Karriere-Tipp

So meistern Arbeitnehmer die Probezeit - Karriereberater klären auf

27.03.22 21:54 Uhr

So meistern Arbeitnehmer die Probezeit - Karriereberater klären auf | finanzen.net

Wenn die Euphorie im neuen Job verfliegt, machen sich Alltag und Realität breit. Daher dient die Probezeit als Praxistest für Arbeitnehmer und Unternehmen, man lernt Kollegen kennen und findet sich in seinen Aufgabenbereich ein. Experten erläutern, wie die Probezeit bravourös überstanden wird und welches Verhalten angebracht ist, wenn es nach ein paar Wochen nicht mehr funktioniert.

Expertenrat zur Probezeit

Egal ob ein Berufseinstieg oder ein Jobwechsel anstehen, mit einem neuen Arbeitsumfeld kommen neue Aufgaben, Kollegen und Vorgesetzte. Hier dient die Probezeit zum Kennenlernen und Abwägen, ob die Vorstellungen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer übereinstimmen.

Wenn Erwartungen und Realität zu weit auseinander klaffen, kommt es in dieser Phase häufig zu Kündigungen beider Parteien. Karriereberater klären auf, worauf Arbeitnehmer und -geber in dieser Periode zu achten haben.

Das richtige Verhalten während der Probezeit

Verlief das Bewerbungsgespräch erfolgreich und der Start im neuen Unternehmen steht bevor, ist eine gute Vorbereitung auf die anstehende Tätigkeit der erste Schlüssel zum Erfolg.

Der frisch eingestellte Mitarbeiter sollte sich im Vorfeld ausgiebig über den Arbeitgeber informieren, rät der Karriereberater Kurt Schaffner im Interview mit dem Spiegel. Ein zuvor vereinbarter Probearbeitstag ist für bei Parteien erstrebenswert, "So kann man die Unternehmenskultur vorab etwas besser kennenlernen, sich auf die Aufgabengebiete besser vorbereiten und schon einmal mit den neuen Kollegen sprechen", erklärt der Karriereberater.

Auch zum Start der meist sechsmonatigen Probezeit sollte sich der Mitarbeiter zunächst in der Firma etablieren. Wer zu schnell Unternehmensstrukturen verändern möchte, eckt bei Kollegen und Führungskräften schnell an. Jürgen Hesse, Karrierecoach aus Berlin, erklärt im Gespräch mit der Süddeutschen, "Das erste halbe Jahr ist ein Schleudersitz. Man kann da ohne große Begründung jederzeit nach Hause geschickt werden".

Häufige Gründe für eine Kündigung in der Probezeit stellen Integrationsprobleme und unpassendes Verhalten des Neuen dar. "Wer sich sofort überall einmischt und ständig Verbesserungsvorschläge macht, wird von den Kollegen und Vorgesetzten schnell als Feind wahrgenommen", führt Hesse aus.

Dementsprechend gilt es, gute Leistungen zu bringen, ohne dabei verhaltensauffällig zu werden, oder ganze Konzepte auf den Kopf zu stellen.

Wann und wie sollte der Arbeitnehmer in der Probezeit kündigen?

Doch auch Arbeitnehmer können während der Probezeit jederzeit kündigen. Diese Option sollte in Betracht gezogen werden, wenn beispielsweise die zugeteilten Aufgaben nicht den ursprünglich vereinbarten entsprechen. "Oft handelt es sich um zwischenzeitlich geänderte Rahmenfaktoren, die der neue Mitarbeiter erst erkennt, sobald er in dem Unternehmen arbeitet", erklärt Schaffner.

Er ergänzt: "[Oder] wenn die Zusammenarbeit an einer fixen Variable wie der Struktur der Firma scheitert, dann muss ich eine Unternehmenskultur finden, in der ich mich wohlfühle". Dabei ist es wichtig sich einzugestehen, dass rechtzeitige Umorientierung in vielen Fällen die langfristig bessere Lösung darstellt. Martin Wehrle, Karriereberater, verdeutlicht im Interview mit der Süddeutschen, "Man muss sich klarmachen: Schwierigkeiten, die schon in der Probezeit auftreten, die werden sich im Laufe der Jahre noch massiv verstärken".

Bevor letztendlich tatsächlich frühzeitig die Kündigung eingereicht wird, sollte zunächst ein Gespräch mit dem Vorgesetzten gesucht werden, so lassen sich unter Umständen gewisse Unstimmigkeiten bereinigen. Sollte keine Lösung gefunden werden, "[sollte man] nicht einfach wutentbrannt alles [hinschmeißen] - das rächt sich immer. Man darf keine verbrannte Erde hinterlassen", warnt Hesse.

Bei der Neubewerbung für eine andere Stelle gilt es dann, richtig mit der Kündigung in der Probezeit umzugehen. Es empfiehlt, sich das Thema offen zu diskutieren, der Arbeitnehmer soll klarstellen, dass aus eigenen Beweggründen gekündigt wurde, so Schaffner.

"Viele waren schon mal bis über beide Ohren verliebt - und nach dem dritten Rendezvous war es dann schon wieder aus", legitimiert Hesse eine Kündigung in der Probezeit.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net

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