Kritik

Gesundheitsexperte: EM-Sorglosigkeit macht bei Corona 'alles kaputt'

29.06.21 07:30 Uhr

Gesundheitsexperte: EM-Sorglosigkeit macht bei Corona 'alles kaputt' | finanzen.net

Vor dem Achtelfinale der deutschen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion in London fordert der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen mehr Corona-Vorsicht bei der Europameisterschaft.

"Es besorgt mich als Gesundheitspolitiker und Arzt gleichermaßen, wenn trotz des rasanten Anstiegs gefährlicher Virusvarianten an den dicht-gedrängten Fußballstadien, oftmals ohne ausreichenden Abstand und Maske, festgehalten wird", sagte der Bundestagsabgeordnete am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Bei dem Achtelfinale gegen England erlaubt die britische Regierung erstmals während der Europameisterschaft 45 000 Zuschauer in Wembley. Wegen der Corona-Reiserestriktionen aufgrund der Delta-Variante werden nur wenige deutsche Fans erwartet. Großbritannien ist als Virusvariantengebiet eingestuft.

Dahmen wandte sich generell gegen den derzeitige Corona-Kurs der EM-Verantwortlichen. "Inzwischen sind ja sogar Nationalspieler mehrerer Mannschaften infiziert", sagte er. "Wir machen so alles kaputt, was wir uns an niedrigen Fallzahlen aufgebaut haben." Der Politiker und Arzt forderte: "Fußball sollte Vorbild sein und nicht in trügerischer Sorglosigkeit selbst zum Pandemietreiber werden."

Vor dem Hintergrund der EM und der Reisemobilität brauche es verschärfte Testregeln für Rückkehrer und eine konsequente Durchsetzung der Quarantäne, forderte Dahmen. "Sonst werden am Ende des Sommers ausgerechnet Kinder und Familien die Leidtragenden von Sorg- und Rücksichtslosigkeit sein."

Auch in Deutschland greift die ansteckendere Delta-Variante immer mehr um sich. Sie macht mittlerweile einen Anteil von mindestens 35 Prozent an untersuchten Proben aus, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Montag in einer Schalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern gesagt hatte. Da die Daten bereits einige Tage alt seien, sei der Anteil derzeit tatsächlich sogar auf rund 50 Prozent zu schätzen.

BERLIN (dpa-AFX)

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