Einkommensblase: Sind deutsche Startup-Gründer wirklich überbezahlt?
Kann ein Startup-Gründer auch in anderen Unternehmen absurd hohe Gehaltssummen verlangen und wie viel verlangen potenzielle Arbeitnehmer mit weniger Berufserfahrung?
Die Personalexpertin Katharina Wolff warnte kürzlich in einem Gründerszene-Beitrag davor, dass die Gehaltsblase in der Startup-Szene durchaus platzen könnte. Gemeint ist der allgemeine Kritikpunkt, dass einige Gründer in ihrer Gehaltsklasse überbewertet sind. Obwohl eine hohe Gehaltsvorstellung in einigen Fällen völlig angemessen sei, sei sie in anderen Fällen nicht angebracht.
Wer trägt die Schuld?
Zu einem überhöhten Jahresgehalt gehören immer zwei Parteien. Es ist die eine Sache sich als Arbeitnehmer überzubewerten und ein unangemessendes Gehalt zu verlangen, aber die andere, dass immer mehr Arbeitgeber diese Summen auch bereitwillig zahlen. Die Personalexpertin beobachtete diese Entwicklung eben besonders in der Startup-Szene. So kam es durchaus des Öfteren vor, dass ein erfahrener COO beispielsweise im Zuge seiner Bewerbung bei einem erfolgreichen und wachsenden Startup, ein Gehalt oberhalb der angesetzten Preisspanne von 150.000 bis 200.000 Euro anstrebt, so Wolff gfegenüber Gründerszene. Problematisch werde es wenn die Summen tatsächlich gezahlt werden, denn sogar Menschen, die nicht mehr als drei oder vier Jahre Startup-Erfahrung mitbringen, profitierten von den hohen Marktpreisen und könnten sich bei ihrer nächsten Bewerbung oder Gehaltsabsprache an den hohen Gehältern orientieren.
Angemessen oder dreist?
Während einige Gehaltsforderungen durchaus als Dreistigkeit aufgenommen werden können, gebe es wiederum Menschen, deren Kompetenzen so ausschlaggebend sind, dass die Höhe des Gehalts oft zweitrangig wird. Katharina Wolff berichtet gegenüber Gründerszene, dass Gründer wie Finn Hänsel, der mit Iconic das australische Zalando auf den Markt brachte, als Bewerber in einem Startup bis zu 350.000 Euro verlangen könnte und diese ihm auch problemlos gezahlt werden würden. Die Kritik, dass die Gehälter in der Startup-Szene derart in die Höhe schnellen, ist dennoch angebracht, denn Personal in dieser Liga ist sehr selten auf dem deutschen Arbeitsmarkt und auch Menschen, die nicht mehr als drei oder vier Jahre Startup-Erfahrung vorweisen können, werden immer häufiger in zu hohe Gehaltsklassen aufgenommen.
Absurd hohe Summen
Wie letztendlich die absurd hohen Summen zustande kommen, hängt stark mit dem knappen Angebot zusammen, ganz nach dem Angebot-Nachfrage-Prinzip. Viele Startups, die sich vielleicht zwar schon erfolgreich etablieren konnten, suchen oftmals Mitarbeiter, die in ihrer Laufbahn bereits beweisen konnten, dass sie operativ skalieren können. Doch talentierte, erfahrene und kluge Köpfe zu finden, gestaltet sich für viele Arbeitgeber oftmals nicht leicht. Wenn sie dann doch jemanden finden, der ihren Anforderungen und Auswahlkriterien entspricht, ist die Bereitschaft oft groß, eine entsprechend höhere Summe zu zahlen. Viele Arbeitgeber beachten dabei jedoch nicht, dass nicht jede Führungskraft, die mal in einem Startup gearbeitet hat, tatsächlich der Kopf hinter dessen Erfolgsstory ist und ihr Gehalt dementsprechend nicht angemessen sein könnte.
Redaktion finanzen.net
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