Amazon, Zalando & Co.: Kostenlose Retouren belasten Klima - Ökonomen fordern gesetzlich verankerte Gebühr
Jahr für Jahr kaufen in Deutschland immer mehr Verbraucher Produkte aus dem Internet. Günstige Angebote und kostenloser Rückversand stellen hierbei die größten Vorteile dar. Doch darunter leidet das Klima.
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Retouren belasten das Klima
In Deutschland wächst der Onlinehandel fortlaufend, die Umsätze dürften 2019 um rund elf Prozent auf insgesamt 70 Milliarden Euro steigen. Dies geht aus Schätzungen vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel hervor. Das Dilemma: Jedes sechste Paket wird vom Verbraucher wieder an den Onlinehändler retourniert, wodurch nicht nur zusätzlicher Müll entsteht, sondern auch die Umwelt und das Klima verstärkt belastet werden. 2018 beliefen sich die Rücksendungen auf circa 490 Millionen Artikel, heißt es in einer Studie der Universität Bamberg. Darum fordern die Wirtschaftswissenschaftler eine gesetzlich veranlasste Retouren-Gebühr, da diese die Rücksendungen erheblich reduzieren würde. Dadurch würden automatisch auch CO2 und Abfall reduziert, heißt es in der Bamberger Studie.
Retourkosten könnten Lösung des Problems darstellen
Im Auftrag der Studie befragte die Forschungsgruppe Mitte des Jahres 2019 insgesamt 129 deutsche Onlinehändler. "Die Ergebnisse zeigen, dass viele Versandhändler große Anstrengungen unternehmen, um die artikelbezogenen Retourenquoten abzusenken", erläutert Dr. Björn Asdecker, Lehrbeauftragter der Universität Bamberg und Leiter der Studie, gegenüber dem Informationsdienst Wissenschaft (idw). Klassische Maßnahmen wie detaillierte Größentabellen oder eine Online-Kundenberatung hätten jedoch keine effektive Wirkung gezeigt. Das Kundenverhalten bezüglich der Rücksendungen sei auf gleichem Niveau geblieben, heißt es in der Studie.
Eine Retouren-Gebühr von wenigen Euro würde die Anzahl der Rücksendungen hingegen um 16 Prozent senken, prognostizierten die befragten Händler. Auf das vergangene Jahr hochgerechnet würde das die Rücksendungen um 80 Millionen auf 410 Millionen Retouren reduzieren. Laut Studienleiter Asdecker könnten hierdurch knapp 40.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Kunden würden außerdem von günstigeren Onlinepreisen profitieren, da Händler die Kosten der potentiellen Retouren stets im Verkaufspreis inkludieren. Dementsprechend könnten Kunden von der gesetzlichen Retouren-Gebühr sogar profitieren, sofern sie die eigenen Rücksendungen minimieren.
Eingriff in den freien Wettbewerb?
Die in der Studie untersuchten 129 Onlinehändler generieren mit 5,5 Milliarden Euro knapp acht Prozent des erwarteten Gesamtumsatzes des deutschen Onlinehandels 2019. 19 Händler, also 15 Prozent der Befragten, erheben bereits eine feste Gebühr für Retouren. Als größter Onlinehändler reagiert nun auch Amazon auf die exzessiven Rücksendungen der Kunden. So erhebt der Marktführer bereits Retourkosten auf gewisse Produkte.
Auch ein Großteil der Einzelhändler wünscht sich, portofreie Retouren abschaffen zu können. Allerdings befürchten sie, dadurch an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, konkretisiert die Studie. Dementsprechend könne eine gesetzlich verankerte Gebühr für Chancengleichheit sorgen. Kostenfreie Retouren stellen für Großhändler allerdings Wettbewerbsvorteile dar. Somit wird die Gebühr von vielen Marktführern als äußerst kritisch betrachtet.
"Eine gesetzlich verpflichtende Rücksendegebühr würde einen staatlichen Eingriff in den Markt und Wettbewerb darstellen, der stets nur das letzte Mittel im Fall eines Marktversagens sein darf. Erkenntnisse aus der Studie reichen nach unserer Einschätzung nicht aus, diese Frage zu entscheiden", kommentiert der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland die Ergebnisse der Studie.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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