"Boomerang Hiring": Warum sich die Rückkehr zum alten Arbeitgeber lohnen kann
Früher war es als schlecht für die Karriere verschrien, heute wird es immer geläufiger: Der Wechsel zurück zu einem früheren Arbeitgeber. Für wen kann das eine gute Option sein, welche Fragen sollte man sich selbst stellen und worauf sollte man bei der Rückkehr achten?
Zurück zum alten Job: Ist das nicht ein Rückschritt?
Noch vor nicht allzu langer Zeit scheuten sich Arbeitnehmer davor, in ihrem Lebenslauf die Rückkehr zu einem früheren Arbeitgeber stehen zu haben. Ein solcher Schritt wurde allgemein als Manko in der Karriere betrachtet, die meisten wollten davon bloß die Finger lassen. Doch heutzutage sieht es anders aus: Der Wechsel zurück in einen ehemaligen Job hat nicht nur deutlich an Ansehen gewonnen, er kann sogar einen Pluspunkt darstellen, da er durchaus viele Vorteile mit sich bringen kann. Laut dem Handelsblatt sind 40 Prozent aller Arbeitnehmer offen dafür, ein Drittel hat diesen Schritt sogar schon einmal getan. Ein erheblicher Grund hierfür ist der allgemeine Fachkräftemangel: Die Unternehmen können es sich schlichtweg nicht leisten, qualifizierte Arbeitskräfte einfach so abzuweisen, nur weil sie den Betrieb schon einmal verlassen haben.
Ein Wechsel zurück macht aber nur dann Sinn, wenn es dafür handfeste Gründe und eine positive Motivation gibt. Es sollte ein Aufstieg auf der Karriereleiter sein, kein Abstieg. Darum sollte man sich die Frage stellen: Warum kehre ich zurück? Wenn man es deshalb tut, weil man einfach keine andere Lösung sieht, ist das ein schlechtes Zeichen. Vielmehr sollte man in der Zwischenzeit durch Erfahrungen bei anderen Unternehmen neue Fähigkeiten erworben haben und deshalb bei den Verhandlungen mit dem Ex-Arbeitgeber in einer starken Position sein. Man sollte sich dazu in der Lage sehen, ein deutlich höheres Gehalt herauszuschlagen als beim Weggang - niedriger darf es auf gar keinen Fall sein. Dies ist in sehr vielen Fällen durchaus möglich, denn als ehemaliger Angestellter bringt man einige Argumente an den Tisch, deretwegen sich der Arbeitgeber glücklich schätzen kann, einen ehemaligen Angestellten wieder bei sich willkommen zu heißen.
Die Chancen stehen gut
Warum also ist man als Unternehmens-Veteran in einer vorteilhaften Position, wenn man sich dazu entschließt, seine Karriere bei einem früheren Arbeitgeber fortzusetzen? Zunächst einmal bringt man natürlich einiges an wertvoller Erfahrung in Bezug auf das Unternehmen mit: Man kennt bereits die Strukturen, die Einzelheiten der Abläufe und Entscheidungsprozesse und man hat selbstverständlich auch einiges an Wissen über die Branche. Die Einarbeitungszeit kann sehr kurz gehalten werden, schließlich kennt man sich ja höchstwahrscheinlich noch von früher mit dem Wichtigsten aus.
Darüber hinaus kann man auch damit punkten, dass man seit dem Weggang bei anderen Arbeitgebern wertvolle Erfahrungen gesammelt und sich neue Fähigkeiten angeeignet hat, nicht zu vergessen sind auch all die neuen Kontakte, um die man das eigene Netzwerk erweitert hat. Abgesehen davon sind überdies die Kunden bereits mit einem vertraut, da man schon einmal mit ihnen gearbeitet hat. Ein langwieriger Bewerbungsprozess erübrigt sich, es genügen ein strukturiertes Interview sowie faire Verhandlungen über das Gehalt.
Darauf sollte man unbedingt achten
Damit die Rückkehr glatt über die Bühne geht, dürfen einige wichtige Punkte auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Da wäre zunächst einmal die Frage: Wie ist der Weggang abgelaufen? Gab es eine hitzige Auseinandersetzung mit dem Vorgesetzten, in deren Zentrum eine unüberwindbare Meinungsverschiedenheit gestanden hat? Gab es Ärger mit den Kollegen? Werden einen diese Kollegen mit offenen Armen wieder bei sich willkommen heißen oder gäbe es Reibereien wegen alten Streitigkeiten? Derlei Umstände wären gute Gründe, sich eine Rückkehr zweimal zu überlegen.
Dann gilt es auch zu bedenken, ob der alte Arbeitgeber wirklich die beste Wahl ist. Warum habe ich das Unternehmen verlassen? War es, weil ich um der Liebe willen in eine neue Stadt gezogen bin oder gab es Gründe, die direkt mit dem Unternehmen zusammenhingen, die mich zum Weggang bewegt haben? Sollte Letzteres der Fall sein, so sollte man sich darüber klar werden, ob diese Gründe noch immer bestehen und ob man im alten Beruf wirklich Freude finden würde.
Kommt man zu dem Schluss, dass der Wechsel zurück in der Tat die beste Wahl ist, so kommt es darauf an, dem Arbeitgeber all die Gründe vor Augen zu führen, weshalb dieser einen zurücknehmen sollte. Hierbei sollte man stets realistisch bleiben. Wie GQ erklärt, greift das genannte Argument mit den bereits bekannten Strukturen und Abläufen beispielsweise nur dann, wenn der Weggang höchstens zwei Jahre zurück liegt. Bei längeren Zeiten, wie zum Beispiel fünf Jahre, sind die meisten Arbeitgeber nicht davon überzeugt, dass der Bewerber sich noch ausreichend gut mit den internen Prozessen auskennt, um dies als einen Grund für eine Wiedereinstellung zu werten.
So schlägt man das meiste Gehalt raus
Zu guter Letzt stellt sich eine der wichtigsten Fragen: die nach dem Gehalt. Wie Robert Half Talent Solutions richtigerweise ausführt, versteht es sich bei einem Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber in den meisten Fällen von selbst, ein höheres Gehalt zu fordern. Kehrt man jedoch zu einem alten Arbeitgeber zurück, gestaltet sich diese Frage nicht ganz so eindeutig. Es kommt hier darauf an, sich bereits im Vorhinein ganz genau darüber klar zu werden, wie die eigenen Vorstellungen aussehen. Man sollte in den Verhandlungen alle genannten Punkte, die in dieser Situation für einen sprechen, stark hervorheben und dem ehemaligen Arbeitgeber deutlich machen, wie dieser davon profitieren kann, wenn er sich zu einer Wiedereinstellung entscheidet. Die besten Chancen auf eine substantielle Gehaltserhöhung bestehen selbstverständlich dann, wenn man es schafft, in einer höheren Position als zuvor wieder aufgenommen zu werden. Gelingt dies, so hat man die Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber auf die bestmögliche Art gemeistert.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
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