Ökobilanz des Internets

Umweltschädliches Internet: So viel CO2 produziert das World Wide Web

19.09.23 07:05 Uhr

Umweltschädliches Internet: So viel CO2 produziert das World Wide Web | finanzen.net

Während des Klimagipfel gerät ein Treibhausgas-Produzent gerne mal in den Hintergrund: Das Internet. Verschiedene Studien zeigen, wie viel C02 das Internet tatsächlich verursacht und welche Technologie-Unternehmen auf grüne Energien umstellen.

Werte in diesem Artikel

Das Internet ist enorm klimaschädlich

Die Debatte um den Klimawandel ist derzeit allgegenwärtig, Emissionen werden neu verhandelt, die Politik stellt neue Agenden auf und trifft sich zum Klimagipfel. Um ein Zeichen zu setzen, reiste Greta Thunberg erst kürzlich auf einem Segelboot nach New York und die "Fridays for Future"-Bewegung kämpft global für mehr Klimaschutz. Oft geht es dabei um Autos, Flugzeugemissionen und Plastikmüll, in den Hintergrund gerät dabei allerdings einer der größten CO2-Produzenten der Welt: Das Internet. Dem SWR zufolge werden rund 33 Millionen Tonnen CO2-Emissionen durch das Internet und internetfähige Geräte verursacht. Bis 2040 könnten Kommunikations- Informationstechnologien die Ursache für 14 Prozent der weltweiten Emissionen sein und 20 Prozent des weltweiten Stroms verbrauchen, so ein Bericht der Climate Home News. Setzt man diesen Energieverbrauch mit dem der einzelner Länder gleich, wäre die IT-Branche auf Platz drei hinter China und den USA.

Googles CO2-Abdruck

In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Berechnungen angestellt, um den Einfluss des Internets auf die weltweite CO2-Bilanz einschätzen zu können und die Ergebnisse sind alarmierend. So fand Alex Wissner-Gross, Harvard-Physiker, im Jahr 2009 heraus, dass eine einzige Google-Suche sieben Gramm C02 produziert, Google selber berichtet allerdings von nur 0,2 Gramm. Laut Shift Project werden bei Google pro Minute 3,8 Millionen Suchanfragen gestellt, das entspricht 760 kg C02. Und pro Tag gibt es sogar schon 3,5 Milliarden Suchanfragen, Angaben des Standards zufolge, was sich wiederum auf eine extrem hohe CO2-Bilanz beläuft.

Die Wissenschaftlerin und Aktivistin Joana Moll untersuchte ebenfalls die C02-Bilanz der Google-Suchanfragen unter der Annahme, dass ein Gigabyte Informationsübertragung 13 Kilowattstunden verbraucht und dabei eine Kilowattstunde durchschnittlich 544 Gramm Kohlendioxid produziert. Demzufolge wird bei 47.000 Suchanfragen pro Sekunde etwa eine halbe Tonne C02 ausgestoßen. Nach Molls Angaben bräuchte es demzufolge 23 Bäume, um eine einzige Sekunde googeln zu neutralisieren.

Die Rechenzentren als Stromfresser

Das größte Problem der Internet-Umweltbilanz stellen die Rechenzentren dar, da sie extrem viel Strom verbrauchen. Schon 2012 verbrauchten alle Rechenzentren der Welt das 30-Fache von dem, was ein einzelnes Atomkraftwerk erzeugt, zusätzlich steigt der Energieverbrauch beim Kühlen der Server, da diese heiß laufen. Ein Beispiel liefert Frankfurt. Frankfurt ist der Sitz Deutschlands wichtigster Börse und alle Rechenzentren des Landes zentrieren sich dort. Alleine die Rechenzentren in Frankfurt verbrauchen 20 Prozent der städtischen Energie und benötigen somit mehr Strom, als der Frankfurter Flughafen oder alle Frankfurter Haushalte zusammen.

Streaming-Dienste

In der Studie "The unsustainable use of online video" untersuchte das französische Shift Project die verschiedenen Videostreaming-Typen und deren Produktion von Treibhausgasen. Sie fanden heraus: 60 Prozent aller globalen Datenströme fließen beim Streaming von Online-Videos. Diese 60 Prozent setzen sich aus vier verschiedenen Arten von Online-Videos zusammen. Laut den Ergebnissen verursachen Video-on-Demand-Services wie Amazon Prime und Netflix rund 100 Millionen C02 bei einem Anteil des globalen Video-Konsums von 34 Prozent, danach folgen Pornos mit 27 Prozent des globalen Video-Konsums und 80 Millionen Tonnen C02 und Video-Plattformen wie YouTube mit 21 Prozent. 18 Prozent der Videos konsumieren Internetnutzer über Social Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Snapchat. Pro Jahr summiert sich das auf rund 300 Millionen Tonnen C02.

Bezüglich des Musik-Streamings fand eine Studie der Universitäten Oslo und Glasgow heraus, dass Musik-Streaming Strom in Höhe von rund 200 Millionen Kilo C02 verursacht.

So sieht eine Minute im Internet aus

Eine Minute im Internet sieht laut einer Statistik des Visual Capitalist aus wie folgt: Innerhalb von 60 Sekunden werden 41 Millionen Nachrichten versendet, 3,8 Milliarden Suchanfragen gestellt, eine Million Streams geschaut, 46.200 neue Posts auf Instagram hochgestellt, 390.030 Apps heruntergeladen, 2,1 Millionen Snaps erstellt, 4,5 Millionen Videos geschaut und 188 Millionen E-Mails verschickt.

Diese bekannten Technologiefirmen werden grün

Die Greenpeace-Studie Clicking Green von 2017 untersucht, mit welchen Stromquellen Streaming-Anbieter ihre Rechenzentren betreiben. Am besten schneiden Apple und Google bei der Studie ab, da sie prozentual am meisten erneuerbare Energien benutzen. Im Ranking selbst vergab Greenpeace die Noten A bis F, mit A als bester Note. Apple hält die Bestnote mit einer Nutzung von 83 Prozent erneuerbaren Energien, gefolgt von Facebook mit 67 Prozent erneuerbaren Energien und Google mit 56 Prozent erneuerbaren Energien, alle drei erhielten die Bewertung A. Mit am schlechtesten fielen die Benotungen von Samsung und Alibaba mit der Note D aus, auch Amazon bekam lediglich ein C.

Redaktion finanzen.net

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