getnow-Insolvenz

Der online-Supermarkt getnow meldet Insolvenz an - bekannter Investor an Pleite beteiligt?

09.11.20 13:02 Uhr

Der online-Supermarkt getnow meldet Insolvenz an - bekannter Investor an Pleite beteiligt? | finanzen.net

Sich drehende Zahnräder, "Wartungsarbeiten" als Überschrift - so sieht die getnow-Website aktuell aus. Nun wurde bekannt: Das Unternehmen steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten.

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Das getnow-Konzept

Gegründet 2015 durch Marc Funk und Alexander Emming sollte das Berliner "eFood"-Startup getnow New Gmbh - kurz getnow - Lebensmittel von METRO per DHL an seine Kunden liefern - ein Vorgang, der aufgrund ausbleibender Kosten für Lagerung und Lieferflotte besonders günstig sein sollte. In einem Blogbeitrag, der am 5. Mai dieses Jahres beim Fact Finder Blog veröffentlicht wurde, zeigt sich das Unternehmen positiv gestimmt, indem sowohl eine Kundenbindung von über 100.000 Kunden als auch ein Durchschnittswarenwert von 100 Euro pro Einkauf bei getnow genannt wird. Das Ziel bestand darin, möglichst viele Lebensmittelhändler ins Boot zu bekommen, um deren Artikel ausliefern zu können. Für Globus wurde das Konzept der Bestellung mit anschließender Selbstabholung eingeführt.

Ansässig ist getnow aktuell in München; den Posten des Geschäftsführers hat Sebastian Wiese inne.

Erst offline, dann insolvent?

"Wir arbeiten mit Hochdruck an einer schnellen Lösung unseres technischen Problems. Schau' doch einfach später nochmal vorbei. Dein getnow Team" - so die Aufforderung bei Aufruf der getnow-Website. Die sogenannten ‘technischen Probleme’ wirken in Anbetracht der schwerwiegenden finanziellen Schwierigkeiten, in denen sich das Unternehmen aktuell befindet, wie ein Euphemismus. Denn trotz des Lockdowns in Folge der aktuellen COVID-19-Pandemie, der als Katalysator für den Erfolg von Unternehmen im eFood-Sektor diente, beschweren sich getnow-Kunden bereits seit geraumer Zeit via Facebook über den Online-Lieferdienst. Stornierte Waren und ausbleibende Lieferungen - so der Duktus der Facebook-Kommentare.

Pressemeldung gibt Gewissheit

In einer am 26. Oktober erschienenen Pressemeldung wurde nun sowohl den Insolvenz-Antrag als auch die Investorensuche des Startups bekanntgegeben. Max Liebig, der vorläufige Insolvenzverwalter, äußert sich folgendermaßen zu diesem Fall: "Getnow ist als Start-Up-Unternehmen nach wie vor auf Fremdkapital angewiesen, um den bis zuletzt defizitären Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Es wird nunmehr unverzüglich ein strukturierter M&A-Prozess aufgesetzt, der insbesondere auch auf eine übertragende Sanierung zielt. Die Getnow verfügt nach bisherigen Erkenntnissen insbesondere über eine besondere Online-Expertise im Lebensmittelhandel, eine bewährte Technologieplattform zur vollständigen Abwicklung des operativen Betriebes im Bereich eFood und einen guten Markennamen. Wir werden in den nächsten Tagen verstärkt potenzielle Interessenten ansprechen und stehen interessierten Investoren für alle Fragen gerne zur Verfügung."

Mögliche getnow-Insolvenz von Wirecard-Skandal beeinflusst?

Neben getnow stellte laut Informationen, die den Experten der "Welt" vorliegen, auch IMS Capital Partners - mit 38,7 Prozent einer der größten Anteilseigner des Unternehmens - einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Verbindung zu Wirecard wird dabei durch IMS-Capital-CEO, Aleksander Vucak, hergestellt, der Geschäftsbeziehungen zum ehemaligen Wirecard-Vorstandsmitglied, Jan Marsalek, pflegte. Marsalek tauchte nach Bekanntwerden des Skandals unter. Gegenüber Vertrauten soll dieser laut Manager Magazin jedoch einen Betrag von 50 Million Euro erwähnt haben, den er in ein digitales Startup - mutmaßlich getnow - investiert haben soll - eine Tatsache, die ihn zum größten getnow-Anteilseigner machen würde.

Redaktion finanzen.net

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