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Der Abschluss als Diplom-Ingenieur: Was dieser Titel heute noch bringt

23.02.23 06:32 Uhr

Der Abschluss als Diplom-Ingenieur: Was dieser Titel heute noch bringt | finanzen.net

Obwohl die Standardisierung des deutschen Hochschulsystems bereits vor über zwei Jahrzehnten im Zuge des Bologna-Prozesses begann, gibt es neben den international vergleichbaren Abschlüssen Bachelor und Master noch einige Ausreißer - darunter auch den Titel des Diplom-Ingenieurs.

Bachelor, Master und Diplom-Ingenieur

Wer einen Hochschulabschluss anstrebt, erreicht in der Regel nach sechs bis sieben Semestern den ersten berufsqualifizierenden Abschluss - den Bachelor, kurz BA. Wer sich eingehender spezialisieren möchte, kann innerhalb von vier weiteren Semestern seinen Masterabschluss, kurz MA, machen. Dies gilt auch für technische Studiengänge, deren Zielabschluss häufig ins Spektrum des Ingenieurwesens fällt. Dabei dürfen sich Bachelor-Absolventen bereits als Ingenieure bezeichnen.

Neben dem Bachelor- und Mastersystem existiert weiterhin die Möglichkeit, sich für einen Diplomstudiengang einzuschreiben, der auf zehn Semester ausgerichtet ist und einen direkten Weg zum Titel Diplom-Ingenieur, kurz Dipl.-Ing. darstellt. Dieser gilt für die jeweilige ausgewählte Fachrichtung und ist dem Mastertitel gleichwertig.

Geht es nur um Titel-Stolz?

Laut einer Statistik der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) existieren über 20.000 Studiengänge in Deutschland - darunter 179 Diplomstudiengänge an Fachhochschulen und Universitäten. Wie die Analysten der Zeit anmerken, würden insbesondere Ingenieure am Titel des Diplom-Ingenieurs hängen, da dieser international gesehen hohes Ansehen genießt. Laut Bildungsportal ist sogar eine Neigung festzustellen, nach der der Titel Dipl.-Ing. als höherwertig wahrgenommen wird, als der MA-Titel.

Eine klare Meinung dazu vertritt dabei Ernst Schmachtenberg, der ehemalige Rektor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, gegenüber brand eins. Er vergleicht den Titel des Dipl.-Ing. mit einer der wertvollsten Marken Deutschlands: "Diese international strahlende Marke abzuschaffen ist in etwa so sinnvoll, als wenn sich Mercedes von seinem Stern trennen würde" und verweist hinzukommend auf das Prestige, das mit der über 100 Jahre alten Berufsbezeichnung einhergeht. Er fügt hinzu: "[…] der Dipl.-Ing. steht weltweit für deutsche Wertarbeit - dafür, dass das Auto fährt, die Brücke hält und das Kraftwerk funktioniert".

Das sollten Studienanfänger wissen

Wie Prof. Gerald Gerlach, Prorektor für Bildung der Technischen Universität Dresden, gegenüber der Zeit anmerkt, haben sowohl die BA-MA-Laufbahn als auch die Dipl.-Ing.-Laufbahn ihre Vor- und Nachteile. Er unterstreicht jedoch die Flexibilität des BA-MA-Systems, indem er darauf hinweist, dass viele Erstsemester sich zu Beginn ihres Studiums noch im Unklaren sind, was ihre akademische Laufbahn und Spezialisierung betrifft. Er merkt daher an, dass er den BA-MA-Weg aufgrund der größeren Entscheidungsfreiheit präferiert und verweist weiterhin darauf, dass viele Studienanfänger nach den ersten sechs Semestern ins Arbeitsleben starten oder einen anderen Weg einschlagen möchten, indem er sagt: "Dann ist es sicherlich erst einmal günstiger, mit einem Bachelor-Studiengang zu starten." Wer sich tiefergehend mit der Materie beschäftigen will, kann sich nach seinem ersten Abschluss dafür entscheiden, einen Master anzuhängen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Westend61/Getty Images