Startups: Venture Debt als Risikokapital
Für junge Unternehmen gibt es viele Wege, sich frisches Geld zu besorgen. Obwohl Venture Debt in Europa derzeit eher unbeliebt ist, kann es für Startups ein günstiger Weg sein, sich neues Kapital zu beschaffen.
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Venture Debt Kapital als wichtige Kapitalergänzung
Junge Unternehmen setzen meist auf die Beteiligung von Investoren im Zuge von mehreren Eigenkapitalrunden. Venture Debt dient als ergänzende Finanzierungsoption, die es Startups besonders in der Frühphase ermöglicht, zwischen den Finanzierungsrunden liquide zu bleiben. Im Unterschied zu Venture-Capital, bei dem die Kapitalgeber überwiegend Anteile des Unternehmens erwerben und aktiv auf den Geschäftsprozess Einfluss nehmen, dient Venture Debt eher als Ergänzungskapital, bei dem Kreditgeber keine Anteile bekommen oder in den Geschäftsprozess eingreifen. Das geliehene Kapital wird meist bereits verzinst und innerhalb von 18 Monaten zurückgezahlt. Die Unternehmen, die sich für Venture Debt entscheiden, haben oft schon eine gewisse Marktposition erreicht und suchen zusätzliches Kapital für die Finanzierung von Wachstumsinitiativen, wie z.B. die Expansion in neue Märkte oder die Entwicklung neuer Produkte. Die Kreditgeber bei Venture Debt sind in der Regel spezialisierte Finanzinstitute oder Banken, die sich auf die Finanzierung von Startups und schnell wachsenden Unternehmen spezialisiert haben. Die Silicon Valley Bank, nun im Besitz der US-amerikanischen Einlagensicherung, galt als Vorreiter für Venture Debt in der florierenden Technologiebranche Kaliforniens.
Venture Debt in Europa eher unbeliebt
Unternehmen haben durch Venture Debt den Vorteil, dass sie zusätzliches Kapital erhalten können, ohne weitere Eigenkapitalanteile abgeben zu müssen. Die Unternehmenssteuerung bleibt so im Besitz der Gründer. Zudem kann es für Unternehmen von Vorteil sein, dass die Zinsen bei Venture-Debt-Finanzierungen in der Regel niedriger sind als bei Eigenkapitalinvestitionen. Allerdings müssen Unternehmen auch berücksichtigen, dass die Rückzahlung der Darlehen bei Venture-Debt-Finanzierungen zeitnah erfolgen muss, was eine zusätzliche Belastung für das Unternehmen darstellen kann. Ebenso müssen für die Darlehen Sicherheiten hinterlegt werden, meist in Form von Verpfändungen, IP-Rechten oder Vermögengegenständen. Wie das Online-Portal t3n berichtet, bewegen sich Finanzierungen mit Venture Debt überwiegend in der Größenordnung zwischen drei und 50 Millionen Euro. Das Finanzierungsinstrument spielt allerdings derzeit für europäische Jungunternehmen keine große Rolle. Die Europäische Investitionsbank schätzt den Anteil von Venture Debt Finanzierungen in Europa auf lediglich rund drei Prozent des jährlichen Risikokapitalvolumens. In den USA wird der Anteil hingegen auf etwa 15 Prozent geschätzt.
Startup-Finanzierung bricht 2023 ein
Die Zinswende und die globale wirtschaftliche Unsicherheit führen zu größerer Zurückhaltung bei Kapitalgebern. Der Startup-Boom, der zu einem gewissen Anteil auch auf das billige Geld der letzten Jahre zurückzuführen war, scheint vorerst beendet. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Anfang März, ausgelöst durch den panischen Abzug von Bankeinlagen, hat das Finanzierungsumfeld für Startups zusätzlich erschwert. Laut einem Bericht der Startup-Datenbank Crunchbase sind im ersten Quartal 2023 die weltweiten Startup-Finanzierungen mit Risikokapital um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 76 Milliarden US-Dollar eingebrochen. Der Einbruch wäre ohne die 10-Milliarden-Dollar Investition von Microsoft in OpenAI und der 6,5-Milliarden-US-Dollar Finanzierungsrunde des Fintechs Stripe deutlich drastischer ausgefallen. In Europa ist die Risikokapitalfinanzierung im Vergleich zum Vorjahresquartal sogar um 66 Prozent eingebrochen und lag im ersten Quartal 2023 bei 10,6 Milliarden US-Dollar. Laut Crunchbase ziehen sich US-Amerikanische Investoren, die maßgeblich an der europäischen Risikokapitalfinanzierung beteiligt sind, zunehmend aus Europa zurück.
Redaktion finanzen.net
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