E-Sports-Ligen schulden Activision Blizzard fast eine halbe Milliarde Dollar

Insgesamt rund 400 Millionen Dollar schulden die Overwatch League und die Call of Duty League ihrem Betreiber Activision Blizzard: Bei den 20 Overwatch-Teams stehen je sechs bis siebeneinhalb Millionen Dollar aus, bei den zwölf Teams von Call of Duty sind es im Schnitt 22,5 Millionen US-Dollar. Dies berichtete der unabhängige Gaming-Newsletter Jacob Wolf Report Ende Mai. Der Report beruft sich auf Ligen-interne Quellen.

Ligen konnten während der Lockdowns deutlich weniger Umsatz verzeichnen

Dabei könnte man meinen, E-Sports-Teams seien finanziell besser aufgestellt als je zuvor: Nach Angaben von Insider Intelligence gibt es 2022 monatlich rund 29,6 Millionen Zuschauer im E-Sport - ein Anstieg von 11,5 Prozent im Vergleich zu 2021.

Tatsächlich haben sich die Schulden laut Jacob Wolf Report jedoch über die vergangenen Pandemie-Jahre angesammelt, in denen die Teams normalerweise über Tickets für Veranstaltungen vor Ort ihren Hauptumsatz gemacht hätten. Dieser sei wegen der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen zu großen Teilen weggefallen. Deswegen habe Activision Blizzard bereits gestattet, die Zahlungen länger (bis Herbst 2022) ausstehen zu lassen.

Noch weniger Einnahmen: Sponsoren und Werbepartner haben sich von Activision Blizzard verabschiedet

Neben den fehlenden Einnahmen aus Ticketverkäufen seien außerdem einige Sponsoren abgesprungen. Zudem haben sich offenbar aufgrund einer Klage wegen sexueller Belästigung bei Activision Blizzard viele Werbepartner verabschiedet, darunter große Firmen wie Coca-Cola und Kellogg’s. Overwatch habe Stand Ende Mai 2022 keinen einzigen Werbepartner, bei Call of Duty seien es gerade einmal vier.

Stichtag für Begleichung der Schulden könnte verschoben werden

Den Ligen-internen Quellen zufolge wird gerade darüber gesprochen, den Stichtag für die Begleichung der Schulden um weitere zwei Jahre bis 2024 zu verzögern, heißt es im Jacob Wolf Report. Activision Blizzards ehemaliger Head of E-Sports Brandon Snow habe vor seiner Kündigung sogar vorgeschlagen, die Schulden vollständig zu erlassen - mögliche Maßnahmen für den Umgang mit dem Schuldenberg habe Activision Blizzard auf Nachfrage gegenüber dem Jacob Wolf Report jedoch nicht kommentieren wollen. Wolf hat das Unternehmen im Februar freiwillig verlassen, um einen Posten bei der Formel 1 anzutreten.

Activision Blizzard soll Mitte 2023 von Microsoft übernommen werden - wie der neue Besitzer die E-Sports Ligen voranbringen will, ist bislang unklar.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net