Schnelles Internet von SpaceX: Deutscher Professor widerspricht der Starlink-Utopie
Deutsche Politiker hoffen, in dem Satellitennetzwerk Starlink von Elon Musks Firma SpaceX die Lösung für das Problem der Breitbandversorgung gefunden zu haben. Doch eine neue Studie könnte diese Träume platzen lassen: Die Kapazitäten des Systems genügen anscheinend vorne und hinten nicht.
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Starlink: Flächendeckende Breitbandversorgung?
Für die deutsche Politik erscheint die Versorgung der Bundesrepublik mit Breitband via Satellit durchaus ein gangbarer Weg zu sein: Da die Verlegung von Kabeln oder Glasfaser-Netzwerken immer mit großem Zeitaufwand und hohen Kosten verbunden ist, ließen sich durch den Einsatz eines Satellitennetzwerks möglicherweise viel Zeit und Geld sparen. Praktischerweise existiert ein solches bereits in Form des Satellitennetzes Starlink von SpaceX, dem US-amerikanischen Weltraumunternehmen von Elon Musk.
Wie Computerwoche jedoch berichtet, hat die Wissenschaft nun Salz in diese Suppe gestreut: Einer Studie mit dem Titel "Gutachten zur Leistungsfähigkeit von Starlink" zufolge, verfüge Starlink gar nicht über die Kapazitäten, um genügend Haushalte in Deutschland mit Breitband zu versorgen und die Lücke zu schließen. Die Studie ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sie von Breko, der Interessensvertretung der Glasfasernetzbetreiber, in Auftrag gegeben wurde. Der Verband ist naturgemäß eher gegen die Nutzung von Satelliten.
Die Grenzen der Technologie
Laut den Ergebnissen der Studie wäre durch den Einsatz von Starlink eine Versorgung mit 100 Mbit/s von lediglich 1,3 Millionen Haushalten möglich, was in Deutschland einen Marktanteil von gerade mal drei Prozent ausmachen würde. Damit würde das Ziel des bisherigen Koalitionsvertrags, Deutschland bis 2025 zur flächendeckenden Gigabit-Gesellschaft auszubauen, meilenweit verfehlt werden: Sollten alle Anschlüsse nämlich 1 Gbit/s liefern, so wäre die Anzahl der Haushalte auf 134.000 beschränkt. Wolle man hingegen alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland über Starlink versorgen, so käme man pro Teilnehmer auf kümmerliche 167 Kbit/s, und zwar auch nur unter der Bedingung, dass der von SpaceX ausgearbeitete Plan für Phase 3 gelingt, nämlich fast 42.000 LEO-Satelliten in den Orbit zu schießen.
Professor Dr.-Ing. Kristof Obermann von der Technischen Hochschule Mittelhessen führt heise zufolge noch einen weiteren Kritikpunkt ins Feld. Da das Starlink-Netz einen sehr hohen Installationssaufwand beim Teilnehmer erfordere, sei das Satellitennetz auch gegenüber bereits bestehenden Mobilfunktechnologien seiner Ansicht nach nicht konkurrenzfähig.
Eher für Business-Kunden
Ein großer Vorteil, den Starlink mit sich bringt, ist seine sehr geringe Latenz. Aus diesem Grund ist es nicht nur für professionelle Anwendungen wie etwa das Highspeed-Trading in der Finanzindustrie, sondern auch für IoT, autonomes Fahren oder Maschinenkommunikation sowie 5G-Low-Latency-Anwendungen interessant. Starlink ist also wohl eher weniger für Privat-, sondern eher für Business-Kunden von Interesse. Gundbert Scherf, Partner und zuständig für Tech-Themen bei der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey, äußerte sich dazu gegenüber dem Handelsblatt folgendermaßen: "Privatkunden sind nicht unbedingt die Kernzielgruppe für Starlink. Wichtiger sind kommerzielle Kunden…".
Mit Microsoft hat das Satellitennetz von SpaceX bereits einen prominenten Anwender vorzuweisen. Der Tech-Riese ist Partner von Starlink und hat die Absicht, über das Netz im Rahmen von Azure Space Satellitenzugänge zu seiner Cloud-Plattform Azure zu vermarkten.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
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