Lebenserwartung

Der Einfluss des Verdienstes auf die Lebensdauer: Reichtum als Gesundheitsfaktor?

11.10.24 21:03 Uhr

Reichtum und Langlebigkeit: Welchen Einfluss hat der Verdienst auf die Gesundheit? | finanzen.net

Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung ist ein vielschichtiges und bedeutendes Thema, das in den letzten Jahrzehnten zunehmend erforscht wurde. Insbesondere in modernen Gesellschaften wie Deutschland zeigen Studien deutlich, dass finanzielle Ungleichheiten und der soziale Status einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung haben.

Menschen mit höheren Einkommen leben im Durchschnitt länger, während ärmere Bevölkerungsgruppen früher sterben.

Der Einfluss des Einkommens auf die Gesundheit

Mehrere Studien belegen, dass der sozioökonomische Status, insbesondere das Einkommen, maßgeblich die Lebenserwartung beeinflusst. Wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, haben Männer und Frauen in wohlhabenden Haushalten eine signifikant höhere Lebenserwartung. Männer mit niedrigen Einkommen leben im Schnitt fünf Jahre kürzer als Männer mit höheren Einkommen, während Frauen aus einkommensschwachen Haushalten durchschnittlich 3,5 Jahre früher sterben.

Die Gründe dafür sind vielfältig und betreffen vorwiegend den Zugang zu gesundheitlicher Versorgung sowie das allgemeine Gesundheitsbewusstsein. Menschen mit höheren Einkommen haben in der Regel besseren Zugang zu medizinischen Dienstleistungen, einschließlich Präventivmaßnahmen wie Vorsorgeuntersuchungen. Sie können sich auch häufiger gesunde Lebensmittel und Freizeitaktivitäten leisten, die ihre körperliche und geistige Gesundheit fördern, wie aus der Studie des DIW hervorgeht.

Der Einfluss von Lebensstil und Gesundheitsbewusstsein

Einkommen und Gesundheitsbewusstsein hängen oft eng miteinander zusammen. Menschen mit einem höheren Einkommen und Bildungsniveau haben laut eines Online-Beitrags von Quarks in der Regel ein stärker ausgeprägtes Bewusstsein für gesundheitliche Vorsorge und Prävention. Sie nutzen häufiger Angebote wie Krebsfrüherkennungen oder Diabetikerschulungen. Im Gegensatz dazu sind Menschen aus ärmeren Schichten häufig weniger in der Lage, an solchen Programmen teilzunehmen, sei es aus Zeitmangel, fehlendem Zugang oder mangelnder Information. Dies führt dazu, dass Krankheiten in diesen Bevölkerungsgruppen oft später erkannt werden, was die Sterberaten erhöht.

Ein zentraler Aspekt ist dabei auch die psychische Belastung, die mit finanziellen Schwierigkeiten einhergeht. Studien belegen, dass Menschen mit geringem Einkommen oft unter stärkerem psychischen Stress leiden, was zu einem ungesünderen Lebensstil führt. Diese Menschen neigen eher dazu, ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum oder eine schlechte Ernährung zu entwickeln, was wiederum ihre Lebenserwartung negativ beeinflusst. Laut einer Analyse des Robert-Koch-Instituts sind diese Faktoren entscheidend für die geringere Lebenserwartung einkommensschwacher Menschen.

Regionale Unterschiede und ihre Auswirkungen auf die Lebenserwartung

Ein weiterer wichtiger Faktor, der mit dem Einkommen zusammenhängt, sind regionale Unterschiede in der Lebenserwartung. Wie eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, ist die Lebenserwartung in sozioökonomisch benachteiligten Regionen Deutschlands signifikant niedriger. Menschen in diesen Gebieten haben oft weniger Zugang zu hochwertigen medizinischen Dienstleistungen und leben in einer Umgebung, die sich negativ auf ihre Gesundheit auswirkt.

Besonders auffällig ist die Tatsache, dass in ärmeren Regionen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs häufiger auftreten, was die Sterblichkeit in diesen Gebieten erhöht. So beträgt der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den ärmsten und den wohlhabendsten Regionen bei Männern bis zu 3,5 Jahre. Diese Diskrepanz hat sich während der COVID-19-Pandemie noch weiter verstärkt, was zeigt, dass die regionalen Ungleichheiten tief verwurzelt sind und sich in Krisenzeiten noch verschärfen können.

Bildung und Einkommen als Schlüsselfaktoren

Ein entscheidender Faktor, der mit dem Einkommen in Verbindung steht, ist die Bildung. Wie aus einer weiteren DIW-Studie hervorgeht, haben Menschen mit einem höheren Bildungsniveau in der Regel auch höhere Einkommen, was wiederum ihre Lebenserwartung positiv beeinflusst. Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss sind häufiger in weniger körperlich belastenden Berufen tätig, was ihre allgemeine Gesundheit schont. Zudem sind sie besser in der Lage, sich über gesundheitsrelevante Themen zu informieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Diese Wechselwirkungen zwischen Bildung, Einkommen und Gesundheit verstärken die soziale Ungleichheit, da Menschen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten häufiger in Berufen tätig sind, die ihre Gesundheit stärker belasten und ihnen weniger Spielraum für präventive Gesundheitsmaßnahmen bieten, so die DIW-Studie abschließend.

D. Maier / Redaktion finanzen.net

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