Moderne Arbeitswelt

Ortsunabhängig Geld verdienen: Das sind digitale Nomaden

08.02.24 22:07 Uhr

Entdecke die Welt als digitaler Nomade und verdiene dabei - Tipps und Tricks | finanzen.net

Am thailändischen Strand in der Sonne liegen und gleichzeitig an einem Projekt arbeiten - für digitale Nomaden gehört das zum normalen Arbeitsalltag. Das digitale Nomadentum ist ein globales Phänomen, das immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Doch was versteckt sich genau hinter dem Begriff?

Nutzung der technologischen Möglichkeiten

Als digitale Nomaden werden Arbeitnehmer bezeichnet, die für die Ausübung ihrer Arbeit nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden sind, sondern um die Welt reisen und ihrer Arbeit von verschiedensten Standorten aus nachgehen. Der Lebensstil des modernen digitalen Nomaden hat dabei nur wenig mit dem kargen Leben der klassischen Nomadenvölker zu tun, deren nicht-sesshafte Lebensweise oft auf drohende wirtschaftliche Notlagen im Zuge wechselnder klimatischer Bedingungen zurückzuführen ist. Die freiwillige Entscheidung vieler westlicher Arbeitskräfte für das nomadische Leben entspringt heutzutage vielmehr einer ausgeprägten Reise- und Abenteuerlust sowie dem Wunsch nach maximaler Flexibilität. Die schlichte Arbeitsausstattung vieler Berufe macht das digitale Nomadentum möglich -für viele Berufe braucht man heutzutage nur einen Laptop und einen funktionierenden Internetanschluss.

Südostasien sehr beliebt

Wie StepStone berichtet, sind digitale Nomaden in der Regel in den Bereichen Affiliate-Marketing, Reiseblogs, Social Media, digitale Produkte und E-Commerce tätig. Besonders Länder im südostasiatischen Raum wie Indonesien, Thailand oder Vietnam sind beliebte Ziele für digitale Nomaden und haben sich zu regelrechten Hotspots entwickelt. Gründe hierfür sind die günstigen Lebenshaltungskosten und die guten Reisemöglichkeiten. Im europäischen Raum sind Städte wie Lissabon, Prag und Berlin bei Nomaden besonders beliebt.

Millennials besonders stark vertreten

Laut dem Auslandskrankenversicherer BDAE sind vor allem Millennials, also diejenigen, die zwischen 1980 und 1997 geboren wurden, besonders stark unter den digitalen Nomaden vertreten. Die größte Anziehungskraft übt zweifellos die Freiheit aus, zu reisen und die Welt zu erkunden, während man gleichzeitig Geld verdienen kann. Während viele Arbeitnehmer täglich ins Büro gehen müssen, haben digitale Nomaden die Möglichkeit, an paradiesischen Stränden oder in aufregenden Städten auf der ganzen Welt ihrer Arbeit nachzugehen. Ein weiterer Vorteil ist die flexible Arbeitszeitgestaltung und die Möglichkeit, andere Nomaden aus der ganzen Welt kennenzulernen. Speziell auf die Bedürfnisse digitaler Nomaden zugeschnittene Coworking Spaces ermöglichen es, schnell Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.

Bei der Überlegung, den herkömmlichen Bürojob aufzugeben und sich in das Abenteuer des digitalen Nomadentums zu stürzen, ist es allerdings wichtig, auch die möglichen Schattenseiten eines solchen Lebens zu berücksichtigen, die oftmals in den Darstellungen in den sozialen Medien ausgeklammert werden. Die ständige Veränderung des Umfelds, die Anpassung an neue Kulturen sowie die Bewältigung komplexer administrativer Prozesse wie Visa und Versicherungen können durchaus komplex und nicht jedermanns Sache sein. Zudem ist auch die Zeitverschiebung zu beachten, die die Kommunikation mit den Kollegen erschweren kann.

Digitale Nomaden können Gentrifizierung vorantreiben

Es ist unbestreitbar, dass wohlhabende westliche Arbeitnehmer durch ihre Konsumausgaben und Steuerzahlungen einen positiven Einfluss auf die lokale Wirtschaft in ihrem Reiseziel haben. Es gibt allerdings auch negative Auswirkungen des digitalen Nomadentums auf die einheimische Bevölkerung. In einem Artikel auf der Online-Plattform Medium thematisiert der Autor Paris Marx die negativen Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften in Schwellen- und Entwicklungsländern. "Der starke Individualismus, der in der Kultur des digitalen Nomadentums verwurzelt ist, ignoriert Gemeinschaften (und kann ihnen schaden), sowohl im Inland als auch im Ausland", so Marx. Es fehle oft das Bedürfnis, die Gemeinschaften zu verbessern, in denen man sich aufhält. Eine negative Auswirkung bestehe insbesondere darin, dass durch den Zuzug der wohlhabenden westlichen Arbeitnehmer die Mieten und Immobilienpreise drastisch steigen und dazu führen, dass ganze Innenstädte zunehmend gentrifiziert werden würden. In Ländern, in denen die ärmeren Bevölkerungsschichten aufgrund fehlender staatlicher Regulierung besonders den Kräften des freien Marktes ausgesetzt seien, könne dies zur Zerstörung einheimischer Gemeinschaften führen. Wenn man sich für ein Leben als digitaler Nomade entscheide, sei es also wichtig, die Lebensrealitäten der einheimischen Bevölkerung zu respektieren und sich bewusst zu sein, welchen Einfluss man darauf haben kann.

C. Kusche/ Redaktion finanzen.net

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