IT-Arbeitsmarkt in Not?

COVID-19 macht auch vor sonst so gefragten IT-Jobs keinen Halt

04.09.20 12:36 Uhr

COVID-19 macht auch vor sonst so gefragten IT-Jobs keinen Halt | finanzen.net

Noch vor der COVID-19-Pandemie waren laut dem "Indeed Hiring Lab" die Berichte zum Fachkräftemangel eindeutig: IT-Fachleute waren sehr gefragte Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt und konnten aus einem großen Angebot an Stellenausschreibungen wählen. Doch als wie krisensicher konnte sich die Branche im Laufe der Pandemie erweisen?

Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosenzahl in Deutschland laut der Bundesagentur für Arbeit um 635.000 auf 2.910.000 Menschen. Eine Auswertung des ifo-Instituts für Golem.de im April hat ergeben, dass auch für IT-Dienstleistungsberufe mehr Unternehmen Personal ab- anstatt aufbauen wollen.

Überdurchschnittlicher Anstieg der IT-Arbeitslosenzahlen

IT-Fachkräfte kommen in sehr vielen unterschiedlichen Branchen zum Einsatz. Darunter befinden sich auch Branchen, die stark von der Pandemie betroffen sind. Das führt zwangsläufig dazu, dass die COVID-19-Pandemie auch vor dem IT-Arbeitsmarkt keinen Halt macht.

Die Anzahl der Arbeitslosen im IT-Bereich hat im Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 32,8 Prozent zugenommen. Bundesweit stieg im selben Monat die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Mai im Vorjahr um 25,8 Prozent. Das geht aus einem Bericht des "Indeed Hiring Lab" hervor. Zwar gäbe es Berufe, deren Arbeitslosenzahlen noch stärker gestiegen sind, wie beispielsweise bei Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen, deren Arbeitslosenzahlen um 52,7 Prozent höher ausfallen. Dennoch sei dem Bericht nach der Anstieg der IT-Arbeitslosenzahlen überdurchschnittlich hoch und ein Indikator dafür, wie stark die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt tatsächlich seien.

Weniger Stellenausschreibungen

Wie Indeed-Analysen zeigen, sind Stellenausschreibungen für IT-Berufe im Vergleich zur gesamten Entwicklung der Stellenausschreibungen in Deutschland leicht überdurchschnittlich zurückgegangen. Besonders Stellenausschreibungen im Bereich Data Analytics und Informationsmanagement sind stärker zurückgegangen als beispielsweise Jobs im IT-Support oder der IT-Infrastruktur.

Dabei wird einer Analyse der Suchanfragen auf Indeed zufolge verstärkt nach neuen Jobs in diversen IT-Bereichen gesucht, was auf die höheren Arbeitslosenzahlen zurückzuführen ist. Suchanfragen wie "Data Scientist" oder "Data Analyst" sind fortwährend zunehmend gefragter. Dieser Trend begann bereits in der Zeit vor der COVID-19-Pandemie. Dabei haben es auch Fachkräfte in der Tech-Branche momentan schwerer, Arbeit zu finden. Wie das Portal Talent.io im April in einer Analyse von Jobportalen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien ausgewertet hatte, planten zu diesem Zeitpunkt im Schnitt rund 4 von 10 Unternehmen, vorerst keine Arbeitskräfte einzustellen.

Zukunftstrends geben Entwarnung

Dennoch berichtet Indeed Hiring Lab und das Online-Portal Online-Recruiting.net übereinstimmend, dass vor allem nach der COVID-19-Pandemie IT-Fachkräfte wieder stärker bei den Unternehmen gefragt sein dürften. Die zunehmende Digitalisierung, die durch COVID-19 nochmals einen ordentlichen Beschleunigungsschub erfuhr, dürfte IT-Fachleuten in Zukunft weiter in die Karten spielen. Denn spätestens hierfür werden sie voraussichtlich wieder händeringend benötigt.

Redaktion finanzen.net

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