Parkgebühren für große Autos

In Tübingen sollen SUV-Fahrer bald mehr für das Parken bezahlen

13.09.21 23:03 Uhr

In Tübingen sollen SUV-Fahrer bald mehr für das Parken bezahlen | finanzen.net

In Tübingen könnten schon bald Fahrende großer Autos zur Kasse gebeten werden. Die Stadt plant, die Parkgebühren massiv anzuheben. Der Plan: Je größer und schwerer das Auto, desto höher die Parkgebühr.

Der Oberbürgermeister der Stadt Tübingen Boris Palmer (Die Grünen) möchte die Zahl der Autos in der Stadt reduzieren und mit den erhöhten Parkgebühren den Nahverkehr attraktiver gestalten. Erstmals berichtete das Nachrichtenportal t-online darüber.

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Je schwerer, desto teurer

Wenn es nach Palmer geht, soll das Parken großer Autos künftig bis zu elf Mal so viel wie bislang kosten. Aktuell werden in Tübingen 30 Euro pro Jahr für einen Anwohnerparkplatz erhoben. Für SUVs soll der Preis schon bald auf 360 Euro steigen. Aber auch sonst soll das Parken teurer werden.

Dabei soll die Gebühr hauptsächlich am Leergewicht festgemacht werden. Für Autos bis zur Mittelklasse oder Minivans mit einem Leergewicht von maximal 1.800 Kilogramm sollen künftig Parkgebühren in Höhe von 180 Euro im Jahr anfallen. Alles darüber hinaus soll 360 Euro kosten. Für Elektroautos, deren Leergewicht aufgrund der schweren Batterie oft auch mehr als 1.800 Kilogramm beträgt, sollen Besitzende einen rabattierten Preis von 120 Euro im Jahr zahlen.

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Soll dem Klima zugutekommen

t-online gegenüber erklärte der Grünen Politiker, Tübingen wolle als Stadt bis 2030 klimaneutral sein: "Der Nahverkehr muss dafür massiv ausgebaut und deutlich günstiger werden". So sollen die erhöhten Parkgebühren nicht nur den Nahverkehr attraktiver machen und die Umgestaltung finanzieren - sie schaffen laut Palmer auch einen doppelten Anreiz: Den Stadt-SUV durch ein Elektrosharing-Fahrzeug zu ersetzen und sich klimafreundlicher zu bewegen. In der Beschlussvorlage heißt es dazu, die Stadt erhoffe sich "einen mittleren einstelligen Millionenbetrag zur Finanzierung des Klimaschutzprogramms pro Jahr". Zudem werde angenommen, dass die Gebührenerhöhung zu einem Rückgang der Anwohnerparkausweise von derzeit etwa 6.400 um zehn Prozent und damit zu weniger Fahrzeugen in der Stadt führen kann.

Während Anwohner außerdem bis jetzt vor allem im Zentrum Parkgebühren zahlen müssen, will die Stadtverwaltung künftig nach und nach die Gebührengebiete ausweiten. Nur die Dörfer im Speckgürtel der Stadt sollen nicht betroffen sein.

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Immer mehr SUVs auf deutschen Straßen

Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ist im ersten Halbjahr 2021 der Anteil der Sport Utility Vehicles (SUV) an allen Neuzulassungen auf etwa 24 Prozent gestiegen. Das entspricht 330.650 Exemplaren. Zum Vergleich: Im gesamten Rekordjahr 2019 waren es 762.490 Neuzulassungen. Allerdings lag der Anteil der SUVs insgesamt damals noch bei rund 21 Prozent. Es dürfte also immer mehr SUVs auf deutschen Straßen geben.

Doch warum sind diese Autos, die vergleichsweise meist sehr viel Sprit verbrauchen und durch ihre schiere Größe in der Stadt zunächst unpraktisch erscheinen, in Zeiten der Klimakrise derart beliebt? Wirtschaftspsychologe Rüdiger Hossiep von der Ruhr-Universität Bochum erklärte in einem früheren Interview mit t-online mögliche Gründe. Laut Hossiep könne man das Auto als gepanzertes Selbst verstehen. Man könne sich darin stärker abschotten und so etwas wie ein Überlegenheitsgefühl erzeugen. Schließlich sitzt man höher und schaut wortwörtlich auf Andere herab. Es gehe also hauptsächlich um emotionale Aspekte. Rational erklären könne man die Anschaffung eines SUVs nur selten, denn auch das oft genutzte Argument des leichteren Einsteigens sei laut Hossiep eher ein Scheinargument: "Das geht ja mit vielen anderen Autos wie einem Kleinwagen oder einem Van auch".

Derweil muss der Antrag Palmers in Tübingen, nachdem darüber im Ausschuss für die Fortschreibung des Klimaschutzprogramms beraten wurde, noch vom Gemeinderat beschlossen werden.

Deniz Pense / Redaktion finanzen.net

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