Von diesen Produktivitätsmythen sollte man sich nicht täuschen lassen
Viele ambitionierte Arbeitnehmer halten sich an feste Glaubenssätze, wenn es um die Steigerung ihrer persönlichen Produktivität geht. Doch welche Richtlinien sind wirklich sinnvoll und welche sollte man besser in den Wind schreiben?
Je früher man morgens aufsteht, desto besser?
Je früher, desto produktiver - an diesen Grundsatz halten sich viele deutsche Arbeitnehmer und stellen sich deshalb den morgendlichen Wecker zu sehr früher Stunde. Doch dabei handelt es sich in der Tat um einen Irrtum. Denn wie Business Insider erklärt, ergibt sich aus den hierzu relevanten Daten, dass es bei der Frage, wie früh oder spät man aufstehen sollte, auf den Typ Mensch ankommt, zu dem man gehört. Einige Menschen sind früh morgens voller Energie und sofort bereit, Aufgaben zu erledigen und Leistung zu bringen. Andere wiederum sind die berühmten "Morgenmuffel": Ihnen fällt es morgens schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, weshalb sie ihre produktivste Phase erst später am Tag haben.
Nun ist weder das eine noch das andere der absolut beste Weg. Es kommt wie gesagt darauf an, wie die eigene innere Uhr eingestellt ist. Auch das oft verbreitet Mantra, man müsse Aktivitäten wie Sport, Yoga oder Meditation direkt morgens vor der Arbeit vollziehen, gilt keineswegs für jeden. Solche für den Stressabbau natürlich sehr wichtigen Freizeitaktivitäten können genauso gut in den Pausen oder auch erst nach der Arbeit unternommen werden - eine allgemeingültige "richtige" Zeit dafür gibt es hier nicht.
Heißt "ordentlicher" auch immer gleich "produktiver"?
Alles muss stets sauber und ordentlich gehalten werden, insbesondere der Arbeitsplatz, denn sonst ist ein produktives Arbeiten nicht möglich - stimmt das wirklich? Wie FactUm-Info erklärt, handelt es sich bei diesem ebenfalls weit verbreiteten Grundsatz um das Prinzip der "Akademischen Reinheit". Diese wird Kindern bereits in der Schule vermittelt und schreibt einen zu jeder Zeit geordneten und aufgeräumten Arbeitsplatz vor, um ein effektives Lernen beziehungsweise Arbeiten zu ermöglichen.
Wie Forscher der University of Chicago jedoch herausgefunden haben, spielt die "Akademische Reinheit" für den Grad der Produktivität gar keine Rolle. Die Wissenschaftler stellten nämlich fest, dass die Sauberkeit des Arbeitsplatzes keinen Einfluss auf die Effizienz der Arbeit an sich hat. Stattdessen ist der maßgebliche Faktor in den persönlichen Präferenzen des Arbeitenden zu finden. Obwohl es natürlich nicht empfehlenswert ist, seinen Arbeitsplatz vollkommen zuzumüllen, sollte man auch kein schlechtes Gewissen wegen der ein oder anderen herumstehenden Kaffeetasse oder nicht eingelochten Dokumenten haben.
Sind längere Arbeitszeiten wirklich sinnvoll?
Einer der am weitesten verbreiteten Mythen ist die Annahme, dass längeres Arbeiten automatisch produktiveres Arbeiten bedeutet. Wer morgens früh ins Büro kommt und es nachmittags spät verlässt, wird als produktive und wertvolle Arbeitskraft angesehen. Doch das stimmt oft nicht mit der Wirklichkeit überein, denn der Schlüssel zu produktivem Arbeiten liegt nicht in der Länge der Arbeitszeit, sondern in der Effizienz, mit der die Arbeitszeit genutzt wird. Wer das gleiche Maß an Arbeit in kürzerer Zeit schafft, der ist schlicht und ergreifend produktiver.
Anstatt sich also morgens aus dem Bett zu quälen und viel zu spät nach Hause zu kommen, ist es viel sinnvoller, die Zeit, die man bei der Arbeit verbringt, effektiv zu nutzen. Hierzu ist vor allem eine gute Planung notwendig. Wie viel will ich heute schaffen, was sind meine einzelnen Etappenziele für den heutigen Tag, was muss ich tun, um diese Ziele zu erreichen? Wer so vorgeht, gibt seiner Arbeit Struktur und schafft einfach mehr als jemand, der lange, aber planlos arbeitet. Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, nützt nichts, wenn man deswegen jeden Morgen übermüdet, überarbeitet und schlecht gelaunt ins Büro kommt. Aus diesem Grund ist es Berufstätigen zu empfehlen, sich für jeden Arbeitstag realistische Ziele zu setzen, diese zügig zu verwirklichen und sich täglich genügend Zeit für Entspannung zu nehmen - denn nur so ist man wirklich produktiv.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
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