Neues Bauland

Bauland für Besserverdiener: Stadt in Bayern schafft Neubaugebiet für Anwohner mit hohem Einkommen

14.12.21 22:52 Uhr

Bauland für Besserverdiener: Stadt in Bayern schafft Neubaugebiet für Anwohner mit hohem Einkommen | finanzen.net

Nachdem die Stadt Ebersberg bei München schon seit längerem darum bemüht ist, neue Wohngebiete an weniger gut betuchte Familien auszuweisen, wendet man sich dort nun auch den Bürgern mit tieferen Brieftaschen zu: Das Neubaugebiet im westlichen Ortsteil Hörmannsdorf ist für Anwohner bestimmt, die über ein hohes Einkommen beziehungsweise Vermögen verfügen.

Neubaugebiet für Besserverdiener

Die nahe München gelegene Stadt Ebersberg hat beschlossen, das vor Jahren erworbene unbebaute Grundstück im westlichen Stadtteil Hörmannsdorf als Neubaugebiet auszuweisen. Wie der Merkur berichtet, sollte hier zu Anfang ein Wertstoffhof errichtet werden, was jedoch wegen aufkommender Proteste der Dorfbewohner, die eine Belästigung durch zusätzlichen Verkehr fürchteten, verworfen wurde. Das Gebiet ist in acht Grundstücke unterteilt, die Flächenmaße bewegen sich zwischen 450 und 830 Quadratmetern, wobei die Preise pro Quadratmeter einem von der Stadt angeforderten Gutachten zufolge zwischen 740 und 1.000 Euro betragen.

Tatsächlich ist Ebersberg schon seit einigen Jahren dabei, neues Bauland an Einheimische zu verteilen, um auch Anwohnern mit geringerem Einkommen in ihrer Wohnungsnot unter die Arme zu greifen. Die Besonderheit an dem Gebiet in Hörmannsdorf ist jedoch, dass die Grundstücke erstmalig speziell für Besserverdienende gedacht sind, da diese nach Angaben der Stadt "beim Modell vergünstigtes Bauland aufgrund der Einkommensgrenzen nicht zum Zug" kämen. Wie die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar anmerkt, ist dieser neue Schritt entgegen der allgemeinen Kritik, Kommunen würden auf diese Weise Grundstücksspekulation betreiben, durchaus begrüßenswert. Zum einen hat die Stadt Ebersberg im neuen Baugebiet Friedenseiche VIII bereits erschwingliche Grundstücke zur Verfügung gestellt, zum anderen ist nichts daran auszusetzen, wenn eine Kommune durch den Verkauf von Grundstücken zu Marktpreisen einen Gewinn erwirtschaftet, der unter anderem in Schulen, Kitas, Sportstätten und bezahlbare Wohnungen investiert werden kann.

Die Stadt möchte Familien mit Kindern anlocken

Wie der Merkur berichtet, orientiert sich der Ebersberger Stadtrat bei der Vergabe der Grundstücke an einem 2019 für die Vergabe von Grundstücken an einkommensschwächere Menschen verabschiedeten Kriterienkatalog, wobei in Hörmannsdorf wie gesagt aufgrund der beabsichtigten Anvisierung wohlhabenderer Erwerber höhere Grenzen für Einkommen und Vermögen gelten sollen. So sind in Hörmannsdorf solche zur Stellung eines Antrags berechtigt, die nicht mehr als 150.000 Euro (alleinstehend) bzw. 300.000 Euro (verheiratet) pro Jahr verdienen.

Nach Angaben der Stadtverwaltung möchte man das neue Bauland vorzugsweise an Familien mit Kindern vergeben, die sich den Erwerb der Grundstücke zu marktgerechten Preisen aufgrund ihres höheren Einkommens beziehungsweise Vermögens leisten können. Die Verantwortlichen fügten jedoch hinzu, dass "eine Ortsbezogenheit in Form eines Hauptwohnsitzes oder einer beruflichen Tätigkeit im Gemeindegebiet sowie erschwerende individuelle Lebensumstände in Form einer Behinderung oder eine Pflegebedürftigkeit besondere Berücksichtigung finden." Die Stadt erhofft sich aus der Veräußerung der Grundstücke Verkaufserlöse in Höhe von insgesamt rund 5,4 Millionen Euro, die zur Finanzierung von Investitionen verwendet werden sollen.

Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net

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