Institut der deutschen Wirtschaft zur Inflation: So viel mehr Geld muss für Essen und Tank gearbeitet werden
Die Inflation ist im November zwar leicht auf zehn Prozent gesunken, trotzdem müssen die Deutschen mehr für ihr Geld arbeiten als noch die Jahre zuvor.
Untersuchung zeigt, wie viel mehr man für sein Essen arbeiten muss
Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun gezeigt, wie viel länger man beispielsweise für seinen Wocheneinkauf arbeiten muss und die aktuelle Krise mit der Ölpreiskrise von 1970 verglichen. Besonders hoch sind die Mehrkosten im Vergleich zu Lebensmitteln ausgefallen. So musste ein Verbraucher 2019 für ein halbes Pfund Butter noch sechs Minuten arbeiten, im Oktober 2022 waren es schon acht Minuten. Das entspricht einem Anstieg um ein Drittel, so das IW. Für zehn Eier musste ein Viertel mehr Arbeitszeit aufgewendet werden als noch 2019, beim Brot sind es 12 Prozent mehr. Ebenso für ein Steak, hier sind im Jahr 2022 36 Minuten nötig, 2019 waren es noch 30 Minuten.
Auch die Energiepreise machen vielen Menschen zu schaffen, dies spiegelt sich auch in der Untersuchung des IW wider. So musste für eine Tankfüllung Benzin (60 Liter) im Jahre 2022 fast eine ganze Stunde mehr gearbeitet werden als es noch 2019 der Fall war, berichtet das IW.
Kaufkraft in Zeiten der Ölkrise 1970
Aktuell haben wir, Stand November, eine Inflation von zehn Prozent, die Energiepreise sind zum Vorjahresmonat allerdings um bis zu 38,4 Prozent angestiegen und jene für Nahrungsmittel um 21 Prozent. Dies ist jedoch nicht das erste Mal, dass in der BRD eine hohe Inflation herrscht. In den 1970ern gab es eine Inflation in Höhe von 7,1 Prozent, die Ölpreise waren damals ähnlich hoch wie heute. Trotzdem war dies kaum spürbar in diesen Jahren: So wurden vom IW 31 Produkte darauf untersucht, wie teuer diese zwischen 1970 und 1974 waren. Das Ergebnis: Nur für eines der 31 untersuchten Produkte musste mehr gearbeitet werden - und das war Kabeljau. Für Butter sank sogar die Arbeitszeit von 20 Minuten im Jahre 1970 auf 14 Minuten im Jahre 1974 und einen Liter Benzin gab es 1974 noch für die gleiche Arbeitszeit wie im Jahr 1970, nämlich für sechs Minuten.
Lösungsvorschläge des IW
Der Vergleich hat gezeigt, dass die aktuelle Krise für viele Menschen eine größere Belastung ist als es die Ölkrise war, denn diesmal ist der Kaufkraftverlust deutlich spürbar. Lohnerhöhungen sind für das IW keine Lösung, denn dies würde nur eine Lohn-Preis-Spirale auslösen und die Inflation befeuern. Das IW ist der Meinung, dass weniger eine "Gießkanne" und mehr gezielte Hilfen notwendig sind. Gute Beispiele sind die 2023 in Kraft tretende Wohngeldreform und die Heizkostenzuschüsse für Wohngeldempfänger. Ebenso kann die Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro beim Wocheneinkauf deutlich spürbar sein.
Langfristig muss eine Lösung her. Eine weitere Untersuchung des IW zeigt, dass sich mittlerweile nur noch jeder Zweite in der Lage sieht zu sparen. 2020 konnten noch 70 Prozent der Deutschen regelmäßig Geld beiseitelegen. Besonders stark betroffen sind jene, die im Monat unter 1.500 Euro verdienen. 2020 konnte noch jeder Dritte mit einem solchen Gehalt Geld zurücklegen, 2022 ist es nur noch jeder Fünfte, der sich dazu in der Lage sieht. Doch auch die Mittelschicht ist stark betroffen, heißt Personen mit einem Einkommen zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Hier können mittlerweile nur noch 52 Prozent der Befragten Geld beiseitelegen, vor zwei Jahren waren es noch 80 Prozent. Die Inflation beeinträchtigt also durchaus auch langfristig gesehen den Wohlstand der Deutschen.
F. Traina / Redaktion finanzen.net
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