Ziegler aus der Abteilung für Betrugsverfolgung bei HolidayCheck gegenüber ntv: Die Fälschungen seien "oft so gut gemacht, dass selbst ein Qualitätsmanagement, wie es etwa bei uns vorgeschaltet ist, die gefälschten Bewertungen nicht erkennen kann."
Nichtsdestotrotz könne man sicher sein: Je größer der Aufwand, den das Bewertungsportal betreibt, desto weniger gefälschte Bewertungen. Halm rät, immer auf unterschiedlichen Plattformen nach Bewertungen zu einem Hotel zu suchen. So lasse sich überprüfen, ob ein stimmiges Bild der Unterkunft gezeigt wird. Außerdem empfiehlt sie, sich über die Rolle der Hotel-Bewertungen bei der Entscheidung für eine Unterkunft bewusst zu werden. Als Orientierungshilfe seien Bewertungen durchaus angemessen - wenn Bewertungen jedoch das ausschlaggebende Kriterium für eine Buchung sind, laufe man höhere Gefahr, am Ende nicht das zu kriegen, was man haben wollte.
Urteile im Bereich Bewertungsbetrug werden oft nicht durchgesetzt
Im Mai wurde in Deutschland eine neue Richtlinie eingeführt, die Portalen mehr Transparenz bei der Bewertung und bei Rankings vorschreibt. Dazu zitiert die Initiative gegen Bewertungsbetrug Ziegler in einer Pressemitteilung wie folgt: "Die Politik hat erkannt, dass gefälschte Bewertungen ein Problem sind. Die Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden, sind jedoch bei weitem nicht ausreichend. Auch die Omnibus-Richtlinie wälzt die Verantwortung weiter allein auf die Portale ab." Während die Gerichte seit Jahren Urteile gegen organisierte Betrüger fällen, sei die Durchsetzung dieser Urteile so gut wie unmöglich. HolidayCheck zufolge sei die Umsetzung der Urteile jedoch der entscheidende Punkt, der das Fälschen von (Hotel-)Bewertungen unattraktiv machen könnte.
Bis die Urteile wirklich durchgesetzt werden und die Betrugsfälle abnehmen, müssen sich Urlauber also zunächst darauf konzentrieren, Hotel-Bewertungen richtig einzuschätzen und ihre Buchungsentscheidung auch auf Grundlage anderer Kriterien zu fällen.
Redaktion finanzen.net
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