Gender Pay Gap

Ungleichheit bei Löhnen: Das ist die Gender Lifetime Earnings Gap

31.10.23 22:57 Uhr

Ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen: Das sagt die Gender Lifetime Earnings Gap aus | finanzen.net

Eine Studie hat die ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern herausgestellt. Dabei wurden jedoch nicht, wie sonst üblich, die Bruttostundenlöhne als Messgröße zur Hand genommen, sondern das Lebenserwerbseinkommen. Im Ergebnis spiegelt sich die Signifikanz der ungleichen Bezahlung wider.

Lebenserwerbseinkommen

In Deutschland und weltweit herrscht Ungleichheit beim Einkommen von Frauen und Männern, die Schere der Löhne steht dabei sehr weit auseinander. In der Regel werden hier zur Veranschaulichung die Stundenlöhne miteinander verglichen, doch stellt man die Einkommen eines gesamten Arbeitslebens von Mann und Frau gegenüber, wird die Ungleichheit noch deutlicher.

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2020 hat zu diesem Zweck die durchschnittlichen Lebenserwerbseinkommen für West- und Ostdeutschland gegenübergestellt. Im Ergebnis verdienen Frauen 45 beziehungsweise 40 Prozent weniger als Männer.

Während ein Mann in Westdeutschland in seinem Berufsleben durchschnittlich 1,5 Millionen Euro verdient, kommen Frauen lediglich auf circa 830.000 Euro. Im Osten Deutschlands fällt der Unterschied etwas geringer aus, hier verdienen Frauen mit 660.000 Euro etwa 40 Prozent weniger als Männer, mit einem Lebenseinkommen von 1,1 Millionen Euro.

Traditionelle Messgröße "verschleiert" Ungleichheit

Die Studie stellt somit die sogenannte "Gender Lifetime Earnings Gap" heraus. Die Unterschiede von 45 beziehungsweise 40 Prozent im Westen und Osten Deutschlands sind demnach so signifikant, dass hochqualifizierte Frauen, die 1974 oder früher geboren sind, genauso viel verdienen wie geringqualifizierte Männer.

Doch auch für Akademikerinnen ab dem Jahrgang 1975 schließt sich diese große Lohnlücke nicht vollkommen. Sie können im Durchschnitt laut der Studie mit einem Einkommen rechnen, welches dem eines mittelqualifizierten Mannes gleichkommt.

Üblicherweise wird für die Bemessung der Gender Pay Gap der Unterschied zwischen den Bruttostundenlöhnen bei Mann und Frau ausgewertet. Wie das Statistische Bundesamt für das Jahr 2022 ermittelt hat, liegen die Löhne dann nur noch 18 Prozent auseinander.

Manuela Barišic, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung, kommentiert in der Studie, dass dieses Verfahren, "die derzeit geltende Messgröße, der Gender Pay Gap, verschleiert, wie groß die Kluft zwischen Männern und Frauen beim Einkommen tatsächlich ist".

Mütter verdienen noch weniger

Die Ungleichheit trifft vor allem Mütter, sie haben auf dem Arbeitsmarkt stets schlechtere Chancen. Wer als Frau Kinder hat, muss mit einem signifikant niedrigeren Lebenserwerbseinkommen rechnen als ohne Kinder. Währenddessen spielt dies für Väter kaum eine Rolle.

So ist die Schere zwischen Männern und Müttern nochmals erheblich größer, als die zwischen Mann und Frau ohne Kinder. Mütter, die 1985 geboren sind, können im Durchschnitt mit einem Lebenserwerbseinkommen zwischen 570.000 und 580.000 Euro rechnen, je nachdem ob sie im Westen oder Osten von Deutschland leben.

Dabei sind 50 Prozent dieser Ungleichheit der Arbeit in Teilzeit und längeren Arbeitsauszeiten geschuldet, Faktoren dafür sind die Kinderbetreuung sowie die Pflege von Verwandten und Angehörigen.

"Ein erheblicher Teil des Arbeitskräftepotenzials von Frauen wird aktuell nicht voll ausgeschöpft", erklärt Barišic.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: el lobo / Shutterstock.com, Pressmaster / Shutterstock.com