Nickerchen im Job

Powernap im Job: Studien belegen gesundheitsfördernde Wirkung

26.07.24 22:17 Uhr

Studien zeigen: So fördert ein Powernap im Job die Gesundheit | finanzen.net

Ein kurzes Nickerchen auf der Arbeit stellt laut einer neuen Studie keine Seltenheit dar - und kann sich sogar gesundheits- und leistungsfördernd auswirken. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle.

Bedürfnis nach Erholungsphasen am Arbeitsplatz steigt

Der schnelllebige Alltag, steigender Leistungsdruck und Stress im Beruf verlangen dem Körper einiges ab. Morgens noch leistungsstark und konzentriert, fallen viele Menschen mittags in ein regelrechtes Tief. Die Folgen sind mangelnde Produktivität, Unausgeglichenheit, Konzentrations- und Kreativitätsverlust sowie gesteigerte Stresshormonproduktion. Das Bedürfnis nach einer Erholungsphase am Arbeitsplatz steigt, so ein Beitrag der Krankenversicherung BARMER.

Nickerchen auf der Arbeit sind keine Seltenheit

Laut einer neuen Umfrage des Schlaf-Wellness-Unternehmens Sleep Doctor ist gelegentliches Schlafen bei der Arbeit als normal anzusehen: 46 Prozent der Befragten gaben an, dass sie während des Arbeitstages mindestens ein paar Mal im Jahr ein Nickerchen machen. Mithin gaben 33 Prozent an, dies wöchentlich zu tun. Davon 9 Prozent einmal pro Woche, 18 Prozent mehrmals pro Woche und 6 Prozent sogar täglich.

Vor allem, wenn man am Vorabend nicht genug Schlaf bekommen hat, kann ein 20- bis 25-minütiges Nickerchen helfen, neue Energie zu tanken, erläutert der klinische Psychologe und Gründer von Sleep Doctor Michael Breus, Ph.D. Allerdings sollte man sich dies nicht zur Gewohnheit machen. Sollte man sich hingegen trotz genügend Schlaf zwischen ein und drei Uhr nachmittags etwas schläfrig fühlen, sei dies auf einen Abfall der Körperkerntemperatur nach dem Mittagessen zurückzuführen, so Breus. In diesem Fall sollte man kein Nickerchen machen. Mithin sei das Mittags schlummern für Menschen mit Schlaflosigkeit ein Tabu, da es die Schlaflosigkeit nur verschlimmere, fügt Breus hinzu.

Gründe und Ursachen

Die Hauptgründe für ein Nickerchen während der Arbeitszeit seien der Studie zufolge: neue Energie tanken (62 Prozent), sich von schlechtem Schlaf in der Nacht erholen (44 Prozent), lange Arbeitszeiten bewältigen (32 Prozent), Stress (32 Prozent), Langeweile (11 Prozent) und Arbeit vermeiden (6 Prozent).

Ursächlich für schlaflose Nächte seien unter anderem Karrierestresssorgen, die rund 77 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in einer durchschnittlichen Nacht wachhalten. Mitarbeiter auf hoher Ebene seien der Studie zufolge häufiger von Schlafproblemen aufgrund von karrierebezogenem Stress betroffen als Mitarbeiter auf niedrigerer Ebene. Auch berichten jüngere Arbeitnehmer häufiger von Schlafmangel als ältere Arbeitnehmer.

Insbesondere eine verminderte Work-Life-Balance, lange Arbeitszeiten, anspruchsvolle Projekte, bevorstehende Fristen, Schwierigkeiten, pünktlich zur Arbeit zu kommen, und Probleme mit dem Chef, zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz und die Angst, entlassen oder gefeuert zu werden, seien häufig Faktoren für schlechten Schlaf. Mehr als die Hälfte der Befragten hatte sich im vergangenen Jahr mindestens einmal krankgemeldet, weil sie müde war.

Unterschiede hinsichtlich arbeitsbezogener und persönlicher Faktoren

Mithin zeigten die Ergebnisse der Umfrage Unterschiede hinsichtlich verschiedener arbeitsbezogener und persönlicher Faktoren. Remote- und Hybrid-Mitarbeiter machen während des Arbeitstages eher ein Nickerchen als Mitarbeiter, die im Büro arbeiten. Zudem neigen Männer eher zu einem Nickerchen als Frauen. Auch hinsichtlich des Alters gibt es Unterschiede: So machen 54 Prozent der Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 34 Jahren und 46 Prozent der Arbeitnehmer im Alter von 35 bis 54 Jahren während des Arbeitstages ein Nickerchen, während nur 25 Prozent der Arbeitnehmer über 55 Jahre dies tun.

26 Prozent der Befragten, die während des Arbeitstages ein Nickerchen machen, schlafen weniger als 15 Minuten, 27 Prozent 15 bis 29 Minuten und 24 Prozent 30 bis 59 Minuten. Weitere 12 Prozent gaben an, ein Nickerchen für eine Stunde, 9 Prozent für 2 Stunden und 3 Prozent sogar für 3 Stunden oder länger zu machen. Außerdem wurde festgestellt, dass Vollzeitbeschäftigte, die aus der Ferne arbeiten, durchschnittlich am längsten schlafen: Rund ein Drittel (34 Prozent) der Remote-Mitarbeiter und 31 Prozent der Hybrid-Mitarbeiter machen im Durchschnitt mehr als eine Stunde Nickerchen, während nur 15 Prozent der Arbeitnehmer, die im Büro arbeiten, länger als eine Stunde schläft.

Gesundheitsfördernde Wirkung

Das optimale Nickerchen sollte Forschern der Flinders Universität in Australien zufolge mindestens sechs und bestenfalls zehn Minuten dauern, so BARMER. Aber auch zwanzig bis dreißig Minuten sollen eine ähnlich positive Wirkung haben. Ab einer Schlafdauer von über einer halben Stunde fällt der Körper in die Tiefschlafphase. Laut den Forschern kann dies Schlaftrunkenheit als Folge haben und der erfrischende Effekt von Powernapping bleibt aus. Um die Leistungsfähigkeit durch Schlaf zu steigern, kommt es also vor allem auf die richtige Dauer an. Am gesündesten ist eine kurze Schlafphase, die nur wenige Minuten dauert. Der beste Zeitpunkt hierfür liege zwischen 12 und 14 Uhr mittags, so die Forscher. Wissenschaftler der Harvard School of Public Health belegten in ihrer Studie außerdem, dass eine rund 30-minütige Mittagsruhe das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 37 Prozent reduzieren kann.

Arbeitsrelevante Konsequenzen

Mit Konsequenzen für das Schlafen am Arbeitsplatz haben nur 20 Prozent der Befragten zu rechnen. Von denen, die unter den Konsequenzen litten, gaben 62 Prozent an, dass sie sich öfter bei ihrem Vorgesetzten melden mussten, 56 Prozent hatten ihr Arbeitspensum angepasst, 49 Prozent mussten sich mit ihrem Vorgesetzten zusammensetzen, 24 Prozent wurden suspendiert und 17 Prozent wurden sogar entlassen. Während das Nickerchen in Deutschland also noch oft verpönt ist oder sogar abgemahnt wird, wird es in anderen Ländern, wie Japan oder Spanien, offiziell praktiziert, heißt es in einem Beitrag der AOK ergänzend.  

Redaktion finanzen.net

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