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Versicherungen während der Kurzarbeit kündigen?

12.09.23 06:30 Uhr

Versicherungen während der Kurzarbeit kündigen? | finanzen.net

In der Kurzarbeit wird schon einmal das Geld knapp: Da überlegt man, welche Ausgaben gestrichen werden können. Aber macht es Sinn, jetzt Versicherungen zu kündigen?

Eine naheliegende Möglichkeit, während einer Kurzarbeit die Ausgaben zu senken ist, den laut clark.de zweitgrößten Kostenpunkt der Deutschen zu verringern - die Versicherungsbeiträge.

Kündigen geht nicht immer: Diese Versicherungen sind verpflichtend

In Deutschland gibt es einige Pflichtversicherungen:

- die Krankenversicherung (privat oder gesetzlich). Übrigens: Wer in Kurzarbeit angemeldet und privat versichert ist, aber dadurch unter die Versicherungspflichtgrenze der gesetzlichen Krankenversicherung von 66.600 Euro Bruttojahresgehalt fällt, bleibt trotzdem privat versichert.
- die KFZ-Haftpflichtversicherung (für Besitzer eines angemeldeten Fahrzeugs)
- die gesetzliche Rentenversicherung

Diese Versicherungen können nicht gekündigt werden. In den meisten Fällen macht eine Kündigung aber auch tatsächlich keinen Sinn, denn dadurch entfällt der über Jahre aufgebaute Schutz. Abgesehen davon sind Versicherungen eben genau dafür da, um zu zahlen, wenn man es selbst nicht kann - in der Situation der Kurzarbeit sind Versicherungen daher sogar ganz besonders wichtig.

Alternativen zur Kündigung gibt es haufenweise

Alternativen zur Versicherungskündigung sind die Stundung (also die Aufschiebung) oder die Freistellung von den Beitragszahlungen über einen Zeitraum von bis zu üblicherweise sechs Monaten.

Aber Achtung: Durch die Freistellung von den Zahlungen fällt bei einigen Versicherungen auch der Schutz aus. Das ist beispielsweise bei der Risikolebensversicherung der Fall. Außerdem verringert sich die Höhe der Versicherungsleistung mit jeder ausgesetzten Beitragszahlung - diese Variante will also gut überlegt sein, ganz besonders bei Versicherungen für die Altersvorsorge.

Einige Versicherungen bieten anstelle der Stundung an, den Versicherungsbeginn zu verschieben: Die ausgesetzten Beiträge müssen nicht zurückgezahlt werden, dafür greift der Schutz aber erst etwas später. Eine weitere Möglichkeit ist, die Beiträge zu senken. Aber auch dies wirkt sich natürlich auf die Versicherungsleistung aus.

Auch wenn die Möglichkeit besteht: Hier macht es keinen Sinn, zu kürzen

Viele Versicherungen haben lange Kündigungsfristen - sie nur aufgrund einer möglicherweise vorübergehenden Kurzarbeit zu kündigen, macht also oft keinen Sinn, da bei Eintreten der geringeren Beiträge die Kurzarbeit möglicherweise schon wieder vorbei ist. Außerdem nicht sinnvoll zu kündigen sind:

- die Berufsunfähigkeitsversicherung (oftmals zieht eine Kündigung oder die Freistellung von Beiträgen bei Wiederaufnahme der Zahlungen eine erneute Prüfung des Gesundheitszustands nach sich - und die Beiträge könnten deutlich teurer werden als bisher)
- die Risikolebensversicherung (diese Versicherung wurde oft aus einem bestimmten Grund abgeschlossen - besteht der Zweck der Versicherung noch, sollte sie auch weitergeführt werden)
- die Privathaftpflichtversicherung (diese Versicherung ist durchaus nützlich und kommt auch öfter mal zum Einsatz - da sie meist nur 50 bis 100 € jährlich kostet, lohnt sich die Kündigung oder Stundung nicht)
- die Hausratversicherung (sie deckt auch größere Schäden ab, es würde eine enorme Belastung bedeuten, für solche Schäden selbst aufzukommen - besonders in Zeiten der Kurzarbeit)

Lieber sollten kleinere Versicherungen gestundet oder gekündigt werden, so beispielsweise Handy-, Reisegepäck- oder Krankenhaustagegeldversicherungen, die oft auch in anderen Versicherungspaketen inbegriffen sind. Übrigens: Gut gespart werden kann bei den KFZ-Versicherungen. Wer sein Auto nicht unbedingt braucht, kann es vorübergehend abmelden und auf jegliche Autoversicherung verzichten. Wer aufgrund einer Kurzarbeit wenig oder gar nicht fährt, könnte auch die Beiträge der Kaskoversicherungen senken.

Bei all diesen Überlegungen sollte aber nie vergessen werden, dass Versicherungen gegen unter anderem sehr hohe Schadensfälle schützen - nur, wer auf diesen Schutz verzichten kann, sollte eine Versicherung kündigen. Darüber hinaus braucht jeder einen individuellen Versicherungsschutz und sollte sich vor jeglicher Veränderung bei den Versicherungen ausführlich beraten lassen.

Redaktion finanzen.net

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